Test iFi Audio GO Bar Kensei – Ultimativer Dongle-DAC und Allround-Kophörerverstärker
GO Bar Kensei: Hi-Tech im Feuerzeug-FormatFangen wir mit der Namensgebung an. GO Bar steht offensichtlich für einen kleinen Barren, der zum „Gehen“ mitgenommen werden kann. So wie ein Coffee to GO. Der Namenszusatz Kensei dieser neuen Version steht laut Wikipedia für einen japanischen Ehrentitel, der einem Krieger mit legendären Fähigkeiten in der Schwertkunst verliehen wird. Die wörtliche Übersetzung von Kensei ist „Schwertheiliger“. Dies deutet auf einen höheren Grad an Perfektion hin als das gebräuchlichere Kengo oder „Schwertmeister“. Nicht zu verwechseln mit dem Wort Kenshi, das Schwertkämpfer bedeutet.
Zum „Schwertheiligen“ wird der GO Bar vor allem durch die wenig bekannte, weil nur in sehr wenigen Komponenten zu findende K2-Processing-Technologie, hier auch K2HD genannt. Was dahinter steckt, klingt erst mal wie eine Art Neuaufguss des viel diskutierten und (in meinen Augen) gescheiterten MQA-Processing. Aber der Reihe nach. (Randnotiz: MQA beherrscht der Go Bar natürlich auch.)
Die K2-Technologie wurde von Toningenieuren der japanischen Victor Studios erdacht. Der Legende nach beklagten diese einen Mangel an musikalischen Emotionen im Vergleich zwischen ihren Originalmastern und den digitalen Submastern und machten sich auf die Suche nach einer Lösung. Sie verglichen unzählige fertige Aufnahmen mit den Kopien nach Gehör und verließen sich dabei auf ihren Instinkt und ihr Fachwissen. Die Lösung soll die K2-Technologie sein, die von den Audiotechnikern gemeinsam mit JVCKENWOOD entwickelt wurde.
„K2“ bezieht sich kurz gesagt auf das
Oberwellenspektrum. Die geradzahligen Oberwellen, von denen K2 die Erste ist, gelten als für das Ohr besonders angenehm, daher wohl der Name. Mit der Entwicklung der CD nach „Red Book“-Standard mit 16 Bit und 44,1 kHz Abtastfrequenz wird der Frequenzgang auf 22,05 kHz begrenzt. Das soll kein Problem sein, weil der gängigen Kenntnis nach das menschliche Gehör sowieso keine Frequenzen oberhalb von etwa 20 kHz wahrnehmen kann. Nicht wenige Experten sind allerdings davon überzeugt, dass das Oberwellenspektrum oberhalb besagter 20 kHz dennoch einen Einfluss auf das hörbare Spektrum habe.
Die K2-Technologie soll nun das bei vielen Digitalaufnahmen verloren gegangene Oberwellenspektrum aus dem Musiksignal rekonstruieren und von DACs mit entsprechender K2-Technologie wiedergegeben werden. Die erste Frage, die sich mir hier stellte, lautete: Sind dafür speziell gemasterte Titel erforderlich? Also so wie bei MQA-codierten Inhalten? Und die sehr erleichternde Antwort lautet: Nein, ist es nicht! Zwar gibt es durchaus mit K2-Technik gemasterte CDs, aber der K2HD-Algorythmus des GO Bar Kensei kann das Obertonspektrum eben auch aus dem vorhandenen Material rekonstruieren.
Die Mathematik und Technologie dahinter ist natürlich sehr komplex. Wer mehr darüber erfahren möchte,
findet hier eine PDF von JVCKENWOOD, die das Prinzip ausführlicher beschreibt. Mich interessiert in erster Linie, ob und wie sich das klanglich auswirkt. Dazu komme ich noch.
Werfen wir erst mal einen Blick ins Innenleben des Kensei.
Das Gehäuse ist etwas kleiner aber dicker als ein herkömmliches Einweg-Feuerzeug und steckt randvoll mit Chips, Widerständen, Kondensatoren und nicht zuletzt den Anschlussbuchsen. Eine davon für 3,5 mm Klinkenstecker, also unsymmetrisch. Wobei iFi hier etwas nachgeholfen haben will. Der Anschluss soll 50% weniger Übersprechen aufweisen, als herkömmliche single-ended Anschlüsse. „S-Balance“ heißt das dann im Marketing-Jargon. Daneben gibt es aber auch noch eine echte symmetrische Buchse im 4,4mm Pentaconn-Stil.
Alle technischen Details zu Schaltung, den Bauteilen und den Funktionen hat iFi auf der
Produktseite ausführlich beschrieben, weshalb ich hier nicht alles wiederkäuen möchte.
Eingangsseitig, was genau am gegenüber liegende Ende der Kopfhöreranschlüsse ist, nutzt iFi eine USB-C-Buchse. Dies ist der einzige Anschluss für Musikquellen. Bluetooth hat der GO Bar nicht an Bord. Es handelt sich um einen reinrassigen USB-DAC. Und das macht ihn erstaunlich vielseitig.