WiiM Amp – PraxisAll die schönen Daten auf dem Papier nützen natürlich nichts, wenn es in der Praxis zu unerwarteten Problemen kommt. Und prompt passierte in meinem Test genau so etwas.
Zunächst die erfreuliche Meldung: Mit gerade einmal um die 14 Watt im Betrieb und sehr guten 3 bis 5,5 W im Netzwerkstandby ist der WiiM Amp ein genügsamer Stromverbraucher. Einen Low-Power-Standby gibt es gar nicht. Der Amp ist als Allzeit-Bereit-Komponente ausgelegt und kann jederzeit über das Netzwerk erreicht werden. Bei dem überschaubaren Verbrauch im Netzwerk-Standby ist das eine vertretbare Entscheidung. Dennoch wäre es schön gewesen, wenn es wahlweise einen Standby mit weniger als 0,5 W Verbrauch gäbe, oder zumindest einen harten Netzschalter an der Rückseite. Der Amp braucht nämlich nach der Verbindung mit dem Strom auch nur ca. 30 Sekunden zum Booten und um wieder spielbereit zu sein.
Was mich aber sehr irritierte: Das Schaltnetzteil im Inneren des Amp erzeugte im Testgerät ein deutliches, auch aus der Ferne vernehmbares Zwitschern. Nicht nur im Betrieb, sondern auch im Netzwerk-Standby. Wer wie ich besonders empfindlich für störende Nebengeräusche ist, wird das kaum hinnehmen wollen.
Aber es gibt Entwarnung! Nach Rücksprache mit dem Vertrieb und mit einem Kollegen, der ebenfalls einen WiiM Amp zum Test hatte, betrifft das wohl nur einen kleinen Prozentsatz der Geräte aus der allerersten Serie, und genau so eines hatte ich erwischt. Der Vertrieb
audiotra.de schickte mir umgehend ein Austauschgerät und das war mucksmäuschenstill. –
Puhh! Noch mal davon gekommen.
Übrigens: In der App lässt sich im Bereich von 30 Sekunden bis 20 Minuten einstellen, nach welcher Zeitspanne ohne Signal der Amp in Standby gehen soll. Liegt wieder ein Signal an, ist der Amp binnen zwei Sekunden wieder Spielbereit. Auch klasse: Im Gegensatz zu vielen anderen Apps für Streamer nervt die WiiM-App nicht mit sekundenlangen Wartezeiten, bis sie wieder mit dem Gerät verbunden ist. Praktisch sofort nach dem Entsperren des iPhone oder iPad ist die App verbunden. So und nicht anders muss das sein.
Die Einrichtungsprozedur in der App
Zwei klitzekleine Minuspunkte habe ich dann aber doch noch entdeckt. Der Lautstärkeregler an der Gerätefront könnte für meinen Geschmack etwas präziser und „analoger“ reagieren. Der arbeitet nämlich in Abhängigkeit zur Drehgeschwindigkeit, was durchaus sinnvoll ist. Nur sind die Lautstärkesprünge dadurch manchmal etwas zu groß. Dreht man langsamer, werden die Schritte sehr klein und gelegentlich gibt es unerwartete Sprünge. Das macht es manchmal schwer, genau den gewünschten Pegel zu treffen. Außerdem fiel mir auf, dass die Wiedergabe via AirPlay über Roon manchmal leichten Schluckauf hatte. Aber das ist wirklich jammern auf sehr hohem Niveau. Und mit etwas Feinschliff lässt sich auch das per Firmware-Update sicher optimieren.
Weitere App-Screenshots
Wenn ich mir noch etwas wünschen dürfte, dann wäre das eine App für den Mac oder zumindest Web-Interface. Wer den Amp am Mac-Arbeitsplatz nutzt müsste dann für Einstellungen nicht extra zum iPhone oder iPad greifen.
Ansonsten gilt: Ein so gut durchdachtes und in allen Situationen zuverlässig funktionierendes System aus Hard- und Software zu diesem günstigen Preis beschämt viele andere Hersteller, die ein Vielfaches verlangen und nicht annähernd so gute Software haben.
Welche Lautsprecher passen?Die bereits erwähnte Ausgangsleistung des WiiM Amp von 60 bzw. 120 W pro Kanal (8/4 Ohm), die zudem recht Laststabil sein soll, eröffnet dem geneigten Käufer eine riesige Auswahl an möglichen Lautsprecherkombinationen.
Da wir es hier wohl überwiegend mit besonders preissensitiven Kunden zu tun haben und viele den Amp wohl am Desktop nutzen werden, stehen kompakte Zwei-Wege-Lautsprecher vermutlich am ehesten zur Disposition. Gerade die haben aber oft einen eher bescheidenen Wirkungsgrad. Doch keine Sorge: so leicht geht der WiiM Amp nicht in die Knie.
Eine Empfehlung von mir wären die fantastische gut klingenden Q Acoustics 3020i (
Testbericht). Mit einem aktuellen UVP von 359 Euro/Paar (manchmal auch für rund 300 Euro im Angebot) und in Verbindung mit dem WiiM Amp bekommt man eine komplette, absolut erwachsen klingende „Mini-High-End“-Anlage für etwas mehr als 700 Euro, die die meisten meisten aktiven Desktop-Speaker und jede Soundbar aus audiophiler Sicht alt aussehen lässt. Die noch etwas kleineren Q Acoustics 3010i (rund 250 €/Paar;
Amazon) wären ebenfalls ein ein toller Match.
Auch im Wohnzimmer und mit Standlautsprechern kommt der WiiM Amp bestens klar. Zumal größere Boxen oft einen besseren Wirkungsgrad haben – solange sie nicht zu lastkritisch sind. Die Frage ist hier eher, wo Ihr persönliches Preislimit liegt.
Wo steht die Konkurrenz?Meines Wissens gibt es derzeit keinen vergleichbar gut ausgestatteten und ebenso günstigen Streaming-Amp. Ähnliche Konzepte gibt es beispielsweise von Sonos, namentlich den
Sonos Amp für 799 Euro und den
Bluesound PowerNode Edge für 699 Euro. Die Preisdifferenz ist erheblich, aber Abstriche müssen WiiM-Amp-Nutzer demgegenüber nicht befürchten. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die Konkurrenz auf diese Kampfansage von WiiM reagiert.