Violectric HPA V280: Vorstellung – FortsetzungWer keine Scheu davor hat, das Gerät aufzuschrauben, kann den V280 weiter an seine persönlichen Anforderungen bzw. an elektrische Gegebenheiten in seiner Kette anpassen.
Etwas im Geräteinneren zu konfigurieren ist zwar nicht gerade die komfortabelste Lösung, aber auch keine Raketenwissenschaft. Die mitgelieferte deutschsprachige Bedienungsanleitung erklärt alles ganz ausführlich und ist für technisch Interessierte zudem sehr informativ. Also, worum handelt es sich bei den geheimnisvollen Settings?
Zunächst gibt es da die Möglichkeit, die Cinch-Buchsen des V280 von Ein- zu Ausgängen per Jumper umzukonfigurieren. Der V280 kann somit auch als Vorverstärker beispielsweise zum Anschluss an Endstufen oder Aktivlautsprecher benutzt werden. Leider funktioniert das nur mit den unsymmetrischen Cinch-Buchsen. Als symmetrische Line-Vorstufe kann man das Gerät nicht nutzen.
Des weiteren findet sich im Inneren ein sogenannter Ground-Lift Jumper. Kurz gesagt dient der dazu, in gewissen Konfigurationen auftretende Brummschleifen zu beseitigen. Klasse Sache und bei weitem kein Standard-Feature.
Nach dem Anschluss des V280 per USB am Mac hatte ich tatsächlich ein lästiges Brummen über die Kopfhörer zu beklagen. Kein Problem, dachte ich, dafür gibt es ja Ground-Lift. Also alles abstöpseln, Gerät wieder aufschrauben (ich hatte es zuvor für Fotos schon einmal geöffnet), entsprechenden Jumper umsetzen, zusammenschrauben, anschließen und… verflixt! Es brummt tatsächlich noch mehr!
Mit Brummschleifen unterschiedlichster Art hatte ich in meinem Leben schon oft zu tun. Nachdem es sich als äußerst unwahrscheinlich erwies, dass mein Testgerät einen Defekt hatte, konnte ich das Problem mit einigen Versuchen recht schnell identifizieren: Es lag ganz einfach daran, dass ich den Netzstecker des Violectric nicht an der gleichen Netzleiste wie meinen Mac angeschlossen hatte, der als Musikquelle dient! Eigentlich ein Anfängerfehler, für den ich mich ein bisschen schäme. Jedenfalls gilt: Möglichst alle Komponenten der Musik-Kette an dieselbe Steckdosenleiste anschließen. Auch wenn die Quelle ein Mac oder PC ist. Für High-Ender gibt es für diesen Zweck spezielle Netzleisten mit unterschiedlich gefilterten / nicht gefilterten Steckdosen für digitale und analoge Komponenten, damit diese sich – unabhängig von der Brummproblematik – nicht gegenseitig klanglich über den Netzanschluss beeinträchtigen. Zum Beispiel von
Oehlbach.
Zurück zum V280. Der Ground-Lift Jumper ist also eine tolle Sache, aber kein Allheilmittel. Trotzdem sehr lobenswert, dass die Lake People einen solchen spendiert haben, auch wenn er etwas umständlich zugänglich ist. – Ich habe den V280 ein weiteres Mal öffnen müssen, um den Jumper wieder in seine Standardposition zu versetzen. Nach dem Steckerwechsel in die andere Netzleiste ist von Brummen nun keine Spur mehr zu vernehmen. Nicht im geringsten! Genau so vorbildlich verhält sich der V280 beim Grundrauschen. In Musikpausen bei Digital Null ist selbst bei Rechtsanschlag des Reglers so gut wie nichts zu vernehmen.
Die vier Verstärkermodule im Bauch des V280 arbeiten mit Op-Amps und nicht in diskretem Class-A. Die Entwickler sehen darin für die Verstärkung von Kleinsignalen Vorteile gegenüber diskreten Schaltungen und halten den höheren Aufwand der diskreten Bauweise in diesem Segment sogar für reine Vermarktungsstrategie. So impliziert es zumindest die Beschreibung in der Bedienungsanleitung. So weit würde ich persönlich nicht gehen. Letztlich entscheidend ist aber nur, was hinten raus kommt. Dazu später mehr.
Auf jeden Fall liefern die Op-Amps im V280 für praktisch jeden dynamischen und magnetostatischen Kopfhörer Leistung im Überfluss. Bei 600 Ohm (wie beim beyerdynamic T 1) sind es satte 1800 mW. Zum Vergleich: Der
kürzlich getestete und gewiss nicht schwachbrüstige Auralic Taurus MKII schafft an 600 Ohm „nur“ 1.000 mW am symmetrischen Ausgang. – Aber HiFi-Fans wissen: Leistung allein ist nicht alles. – Womit wir zum praktischen Teil kommen.
Nein, halt! Ein paar Worte muss ich noch zum optionalen DAC-Modul verlieren.
Der Kunde kann zwischen einem Wandlerchip der „Mittelklasse“ mit 24 Bit / 96 kHz oder einem der „Spitzenklasse“ mit 24 Bit / 192 kHz wählen und muss sich für eine von 3 Anschlussarten entscheiden: USB (asynchron), Coax oder TosLink. Aus den Bestelloptionen auf der Webseite geht nicht hervor, dass man auch noch zwischen einem Tenor TE 8802 oder einem X-MOS Chip wählen kann (
siehe hier), wobei für Apple-User die X-MOS-Variante empfohlen wird, die in meinem Testgerät verbaut war.
Ein Nachteil der Violectric-DAC-Optionen ist, dass keine davon DSD unterstützt. Auch das neue und in Zukunft vermutlich wichtig werdende MQA von Meridian wird nicht unterstützt. (Mehr zu MQA finden Sie
hier bei den Kollegen von modernhifi.de.) Was durchaus gute Gründe sein können, lieber auf einen externen DAC wie den Meridian Explorer² (
Testbericht) zu setzen, was auch kostentechnisch keinen großen Unterschied macht.
So, nun aber ins Eingemachte…