Test Walther Pro PL70r – Und worauf Sie beim Kauf von LED-Taschenlampen achten sollten
Walther PL70r: BeschreibungEs ist schon erschreckend, wie umständliche EU-Vorschriften und technische Tricks ein eigentlich ganz simples Produkt wie eine Taschenlampe zu einem Monster an Komplexität machen können. Dabei meine ich gar nicht die (in der Regel zugekauften) LED-Chips, die kleine Wunderwerke für sich sind, sondern vielmehr die Art und Weise, wie diese mit Energie versorgt und angesteuert werden. Bevor ich dazu etwas näher ins Detail gehe, hier erst mal die noch recht simple Beschreibung des Testprobanden Walther PL70r.
Die Lampe ist neben der zum Vergleich herangezogenen LED Lenser M7R X (siehe Foto auf Seite 5) ein wenig kürzer. Ihr dünnerer Schaft und der etwas dickere Lampenkopf geben der Walther eine optisch andere Balance. In der Hand wirkt sich das kaum aus. Außerdem verwendet Walther ein matteres Schwarz bei der Eloxierung, wodurch sie etwas mehr „stealthy“ wirkt, als die LED Lenser. Den silbernen Ring am Leuchtkopf und die Gesamtform der LED Lenser finde ich persönlich etwas eleganter, aber das ist natürlich reine Geschmacksache.
Für besagten Kaufpreis von derzeit rund 100 Euro findet sich in der Verpackung neben der Lampe
- ein Li-Ion-Akku mit 2.200 mAh (Typ 18650)
- eine Batteriehalterung für drei AAA-Batterien
- ein USB Auto-Ladeadapter für 12V
- eine Ladeschale für den Li-Ion-Akku plus USB-Ladekabel
- ein USB Netz-Ladegerät
- eine Nylon Gürteltasche
- eine Handschlaufe
- Ersatz-Dichtungsringe (die PL70r ist Spritzwassergeschützt nach IPX 4)
- eine mehrsprachige Kurzanleitung
- eine mehrsprachiges Faltblatt mit Nutzungshinweisen
Ziemlich umfangreiche Beigaben, die für die Praxis sehr gut durchdacht sind. Aber hier zeigen sich auch schon erste konzeptionelle Unterschiede zur zum Vergleich herangezogenen LED Lenser M7R X. Dazu später mehr. Walther betonte mir gegenüber auch, wie viel Arbeit und Herzblut in die 15-sprachige Anleitung geflossen sind, was ich absolut nachvollziehen kann. Allerdings ist insbesondere die Anleitung mit den Nutzungshinweisen (ein großes Faltblatt) aufgrund der vielen Sprachen etwas unübersichtlich und dazu sehr klein gedruckt. Zum Glück ist die Lampe in der Anwendung nicht so kompliziert, dass man ständig eine Bedienungsanleitung mitführen muss.
Die Walther PL70r verfügt über einen
Cree XM-L II LED-Chip, der eine etwas größere Fläche hat, als die in der LED Lenser verbaute Diode (vermutlich eine Cree XP-G II). Der Chip der Walther steckt in einem Leuchtkopf mit
„Beam Adjustment System (BAS)“, was Walthers Marketingbegriff für einen veränderbaren Leuchtwinkel ist, wie es auch die LED Lenser unter dem Namen "Advanced Focus System (AFS)" bietet. Letztere haben auf diese Technik eigentlich (mindestens) ein Patent, aber durch eine andere Herangehensweise in der optischen Konstruktion von Walther soll es hier zu keinen Patentverletzungen kommen.
Augenscheinlich sind sich die beiden Konstruktionen bestehend aus dem LED-Träger sowie einer Linse und dem Schiebereflektor extrem ähnlich. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist, dass der Reflektor bei LED-Lenser mit Vollreflexion innerhalb der relativ dicken Linsen/Reflektoreinheit arbeitet, während Walther mit einer dünnen, spiegelnden Schicht zur Oberflächenreflexion arbeitet. Das Ergebnis ist dasselbe: Man kann den Leuchtwinkel durch vor- oder zurückschieben des Lampenkopfes zwischen eng gebündelt und breit variieren, wobei der Einstellbereich beider Kontrahenten praktisch identisch ist.
Die maximale Leuchtstärke der PL70r gibt Walther mit 935 Lumen an. Dieser Wert wird bei Walther nach Ansi in einer Ulbrichtkugel 30 Sekunden nach dem Einschalten ermittelt (unter Verwendung des mitgelieferten Li-Ion-Akkus). Und hier liegt auch schon ein wichtiger Knackpunkt: LED Lenser misst den maximalen Lichtstrom seiner Lampen nicht nach Ansi-Norm und direkt nach dem Einschalten. Da aber die Elektronik in beiden Lampen die Leistung schon nach kurzer Zeit etwas herunter regelt (auch dazu komme ich gleich noch), lässt sich die Lichtleistung für den Verbraucher praktisch gar nicht miteinander vergleichen. Darüber hinaus ist der Unterschied zwischen 935 und beispielsweise 1.000 Lumen (wie für die neue LED Lenser P7R angegeben) subjektiv kaum erkennbar. Selbst der Unterschied zwischen den 935 Lumen der Walther und den 600 Lumen meiner Vergleichslampe M7R X ist nicht riesig. – Sichtbar, aber nicht dramatisch.