Test beyerdynamic T 1 (neu) – Der Unbestechliche
Technikbeyerdynamic wirbt damit, dass die Tesla-Technologie für einen besonders guten Wirkungsgrad sorgt. Das stimmt auch – der neue T 1 hat einen Kennschalldruck von immerhin 102 dB. Allerdings wird damit impliziert, man könne den T 1 auch an einfachen Kopfhörerverstärkern oder gar Mobilplayern wie dem iPhone betreiben, was aber nicht oder nur sehr eingeschränkt der Fall ist. Es handelt sich hier um einen sehr hochohmigen Kopfhörer mit einer Impedanz von 600 Ohm. (Die allermeisten Kopfhörer werden heute mit Impedanzen deutlich unter 100 Ohm angeboten.) Nach Aussage des Herstellers ist der T 1 "weltweit der einzige High-End-Kopfhörer“ mit dieser hohen Impedanz. Auf der High End im vergangenen Mai habe ich jedoch gehört, dass Audeze einen Kopfhörer mit sogar 1.200 Ohm in Planung hat. – Das nur am Rande.
Das Konstruktionsmerkmal der hohen Impedanz bietet technisch gesehen handfeste Vorteile. Die Schwingspulen sind extrem dünn (halb so dick wie ein menschliches Haar) und damit sehr leicht. Dadurch verringern sich die bewegten Massen, was für mehr Schnelligkeit und Impulstreue sorgt. Auch bei extremen Sportwagen legt man Wert auf niedrigste bewegte Massen und versucht, das Gewicht speziell im Bereich der Aufhängung, Räder und Bremsen möglichst gering zu halten, wodurch das Fahrzeug agiler wird. Aber die hohe Impedanz hat bei Kopfhörern einen Nachteil: Man benötigt einen laststabilen und kräftigen Kopfhörerverstärker zum Antrieb. Eine ausreichend hohe Lautstärke zu erreichen, ist dank des hohen Kennschalldrucks des T 1 nicht das Problem, vielmehr geht es darum, wie gut der Amp die Treiber unter Kontrolle hat.
Beispiel: An dem gewiss nicht schlechten kleinen Meridian Explorer² (Test in
Rewind 486) kann der T 1 sein volles Potential nicht entfalten, obwohl dieser mit seinen Anschlusswerten (0,47 Ohm Ausgangsimpedanz) eigentlich gute Vorraussetzungen bietet und auch mit dem T 1 laut genug spielen kann. Über ihn klingt der 600-Ohm-Hörer aber irgendwie uninspiriert und lustlos, während er am zuvor schon erwähnten Concero HP (920 Euro) deutlich zupackender wirkt und viel mehr bei der Sache zu sein scheint. Im Augenblick fehlt mir zwar der direkte Vergleich, aber an dem 1.490 Euro teuren beyerdynamic A 2 (Test in
Rewind 429) – plus einen adäquaten DAC – dürfte noch etwas mehr gehen. Der Resonessence Labs Concero HP hat sich aber als äußerst würdiger Spielpartner für den neuen T 1 erwiesen, wenn man bedenkt, dass er, wie der Meridian Explorer², ein integrierter DAC/Amp mit USB Bus-Power ist. Mit weniger sollte man sich beim T 1 nicht abgeben, sonst verschenkt man klangliches Potential. Heißt im Klartext: Der Preis für den Kopfhörer ist nur die halbe Miete.
Die wichtigste Änderung zum Vorgänger ist die komplett überarbeitete Abstimmung des neuen T 1. Der alte T 1 begeisterte zwar mit seiner unglaublichen Auflösung, Präzision und Schnelligkeit, konnte aber manchmal auch etwas anstrengend werden. Für die zweite Inkarnation des T 1 haben sich die Entwickler einen Hauch mehr Wärme und Musikalität zum Ziel gesetzt. Um das ohne Verlust an den hervorstechendsten Qualitäten des Vorgängers zu erreichen, war eine äußerst sorgfältige neue Bedämpfung und Neuabstimmung an verschiedenen Stellen der Konstruktion erforderlich.
Als Hauptgegner haben die Beyerdynamiker Resonanzen ausgemacht. Das sind letztendlich nichts anderes als Verzerrungen, also unerwünschte Veränderungen des Ursprungssignals. Diese können, genau wie bei Lautsprechern (Raumresonanzen mal außen vor gelassen), an den unterschiedlichsten Stellen der Konstruktion auftreten. Etwa in den Membranen durch Partialschwingungen, durch Kantenreflexionen, Kompressionseffekte, mitschwingende Gehäuseteile u.s.w.
Zunächst hat man sich in Heilbronn der Membranen angenommen und diese mittels gezielter Bedämpfung von verbliebenen Partialschwingungen und Resonanzen befreit. Außerdem wurde das Schallwandgewebe durch ein stabileres „High-Tech-Compound“-Gewebe ersetzt – was ebenfalls Resonanzen minimiert. Weiterhin wurde die Geometrie der Schallwandkonstruktion grundlegend überarbeitet, um, wie könnte es anders sein, Resonanzen zu vermindern. In der Bohrung der Ringmagneten findet sich jetzt eine spezielle Buchse, die das Strömungsverhalten der durch sie geleiteten Luft hinter den Membranen optimiert.
Das Ergebnis dieser Bemühungen ist, um es vorwegzunehmen, ausgesprochen erfreulich. Gleich mehr dazu in der Klangbeschreibung.
Die meisten Veränderungen beim neuen T 1 finden also unter der Haube statt, zeigen sich aber auch in einigen äußeren Details, wie dem neuen Kabelsystem, den besseren Ohrpolstern bis hin zur Detailverarbeitung. Das neue Hardcase ist – aus meiner Sicht – ebenfalls eine klare Verbesserung.