Test: Violectric HPA V280 symmetrischer Kopfhörerverstärker – Einer für Alle
Violectric HPA V280: VorstellungWie das Familienoberhaupt V281 ist mein Testkandidat symmetrisch aufgebaut. Allerdings nicht wie im HiFi-Bereich oft üblich durchgängig vom Ein- bis zum Ausgang, sondern in einer eher studiotypischen Push-Pull- (Gegentakt-) Konfiguration. Am XLR-Eingang ankommende Signale werden dabei zunächst desymmetriert, durch Lautstärkeregelung und Vorstufe geleitet, anschließend von der vierteiligen Verstärkerstufe verarbeitet und für den 4-poligen XLR-Kopfhöreranschluss dann wieder symmetriert.
Über das Design der Violectric-Gehäuse kann man sicherlich geteilter Meinung sein, denn es ist durchweg eher technisch nüchtern und sehr funktional. Man erkennt sofort die Herkunft aus dem Studiobereich, wo vordergründige Design-Spielereien keine so große Rolle spielen wie im Endverbrauchermarkt. Goldene Standfüße reißen es auch nicht heraus. Allerdings werden Fotos dem aufwendig gemachten Gehäuse nicht ganz gerecht. In Natura wirkt der knapp 5 cm flache und 17 cm breite V280 allein wegen seiner hohen Material und Verarbeitungsqualität sehr edel und haptisch angenehm. Die aus überdurchschnittlich dicken Alu-Strangprofilen gefertigten und grau Nextel-beschichteten Gehäusedeckel runden das positive Gesamtbild ab.
Was aus zweidimensionalen Abbildungen auch nicht so gut hervorgeht, ist die enorme Gehäusetiefe des V280. Satte 33 cm Stellfläche von vorne bis hinten (inkl. Lautstärkeregler) benötigt er. Anschlussstecker und Kabel der Kopfhörer, die an der Front eingesteckt werden, kommen noch hinzu.
Bleiben wir an der Front. Diese ist aus einem massiven Stück Alu gefertigt, schwarz oder silber eloxiert und mit lasergravierten Beschriftungen versehen. Rechts befindet sich ein satt einrastender, „harter“ ON/OFF-Schalter mit einer darunter angebrachten blauen Power-LED. Der V280 hat keine Standby-Funktion. – Braucht er auch nicht, denn eine Steuerung per Fernbedienung ist hier nicht vorgesehen. Auch nicht optional, wie beim V281.
In der Mitte der Frontplatte finden sich drei Kopfhöreranschlüsse: 2x Klinke 6,35 mm und eine 4-polige XLR-Buchse für symmetrische Kopfhörer wie die Rewind Referenz beyerdynamic T1 (2G). Es können wahlweise ein oder zwei unsymmetrische Kopfhörer oder ein symmetrischer Kopfhörer betrieben werden.
Etwas weiter links an der Front sitzt der griffige Lautstärke-Drehregler aus Alu, der mit einer ausreichend feinen Rasterung versehen ist und über ein hochwertiges Alps RK 27 Poti wirkt. Selbst im untersten Regelbereich hat dieses Poti im Test keinerlei hörbare Kanalabweichungen produziert. – Alles in allem bietet die Front also alles Wesentliche, was man zum Musikgenuss über Kopfhörer braucht und verzichtet auf Extras wie einen Balance-Regler oder Quellenwahltasten, wie es der größere V281 bietet.
An der Rückseite wird’s aber noch mal interessant. Hier sind standardmäßig zwei Cinch-Buchsen für unsymmetrische, analoge Quellen und ein paar XLR-Buchsen für symmetrische analoge Quellen zu finden. Mein Testgerät war mit dem optionalen USB DAC-Modul 24/192 ausgestattet (200 Euro Aufpreis) und besitzt dementsprechend eine USB-Buchse für den Anschluss an Mac und PC. Für erstere wird wie üblich kein zusätzlicher Treiber benötigt. Einfach USB-Kabel mit dem Mac verbinden, den V280 als Ausgabegerät wählen und ab geht die Musik.
Aber da ist noch mehr sehenswertes an der Rückseite. Für jeden der beiden Kanäle gibt es eine DIP-Schalterbank mit je vier Switches. Hierüber lässt sich der sogenannte Pre-Gain einstellen und damit der V280 an den Kennschalldruck des angeschlossenen Kopfhörers anpassen. Ohne zu weit auszuholen und oft Geschriebenes zu wiederholen: Kopfhörer mit unterschiedlicher Impedanz und Effizienz spielen unterschiedlich laut. Hat man einen sehr lauten Kopfhörer, könnte es sein, dass man schon auf 9-Uhr-Position des Lautstärkereglers einen sehr hohen Pegel hat. Den restlichen Regelbereich kann man dann kaum noch nutzen und möglicherweise kann man den Pegel auch nicht leise genug drehen. Umgekehrt könnte es mit sehr leisen Kopfhörern passieren, dass man selbst bei Rechtsanschlag des Reglers nicht genug Pegel hat. Mit den Pre-Gain-Schaltern kann man den „Basispegel“ des V280 (alle DIP-Schalter unten) entweder um 6 oder 12 dB absenken, oder um 6 oder 12 dB anheben. So lässt sich das Gerät an die meisten Kopfhörer anpassen, um einen möglichst großen Lautstärke-Regelbereich zu haben.
Last but not least sei noch erwähnt, dass der V280 an der Rückseite über eine Kaltgerätebuchse für die Stromversorgung verfügt. Bedeutet: kein externes Netzteil. Im Inneren finden sich tatsächlich sogar zwei kräftige, gekapselte Ringkerntrafos.
Womit wir zu weiteren Features des V280 kommen, die allerdings nur von innen zugänglich sind.