T+A Solitaire T – Hörtest und FazitZunächst einmal sollte der Solitaire T beweisen, ob die Versprechungen der Entwickler bezüglich seiner passiven Abstimmung eingehalten werden können. Also per Kabel und im ausgeschalteten Zustand an einem hochwertigen Kopfhörerverstärker. Mit dem symmetrischen Kabel am Pentaconn-Ausgang des Questyle CMA Fifteen DAC/Kophörerverstärker wurde schnell klar, dass T+A nicht übertrieben hat.
Der „T“ musste sich gegen zwei rein passive, kabelgebundene Kopfhörer der Spitzenklasse beweisen: den Focal Clear MG rund 1.500 Euro;
Testbericht) und den Fostex TH-909 (ca. 2.500 Euro). Beides dynamische Schallwandler mit offener Konstruktion und damit eher Dipol-Charakter, womit diese tendenziell im Vorteil sind, wenn es um Luftigkeit und Weite der Abbildung geht. Der geschlossene Solitaire T (Druckwandler) muss sich hinter diesen aber nicht verstecken, zumal er dank Bluetooth ein viel größeres Einsatzspektrum bietet. Er überzeugt im Passiv-Modus mit einer äußerst ausgewogenen und zugleich für einen Closed-Back-Hörer wunderbar befreiten Wiedergabe, auch wenn diese nicht ganz die Präzision und Auflösung des Fostex erreicht. Dem Focal bietet er aber locker Paroli.
Sehr positiv fällt auf, wie ausgewogen und verfärbungsfrei den T+A-Machern die Abstimmung des Solitaire T gelungen ist. Der Fostex ist ihm gegenüber etwas heller, der Focal wärmer abgestimmt. T+A trifft hier die goldene Mitte. Der Herforder spielt ungeheuer kraftvoll, herzhaft und farbstark. Im Bass kommt ihm seine geschlossene und resonanzarme Konstruktion zugute, die ihm zu ordentlich Punch verhilft, ohne irgendwie aufgedickt zu wirken. Entgegen weniger guten geschlossenen Konstruktionen (und den meisten In-Ears) wirkt der Klang des „T“ auch niemals aufdringlich und zu direkt.
Mit dem iPhone per Bluetooth gekoppelt und Musik via Qobuz zugespielt, lautet die erste erfreuliche Erkenntnis, dass sich der Klangcharakter des „T“ im Aktivbetrieb so gut wie gar nicht verändert. Hier zahlt sich manuelle akustische Abstimmung voll aus. Der T+A spielt aktiv wie passiv stets mit dem selben ausgewogenen Charakter. So gelungen wie hier habe ich das noch bei keinem anderen BT-Hörer erlebt.
Hinzu kommt, dass das Grundrauschen im aktiven Betrieb minimal ist. Im Modus ANC off und HQ Mode ist es nahezu unhörbar. Mit aktivem ANC ist ein leichter Rauschteppich bislang nicht ganz zu vermeiden, aber auch hier verhält sich der T+A vorbildlich.
Wird die aktive Geräuschunterdrückung aktiviert, verringert sich das Niveau lauter Umgebungsgeräusche sehr deutlich. Doch auch damit bleibt der Grundcharakter unverändert und es sind auch keine lästigen Artefakte zu vernehmen, die mit starkem ANC manchmal einhergehen. Nur bei höchster ANC-Einstellung und wenn keine Musik läuft, spüre ich eine Art leichten Druck auf den Ohren. Wie bei Druckveränderungen in einem Flugzeug, nur nicht so stark und nicht kontinuierlich zunehmend. Das ANC wirkt also nicht vollkommen neutral auf das Gehör. Ein Umstand, der auf alle ANC-Schaltungen zutrifft. Meistens noch stärker spürbar, als beim T+A. Bei laufender Musik merkt man das aber nicht.
Über die Companion-App kann bei Bedarf die ANC-Wirkung in zwei Stufen abgeschwächt werden. Mir persönlich reicht übrigens die rein passive Geräuschdämmung des „T“ meistens aus. Aber auf einem längeren Flug oder in der Bahn würde ich das ANC auch zuschalten.
Bleibt noch der HQ-Modus, der seinem Namen im Solitaire T alle Ehre macht. Der Sabre DAC und die Class-A Ausgangsstufen sorgen gegenüber der Route über den Sony-Chip noch mal für etwas mehr dynamische Spielfreude und besseres Feingefühl in den Mitten und Höhen, was sich insbesondere bei längeren Hörsessions auszahlt. Die Musik wirkt entspannter und weniger harsch – überspitzt ausgedrückt.
Nach dem Wechsel zurück in den Kabelmodus und am Questyle DAC/Kopfhörerverstärker ist klar: hier geht noch mal einiges mehr. In allen Frequenzbereichen gewinnt die Musik an Druck und Spannung, wirkt aber zugleich müheloser und selbstverständlicher. Zuhause bevorzuge ich den Kabelmodus. Aber zum Glück ist auch die Bluetooth-Wiedergabe über den T+A ein Genuss.
Fazit – The One!Normalerweise muss man sich für einen unschönen Kompromiss entscheiden: Entweder ein Bluetooth-Kopfhörer, der nicht mit guten kabelgebundenen Hörern mithalten kann, oder ein hochklassiger Kopfhörer für daheim. Der
T+A Solitaire T deckt beides ab. Er ist als High-End Passivkopfhörer ebenso überzeugend, wie als Mobilkopfhörer. Zumindest kenne ich keinen anderen BT-Hörer, der diese beiden Anwendungsgebiete so gelungen miteinander verbindet.
Wer einen besseren geschlossenen Kopfhörer sucht, muss schon ziemlich tief in die Tasche greifen. Dazu bietet der T+A Solitaire T alle Vorteile von Reisekopfhörern, plus eine fantastische Verarbeitungsqualität. Angesichts seiner rundum gelungenen Performance ist der „T“ für mich zur Zeit der mit Abstand attraktivste All-Round-Kopfhörer für Musikliebhaber mit hohem Klanganspruch.
Der Preis ist hoch, aber T+A macht mit dem Solitaire T auch keine Kompromisse und stellt sich keinem (aussichtslosen) Preiskampf. Einen Kopfhörer wie diesen gönnt man sich, oder eben nicht.
Zusammenfassung der wichtigsten Eigenschaften:- stromloser, symmetrischer Kabelbetrieb möglich
- neu entwickelter Treiber mit 42 mm Durchmesser, über 120 dB Schalldruck
- Druckkammersystem mit Schallführungen und Spezialfiltern zur Linearisierung und für druckvollen Bass
- analog abgestimmte Akustik mit speziell bedämpfter Membran aus Zellulose gegen Spulenresonanz
- kein „Computational Audio“ dank sorgfältiger analoger Abstimmung
- HQ-Modus mit Sabre DAC und Class-A Ausgangsstufe
- Aus dem Vollen gefräste Aluminiumteile, perlgestrahlt und eloxiert
- Gelenke aus Hartmetall
- antiallergenes Kunstleder
- kabelgebunden analog oder Digital per USB-C ohne Datenkomprimierung
- klare (männliche) Stimme für gesprochene Statusmeldungen
- „Active Analog“ für Kabelbetrieb mit Zugang zur Lautstärkeregelung und ANC
- Bluetooth 5.1 Class 2, Qualcomm QCC 5127 Chip (SBC, AAC, aptX, aptX HD)
- CXD - Sony ANC Noise canceling Chip
- Esstech ES9218 Sabre DAC
- 2 Kommunikationsmikrofone, 2 ANC-Microfone
- Frequenzgang 4 - 22.000 Hz
- Klirrfaktor < 0,05 % (1 kHz / 94 dB)
- Kabel und Adapter: 1,4 m unsymmetrisch (Klinke 3,5+6,3), symmetrisch 3 m (Pentaconn), USB-C, Flugzeugadapter
- Akku 1200 mAh, Li-Ion: 70 h, 35 im HQ Mode, 2 Std. Ladezeit
- Gewicht: 326 g
Plus/Minus T+A Solitaire T+ einer der bestklingenden BT-Over-Ears überhaupt
+ auch als Passivkopfhörer auf Spitzenklasse-Niveau
+ exzellenter Tragekomfort
+ edles Design und top verarbeitet
+ tolle Ausstattung
+ sehr lange Akkuausdauer
+ intuitive, praxisgerechte Bedienung
+ sehr effektives ANC
+ hohe passive Geräuschdämmung
+ kein Knarzen oder Knirschen
+ symmetrische und unsymmetrische Kabelverbindung möglich
+ komfortables Case mit herausnehmbarem Kabelfach
– kostspielig