Test beyerdynamic Astell&Kern AK T8iE – In-Ear Kopfhörer der Luxusklasse
beyerdynamic AK T8iE: In-Ears in der Praxis – persönliche AnmerkungenIch wollte diesen Punkt eigentlich nicht allzu sehr strapazieren, möchte aber doch gerne nochmal erläutern, warum genau ich kein Freund von In-Ears bin:
1. Ich empfinde es als unangenehm, mir Gegenstände in den Hörkanal zu stecken. Die Gehörgänge des Menschen sind selbstreinigende Organe, die "atmen" müssen, damit das funktioniert. Mit jeder Art von Ohrstopfen, seien es nun In-Ears oder auch solche zum Gehörschutz gegen Lärm, stört man die Luftzirkulation, was unweigerlich zu einer Überproduktion an Ohrschmalz führt. Bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger.
2. In-Ohr-Hörer müssen, um optimale Wirkung erzielen zu können, den Gehörgang verschließen – was einige sogar als Vorteil empfinden, weil dadurch Außengeräusche ausgesperrt bzw. stark gedämpft werden. Für die Musik ist das insofern gut, weil diese nicht oder weniger von Umgebungsgeräuschen übertönt wird und weil ein höherer Schalldruck bei geringerer Leistung aufgebaut werden kann. Der Nachteil: Man fühlt sich isoliert und von der natürlichen Umwelt des Menschen abgeschnitten. Beinahe wie unter Wasser. Und man hört seine eigenen Körpergeräusche, zum Beispiel das Atmen oder unter Umständen sogar das Pumpen des Blutes durch die Adern. Berührungen im Kopfbereich bzw. in Ohrnähe werden als dumpfe, laute Geräusche wahrgenommen. Zwar kann man sich daran gewöhnen, aber mir ist das bis jetzt noch nicht gelungen. Ich bevorzuge ganz klar weniger isolierende Kopfhörer.
3. In-Ears sind zwar winzig und leicht, aber ihre Kabel nerven und die Prozedur des Einsetzens ist nicht so schnell und praktisch wie das Aufsetzen eines Bügels. Ständig vertütteln sich die Strippen und man muss sie bei der nächsten Benutzung erst wieder entwirren. Das kann zwar auch bei Bügelkopfhörern passieren, aber in deutlich geringerem Maße, weil die Treibergehäuse durch den Bügel miteinander verbunden sind und nicht frei herumfliegen. Das ist auch einer der Gründe, warum gerade die Kabel bzw. die Verbindungen bei vielen Nutzern so oft beschädigt werden. Mit der Zeit lässt die Sorgfalt und Vorsicht bei der Handhabung nach. Es wird einfach an den Kabeln gezogen, um die Hörer aus den Ohren zu zerren, und zum Verstauen wird das filigrane Kabel einfach grob um die Finger gewickelt und anschließend in eine Transportverpackung gestopft. – Und dann wundern sich die Benutzer, wenn die Kabel irgendwann den Geist aufgeben. beyerdynamic hat in diesem Punkt beim AK T8iE zwar erhöhten Aufwand betrieben, aber ganz ausschließen lässt sich das bei den vergleichsweise dünnen Käbelchen und Steckern dennoch nicht.
4. In-Ears
können nach meinem Dafürhalten gar nicht so gut klingen wie Over-Ears, weil sie den Einfluss der Hörmuscheln umgehen und damit natürliches räumliches Hören noch stärker einschränken, als Kopfhörer das ohnehin schon tun. Auch andere Faktoren, wie die durch die Schallisolierung bedingten, veränderten Druckverhältnisse im Gehörgang, stehen einer natürlichen Wahrnehmung im Wege. Der theoretische Vorteil, dass raumakustische Einflüsse damit ausgeschlossen werden, relativiert sich somit in der Praxis.
Wie dem auch sei: Dem beyerdynamic AK T8iE gelingt immerhin das Kunststück, dass ich mich mit ihm in den Ohren weit weniger unangenehm fühle als mit allen bisher getesteten und ausprobierten In-Ears!
Getragen werden die Stöpsel mit den Kabeln nach oben und nach hinten über die Ohrmuschel gelegt. Kein neuer Trick, aber er funktioniert in diesem Falle recht gut – mit der Ausnahme, dass es schon eine gewisse Fummelei ist, die Kabel erstmal sauber hinter die Lauschlappen zu verlegen. Auf kleine Hilfsbügel, wie bei manchen anderen Herstellern üblich, wird hier bewusst verzichtet. Die dünnen Kabel stören hinter dem Ohr nicht und beißen sich auch nicht mit Brillenbügeln.
Es funktioniert bestens, was vor allem dem guten Sitz der Hörer in den Ohrkanälen zu verdanken ist. Die von Werk vorinstallierten Silikon-Passstücke erwiesen sich für meine Ohren als optimal dimensioniert, womit meine Ohrengeometrie wohl absoluter Durchschnitt ist. Damit passen mir die Stöpsel sogar besser als die Otoplastiken, die ich im Zuge eines anderen Ohrhöhrertests vor Jahren einmal habe anfertigen lassen. Im Gegensatz zu vielen anderen In-Ears, die ich bisher benutzt habe, nehmen die Hörstücke des AK T8iE auch recht schnell und beinahe automatisch eine Position und Sitztiefe im Ohr ein, die optimalen Klang ermöglicht.
Es bleibt aber logischerweise das unangenehme Gefühl der akustischen Isolation, mit dem ich mich einfach nicht anfreunden kann.