Test Volumio MOTIVO: Streaming-Konsole im iPad-Stil mit KI-gestützter Musiksuche
Audio-Streamer sind heute so etwas wie die CD-Player in den Neunzigern. Jeder Hersteller hat einen (oder mehrere) im Angebot, und wer nicht, der entwickelt einen – oder verliert an Marktbedeutung. Nachdem klar ist, dass die Mehrheit aller Benutzer sich mit Abo-basierten Streamingdiensten für musikalische Unterhaltung arrangiert haben, und seitdem eben diese Musik-Anbieter dank schnellem Internet auch Musik in höchster Qualität bereit stellen können, verlieren die letzten physischen Musikdatenträger immer mehr an Bedeutung.
Es gibt Audio-Streamer für jeden Anspruch und Geldbeutel, sowie in unterschiedlichsten Größen und Formen. Die allermeisten davon im typischen Stil von HiFi-Komponenten. Mit dem MOTIVO kommt jetzt eine weitere Form hinzu. Es handelt sich im Prinzip um ein Tablet, das in ein leicht angeschrägtes Gehäuse eingebaut wurde, in dem neben der Streaming-Elektronik noch ein hochwertiger DAC und Ein- und Ausgangsanschlüsse für diverse externe Geräte und ein Kopfhörerverstärker eingebaut wurden. So, wie es auch in vielen anderen Audio-Streamern zu finden ist, nur eben in Pultform mit Touch-Oberfläche.
Volumio aus Italien hat sich vor allem mit seinem offenen Volumio OS einen Namen gemacht, das kostenlos auch
auf PCs und Raspberry Pi installiert werden kann. Doch Volumio bietet auch speziell für sein OS konstruierte Hardware wie den
hier getesteten RIVO an. Der
MOTIVO ist das jüngste Produkt des Unternehmens. Die Entwicklung begann schon vor 2020, hat sich aus verschiedenen Gründen aber länger als üblich hingezogen. Michelangelo Guarise, CEO von Volumio, erklärte mir die Verzögerung auf Nachfrage:
„Der erste Grund war, dass wir unsere Community in das Design einbezogen haben. Denn wenn man das perfekte Produkt für Audiophile machen will, sollte man besser Audiophile fragen, wie ihr perfektes Produkt aussehen sollte. So sammelten wir die Rückmeldungen von mehr als 600 Personen aus unserer Community. Auf diese Weise entstand MOTIVO, welcher vom traditionellen Designprozess abwich und daher mehr Zeit benötigte. Dann gab es einen großen Showstopper, als die Pandemie ausbrach: MOTIVO war kurz davor, in Produktion zu gehen, aber auch die großen Schwierigkeiten bei der Chip-Beschaffung damals machte es uns einfach unmöglich, in Produktion zu gehen, also wurde das Projekt auf Eis gelegt.“
Nun ist der MOTIVO aber fertig und ich konnte mir einen umfassenden Eindruck von dem Konzept verschaffen.
Zunächst die wichtigsten Fakten: Der Hybride aus Tablet und HiFi-Streamer verfügt alle wichtigen Anschlüsse, die man von so einem Gerät heute erwartet. Neben einem Hauptschalter und Gleichstromanschluss (9V Netzteil mitgeliefert) finden sich an der Rückseite:
- RJ45 Gigabit-LAN für kabelgebundene Netzwerkverbindung
- 2x USB 2.0 für Speichermedien, externen DAC oder CD-Laufwerk
- I²S Digitalausgang über eine HDMI-Verbindung
- Toslink und Coax S/PDIF-Digitalausgang
- 2x kombinierter Analogausgang XLR oder Klinke/Kopfhörer
- 1x Stereo Cinch-Analogausgang
Für drahtlose Verbindung unterstützt der MOTIVO natürlich auch WLAN (802.11a/b/g/n/ac; 2,4 und 5 GHz) und Bluetooth (5.0).
Als D/A-Wandler kommt in seinem Inneren ein ESS Sabre ES9038 mit Unterstützung für 32Bit/384 KHz und DSD256 zum Einsatz. Galvanische Trennung der wichtigsten Baugruppen sorgt für niedrigstes Rauschen und zwei Texas Instruments TPA6120A2 Kopfhörertreiber mit Dual-Rail-Linearregler sollen anspruchsvolle Kopfhörer-Fans erfreuen. Dafür stehen an der Rückseite zwei kombinierte XLR-Klinke-Anschlüsse bereit, wobei einer für Hörer niedriger Impedanz vorgesehen ist, der Andere für hochohmige Kopfhörer. Der gleichzeitige Betrieb von zwei Kopfhörern ist damit nicht vorgesehen. Zur Steuerung kommt entweder der im Gerät integrierte 8“ Touchscreen zum Einsatz, oder die Volumio App auf einem iDevice oder Mac/PC. Eine klassische IR (oder BT-) Fernbedienung gibt es nicht. Der große rote Button über dem Display ist ein Dreh-Drück-Knopf für Lautstärke und On/Standby.