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Test Volumio MOTIVO: Streaming-Konsole im iPad-Stil mit KI-gestützter Musiksuche

Volumio MOTIVO: Praxis

Die Stromversorgung des MOTIVO erfolgt über ein externes Steckernetzteil. Das bedeutet einerseits noch eine „Wandwarze“, andererseits bietet das experimentierferudigen Nutzern die Möglichkeit, hochwertigere Netzteil auszuprobieren, denn die Qualität der Stromversorgung hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Klang.


Nach dem Einschalten über den großen, roten Knopf dachte ich zunächst, da stimmt was nicht. Es dauerte knapp 30 Sekunden, bis das Display das erste mal eine Lebenszeichen von sich gab. Dann noch mal fast eine Minute, bis der MOTIVO endlich einsatzbereit war. Als Multiroom-fähiges System, das auch als Server dienen kann, ist der MOTIVO ganz klar für den Dauerbetrieb ausgelegt und soll nicht jedes Mal nach dem Musikgenuss herunter gefahren werden. Der Stromverbrauch hält sich zum Glück in Grenzen, ist aber trotzdem nicht ganz optimal:

* Runtergefahren: 1,2 W
* im Betrieb (Leerlauf und auch bei Kopfhörerwiedergabe): 9-10 W
* Netzwerk-Standby: rund 7 W

Andere Hersteller bzw. Komponenten machen vor, dass auch im Netzwerk-Standby ein niedriger Stromverbrauch möglich ist. Als Beispiel sei hier der Vollverstärker Technics SU-GX70 genannt, der bei voller Netzwerk-Bereitschaft gerade einmal 1,2 W benötigt.

Wie in den meisten Fällen üblich, kann die Netzwerkverbindung wahlweise drahtlos per WLAN oder per LAN-Kabel hergestellt werden. Normalerweise bevorzuge ich LAN, nutze aber in diesem Fall aus praktischen Gründen WLAN. Das bedeutet ein Kabel weniger am Gerät, welches man ja auch mal ein wenig auf dem Tisch hin und her schieben möchte. Im besten Fall sind für den Betrieb des MOTIVO mindestens zwei Kabel nötig: Strom und Kopfhörerkabel oder Pre-OUT.


Dank des Display in der Größe eines iPad mini und seiner Pultform ist die Bedienung am Desktop sehr komfortabel. Auch auf einem Tresen (und somit beispielsweise auch in der Gastronomie) ist die eher nach oben ausgerichtete Bedienoberfläche sehr praktisch. Und wie weiter oben schon erwähnt kann die Anzeige und Steuerung natürlich auch von jeden beliebigen Smartphone oder Tablet erfolgen. Oder vom Mac/PC.

[Screenshots]

In der Summe aller Dinge erfreut der MOTIVO mit einer schnell erlernbaren Benutzeroberfläche. Doch im Detail sind mir ein paar Dinge negativ aufgefallen. So spiegelt beispielsweise das Glas recht kräftig und gegen Fingerabdrücke ist es auch nicht beschichtet. Der MOTIVO ist schnell mit Abdrücken und Wischstreifen übersät, die sich auch nicht so einfach wie beim iPad wegwischen lassen.

Zwar haben nur weniger Audio-Streamer ein 8 Zoll großes Display, aber das heißt leider nicht, dass alles perfekt ablesbar ist. Viele Bedienelemente und Menüs sind viel zu klein. Manchmal vollkommen unnötig klein, weil genug Platz da wäre. Volumio hat allerdings schon anklingen lassen, dass es mit einem künftigen Update Einstellmöglichkeiten für die Darstellungsgröße geben soll.

Ein paar Screenshots der Volumio-Oberfläche.

Beim Vergleich der Bedienung am Gerät und über das iPad fällt noch etwas auf. Die Leistung des Grafikprozessors im MOTIVO ist nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Im Gegensatz zu dem vom iPad oder iPhone gewohnten butterweichen Scrollbewegungen ruckelt es auf dem Volumio-Bildschirm doch merklich. Nicht so schlimm, dass es die Bedienung stört. Außer vielleicht für diejenigen, die schon einen Hirnkollaps kriegen, wenn das Display nicht mit mindestens 120 Hz refresht.

Einen Wunsch hätte ich noch für eine schnellere Bedienung. Und zwar einen „globalen“ Home-Button, oder wie bei neueren iDevices eine Wischgeste von unten noch oben, mit der man immer auf dem Home-Bildschirm landet, welcher beim MOTIVO unter anderem die Quellenauswahl bietet. Die große rote Taste böte sich dafür eigentlich an, doch die schaltet den MOTIVO bei einem Druck lediglich in Standby (oder regelt durch drehen die Lautstärke). Beim derzeitigen Softwarestand ist besagtes Home-Menü nicht immer intuitiv auffindbar. Zunächst muss der Bildschirm einmal nach links gewischt werden. Je nachdem, in welchem Screen man zuvor war, muss zusätzlich noch ein kleiner Pfeil links oben angetippt werden.

Neben den Quellen finden sich im Home-Menü Symbole für den Zugriff auf die lokale Musikbibliothek, die Streamingdienste, Internetradio, Favoriten und weiteres. Außerdem findet sich hier das Eingabefeld, über das die Musiksuche erfolgen kann. Bei Bedarf durch umlegen eines kleinen Schalters mittels der Volumio KI-Suche, die ich im Test des RIVO genauer beschrieben habe.


Die zuvor hervorgehobenen Kritikpunkte sollten aber nicht den Eindruck erwecken, die Bedienung des MOTIVO wäre schlecht. Ist sie nicht! Nach kurzen Eingewöhnungszeit geht alles leicht von der Hand und man freut sich über die vielen Möglichkeiten, auch was das Setup mit persönlichen Einstellungen angeht.

Screenshots vom iPhone


Kommentare

Oxxle
Oxxle03.08.24 11:06
Hallo Frank,

"Wiedergabe auf SONOS und Chromecast" - kann das Gerät also als "Bedienkonsole" für eine Sonos-Anlage genutzt werden? Inkl. Laut und Leise?

Danke für eine Info...
0
sonorman
sonorman03.08.24 11:38
Mangels Sonos-Hardware konnte ich das nicht ausprobieren. Er kann an Sonos streamen, aber ob er auch dessen Lautstärke steuern kann, weiß ich leider nicht.

In der Volumio Community wurde das schon thematisiert, aber eine eindeutig klärende Antwort habe ich dort nicht gefunden. Kann sein, dass es nicht geht.
0
DasFaultier03.08.24 12:06
Genau mein Humor, 1800€ verlangen und dann ne ruckelnde Oberfläche anbieten. Das ist doch schon mehr als dreist. Mein 10 Jahre alter Yamaha verbraucht im Netzwerkstandby weniger als der Motivo - bei einer solch langen Entwicklungszeit ein absolutes NoGO.

Vielleicht bei Version zwei, wirds besser
+3
Huba03.08.24 17:24
Danke für den Test.
Ein netter Zug, dass man beim Erwerb des Motivi die Premium Variante als Lifetime Lizenz bekommt! Ganz anders z.B. wie bei Roon Labs, wo man für mehrere tausend Dollar einen Roon Server kauft — und die benötigte Lizenz nur ein Jahr lang funktioniert, statt auch hier Lifetime beizulegen.

Ich finde es allerdings immer problematisch, bei einer Klangeinschätzung Vergleiche mit mehrfach teureren Geräten vorzunehmen. Der Kopfhörer für 300 klingt super — aber im Vergleich zum Spitzen-Focal für 5000 etwas dünn. Die kleinen feinen Lautsprecher klingen ausgezeichnet — aber im Vergleich zu den Wilson Audio ziemlich breiig.
Ich fände es persönlich sinnvoller, wenn Du bei Vergleichen ungefähr im selben Preissegment bleiben würdest. Einen Fiat Panda vergleicht man ja auch nicht mit einem BMW, Porsche… du weisst glaube ich, was ich meine.
+2
sonorman
sonorman03.08.24 17:45
Huba
Danke für den Test.
Ein netter Zug, dass man beim Erwerb des Motivi die Premium Variante als Lifetime Lizenz bekommt! Ganz anders z.B. wie bei Roon Labs, wo man für mehrere tausend Dollar einen Roon Server kauft — und die benötigte Lizenz nur ein Jahr lang funktioniert, statt auch hier Lifetime beizulegen.
Ein Roon Server kostet nicht zwingend "mehrere tausend Dollar", sondern ist ab etwa 500 Dollar erhältlich. . Als Bastellösung noch günstiger, sofern man noch einen NUC bekommt. Das Geschäftsmodell von Roon ist zudem komplett anders, als das von Volumio.
Ich finde es allerdings immer problematisch, bei einer Klangeinschätzung Vergleiche mit mehrfach teureren Geräten vorzunehmen. […] Ich fände es persönlich sinnvoller, wenn Du bei Vergleichen ungefähr im selben Preissegment bleiben würdest. …
Wenn ich einen Streamer wie den MOTIVO teste, der keinen eigenen Verstärker für Passivlautsprecher hat, dann mache ich keine Klangvergleiche unterschiedlicher Lautsprecher, sondern (wenn vorhanden) mit unterschiedlichen Streamern. Die Lautsprecher dienen als Abhör-Referenz. Je besser, desto einfacher kann ich das Gerät und seine Konkurrenz einschätzen. Davon abgesehen habe ich nicht für jede Testkomponente Lautsprecher im passenden Preisbereich vorrätig.

Bei Kopfhörern habe ich Modelle unterschiedlicher Preisklassen an dem MOTIVO getestet, wie aus dem Text auch hervor geht. Daher auch die Empfehlung für den Focal Hadenys, der preislich und klanglich gut passt.
+1
pcp
pcp04.08.24 17:41
besten Dank @sonorman für den Artikel und den sich daraus ergebenden Fingerzeig auf Volumio =)

Ein bissi Gebastel später habe ich meinen alten Raspi Zero mit Mopidy in Rente schicken können und nutze nu Volumio auf nem ohnehin laufenden kopflosen Raspi 4b. Mit Daten vom NAS (oder gelegentlich RadioParadise) gefüttert, macht ein kleiner Dragonfly Wandler einen (für meine alten Ohren) brauchbaren Ton. Das ehemalige mini Display des Zero, nebst enthaltener vier Tasten (Pimoroni Pirate Audio Hat), wird weiter verwendet und durch ein Plugin via Volumio angesteuert.

Funktion von Volumio ist angenehm 'rund', nu muss ich mir Gedanken zu nem passenden Gehäuse machen...
o.0
0

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