Test: beyerdynamic DT 1990 Pro und Amiron home – Welcher ist professioneller? Pro oder Home?
Was hat sich der Heilbronner Kopfhörer-Hersteller denn dabei gedacht? Mit dem Modell
DT 1990 Pro und dem
Amiron home werden zwei neue Kopfhörer angeboten, die sich auf den ersten Blick wie ein Ei dem anderen gleichen. – Naja, mit ein paar optischen Abweichungen, also eher wie zweieiige Zwillinge. Ansonsten sind sich die beiden technisch so ähnlich, dass die Eingangsfrage durchaus berechtigt erscheint. Bei beiden Kopfhörern handelt es sich um:
- Over-Ear Bügelkopfhörer
- in offener Bauweise
- mit Tesla-Treibertechnologie
- 250 Ohm Impedanz
- und einem Preis von 599 Euro
Im Detailvergleich ergeben sich dann aber doch eine ganze Menge Unterschiede. – Was auch Sinn und Zweck der Übung ist, denn beyerdynamic will mit den beiden Modellen explizit unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Welche das sind, haben Sie sicher schon erraten.
KompaktArt | | Offener Studiokopfhörer |
Zum Einen hätten wir da den in klassischer Nomenklatur in Buchstaben-Zahlenkombination betitelten DT 1990 mit Namenszusatz „Pro“. Oha! … PRO!! Gerade unter Apple-Nerds ist diese Marginale mit drei Buchstaben seit jeher heiß umstritten. Per Definition bedeutet „Professionell“ oder „Profi“ nichts anderes, als dass jemand eine Tätigkeit beruflich bzw. als Erwerbstätigkeit ausübt. Das Problem: „Pro“ suggeriert im ungünstigsten Fall überlegene Eigenschaften. Manche missverstehen das und denken, wenn etwas nicht professionell ist, dann muss es eben unprofessionell, also weniger kompetent sein. Andere interpretieren es so, dass etwas mit dem Zusatz „Pro“ im Namen nur für Anwender mit „besonderer Kompetenz“ nutzbar ist. Also im Falle eines Profi-Kopfhörers z.B. nur für Musiker oder Toningenieure, während Privatnutzer gefälligst die Finger von ihrem Profi-Werkzeug lassen sollen. Wieder andere verstehen es so, dass der Namenszusatz auf technische Merkmale verweist, an die sie als „professionelle“ Nutzer schon immer gewöhnt waren. Wie etwa eine Funktionstasten-Leiste oder USB-A-Anschlüsse. Ändert sich daran etwas, ist es plötzlich in ihren Augen nicht mehr „Pro“.
Nüchtern betrachtet ist das natürlich alles völlig irrational, aber die Diskussion will einfach nicht enden. Fakt ist, der DT 1990 Pro wendet sich speziell an Nutzer mit einer ruhigen Studioumgebung (ruhig, weil es sich um eine offene Bauweise handelt), die ein möglichst neutrales und detailreiches Abhörgerät brauchen, um die Musik bestmöglich beurteilen und abmischen zu können. Für diesen Zweck hat beyerdynamic den DT 1990 Pro mit einigen für Studioanwender typischen Merkmalen ausgestattet. Wie beispielsweise einen dreipolgen Mini-XLR-Anschluss am Kopfhörer, ein zusätzlich mitgeliefertes Spiralkabel und einen festen Sitz auf dem Kopf. Außerdem wurde der DT 1990 Pro klanglich mit einer leichten Überhöhung im Mitteltonbereich abgestimmt, welche ihm eine besonders analytische Abbildung verleiht, die wie eine Klanglupe wirkt, ohne damit die Klangfarben zu verfälschen. Außerdem wird beim DT 1990 Pro ein zweiter Satz Ohrpolster mitgeliefert, der für eine etwas andere Klangabstimmung mit ein klein wenig mehr Basspräsenz sorgt. Dazu später mehr.