GO Bar Kensei: Praxis, Klang und FazitDie Bedienung des GO Bar ist grundsätzlich kinderleicht. Nur für ein paar der Spezialfunktionen ist ein kurzer Blick in die Anleitung erforderlich. Etwa, um herauszufinden, wie die K2HD-Funktion aktiviert wird. (Modustaste kurz gedrückt halten, dann die +-Taste zum Ein/Ausschalten verwenden. Es gibt aber nicht viele derartige Tastenkombinationen zu erlernen. Auch die LED-Anzeigen an der Unterseite sind weitestgehend selbst erklärend.
Beispiel: X-Bass ist eine Funktion, um etwas bassarmen Kopfhörern auf die Sprünge zu helfen (aber sehr dezent in der Wirkung), und X-Space ist eine Art mildes Crossfeed, um allzu links/rechts-lastige Musik mehr in die Mitte zu rücken. Die beiden Funktionen werden einfach durch mehrmaliges Drücken der Modustaste nacheinander aktiviert und deaktiviert.
Der GO Bar verfügt über zwei sehr sinnvolle Funktionen zur Leistungsanpassung an unterschiedlich empfindliche Kopfhörer: iEMatch zur Pegel-Absenkung für hochempfindliche IEMs (über einen Schiebeschalter) und den Turbo-Modus für leistungshungrige Kopfhörer (+ & – gleichzeitig für 2 Sekunden drücken). Letzterer erhöht den Pegel um 6 dB. Mit diesen Funktionen wird gewährleistet, dass der Lautstärke-Regelbereich sowohl mit sehr lauten (empfindlichen), als auch sehr leisen Kopfhörern stets möglichst groß ist.
Power On/Off geschieht automatisch, sobald der Kensei mit USB an die Quelle angesteckt bzw. abgezogen wird. Ein separater Schalter ist also nicht notwendig. Einmal auf die persönlichen Lieblingseinstellungen justiert gibt es also nicht viel mehr zu tun, als Quelle und Kopfhörer anzustecken und die Lautstärke einzustellen.
Zwei (sehr) kleine Kritikpunkte habe ich aber entdeckt: So ist der kleine Metall-Barren mit 65,5g recht schwer. Die mitgelieferte Gürteltasche dient nur zum Transport. Sie hat keine Öffnungen, um die Kabel anzustecken und den GO Bar am Gürtel tragend zu benutzen. Eine Gürteltasche, die sich quer am Gürtel befestigen lässt und Kabelöffnungen an beiden Seiten bietet, wäre vielleicht besser gewesen. So ist der Kensei am ehesten für die Nutzung in Bus, Bahn oder Flugzeug geeignet, weniger jedoch zum Gehen/Laufen.
Im stationären Betrieb, wenn der Kensei auf einem Tisch liegt, befinden sich die Anzeigen auf seiner Unterseite. Man könnte ihn einfach umgedreht hinlegen, doch seine Oberseite ist nicht plan. Aber auch dieses Manko ist zu verschmerzen, denn im Beispiel mit dem eversolo benötigt man die Anzeigen beispielsweise für die Samplingrate nicht, weil der Streamer diese Daten anzeigt. Und da auch die Lautstärke in diesem Fall über die Quelle geregelt wird, werden auch die Tasten des GO Bar nur selten benötigt. Keine große Sache also.
Zuletzt soll auch nicht verschwiegen sein, dass mit der zum Testzeitpunkt aktuellen Firmware auf dem symmetrischen Ausgang ein leichtes Rauschen zu hören war, wenn das Digitalfilter GTO aktiviert war. Dem Hersteller ist das Phänomen schon bekannt und es wird hoffentlich in Kürze per Firmware-Update behoben. Das geht übrigens über den Mac sehr einfach und in weniger als einer Minute.
Klangtest: Wie ein ganz großerFür den Hörtest standen mir neben meiner eigenen Palette an Kopfhörern zwei brandneue Modelle zur Verfügung, auf die ich mich hauptsächlich konzentriert habe: Erstens der Focal Hadenys (
Vorstellung in REWIND). Ein offener Over-Ear mit 26 Ohm Impedanz und 100dB SPL / 1mW @ 1kHz zum Preis von 699 Euro. Zweitens: Der
Dan Clark Audio E3. Das ist ein geschlossener Magnetostat für 2.459 Euro. Der E3 hat ebenfalls eine recht niedrige Impedanz von nur 27 Ohm, aber mit 90dB einen erheblich geringeren Wirkungsgrad als der Focal. Als hochohmiger Testkopfhörer kam der beyerdynamic T 1 (2. Gen.) mit 600 Ohm zum Einsatz.
Gute Kopfhörerverstärker unterscheiden sich von schlechten keineswegs allein durch den erzielbaren Pegel. Ein wirklich guter KHV ist in der Lage, viel mehr Dynamik, Klangfarben und Feinauflösung aus den Hörern zu kitzeln. Und das alles gelingt dem Kensei auf beeindruckende Weise. Klar, gegenüber richtig großen High-End-KHVs (etwa meiner Langzeit-Referenz
Questyle CMA fifteen) ist da noch immer ein ordentlicher Respektabstand festzustellen, was bei dem Preis-Delta auch zu erwarten ist. Doch was der kleine iFi in seiner Preisklasse abliefert, ist selbst gestandenen Desktop-Geräten wie dem HiFiMAN EF400 (
Testbericht) mindestens ebenbürtig.
Insbesondere in Verbindung mit dem Focal Hadenys, der auch preislich ein guter Partner ist, war das Gehörte absolut überzeugend. Satte, stramme Bässe, niemals aufgedunsen oder schlapp, körperhafte Mitten mit natürlichen Klangfarben und äußerst feine, niemals lästige Höhen machen dieses Gespann zu einem echten Genuss. Auch mit dem deutlich leistungshungrigeren Dan Clark E3 gab es nicht wirklich etwas zu kritisieren, doch hier kam der Kensei selbst mit Turbo-Modus schon an seine Pegelgrenzen. Heißt, der maximal mögliche Pegel war etwas begrenzt. Doch die Kontrolle und Detailabbildung waren exzellent.
Hier sei noch angemerkt, dass der Kensei nur 15 Lautstärkeschritte bietet. Auch wenn der eversolo als Quelle dient, sind lediglich diese 15 Schritte nutzbar. Das ist erstaunlicherweise meistens völlig ausreichend, aber in Verbindung mit dem eher leisen DC E3 sind zwischen sehr mäßiger Lautstärke und maximal möglichem Pegel nur etwa sieben Schritte wirklich brauchbar. Unterhalb davon wird es zu leise. Damit ist klar, wo die Grenzen auch dieses Dongle-DACs liegen: allzu leistungshungrige bzw. ineffiziente Kopfhörer sind nicht sein Metier.
Das gilt in etwas geringerem Maße auch für den 600 Ohm beyerdynamic, der zwar eine ordentliche Empfindlichkeit von immerhin 102 dB hat, wegen seiner hohen Impedanz aber trotzdem ordentlich Leistung fordert. Der T 1 spielt am Kensei etwas lauter als der E3 – laut genug, für meinen Geschmack. Und auch an der Treiberkontrolle und damit dem Klangbild gibt es nichts auszusetzen. Doch auch er ist nicht die ideale Wahl für den Kensei.
Alle zuvor beschriebenen Tests habe ich am unsymmetrischen 3,5 mm Port des Kensei durchgeführt. Unter anderem deshalbt, weil für den Focal und den E3 keine symmetrische Verbindung zur Verfügung stand. Seine maximale Leistung von 477 mW (@32 Ohm) liefert der Kensei aber nur am Pentaconn-Anschluss ab. Also habe ich zunächst den T 1 mit einem symmetrischen Kabel versehen und dort angeschlossen. Ergebnis: wie zu erwarten ein etwas höherer Pegel als unsymmetrisch, aber auch eine Spur mehr Gelassenheit und Sanftheit im Klang. Und zwar in einer Weise, wie es der T 1 sonst nur an deutlich teureren, leistungsstärkeren KHVs liefert. Für den T 1 würde ich die Aktivierung von X-Bass empfehlen.
Zusätzlich habe ich noch den
T+A Solitaire T im Kabelmodus symmetrisch am Kensei getestet. Und dieser (geschlossene) Kopfhörer lieferte für mein Dafürhalten zusammen mit dem (offenen) Focal das beste Gespann mit dem Kensei. Mit einer Spur mehr Druck und Kraft als der Hadenys und noch etwas frischerer Spielweise gelang es dem aktiv/passiv-Hybriden der Herforder, sich knapp vom ansonsten überzeugendsten Kensei-Spielpartner Focal Hadenys abzusetzen.
Am Ende gab es noch eine wichtige Sache zu klären: Was bringt das K2HD-Processing? Die Funktion lässt sich während der Wiedergabe umschalten, was einen einfachen A/B-Vergleich ermöglicht. Die Unterschiede sind dabei nicht riesig. Ehrlich gesagt habe ich einige Anläufe gebraucht, um überhaupt eine Wirkung dingfest machen zu können. So sorgt K2HD bei genauem Hinhören (und mit bestimmten Tracks) für eine kleine Portion mehr räumliche Tiefe und feinere Transientenabbildung. Wirklich überzeugt war ich aber erst nach längerem Hören mit aktiviertem K2HD. Wurde es dann abgeschaltet machte sich das nach einigen Augenblicken durch die nun wieder etwas flachere und nüchternere Darbietung bemerkbar.
Insgesamt würde ich die Wirkung von K2HD aber nicht zu hoch bewerten. Die Unterschiede sind teils so subtil, wie beim Umschalten der verschiedenen Digitalfilter-Varianten, die der Kensei ebenfalls bietet. Zudem ist die Wirkung je nach Musikmaterial mal mehr mal weniger nachvollziehbar. Ich denke aber, es schadet gar nichts, K2HD-Processing am Kensei dauerhaft eingeschaltet zu lassen.
Fazit: Ein Kensei für alle FälleUnter dem Strich läuft es also auf folgendes hinaus: Der iFi Audio GO Bar Kensei ist für mobilen wie stationären Einsatz gleichermaßen hervorragend geeignet. Er treibt eine riesige Auswahl an Kopfhörern unterschiedlichster Art und ist so auch in dieser Hinsicht ein echter Tausendsassa. Nur bei besonders leistungshungrigen Hörern kommt er an seine Grenzen, wobei aber selbst der 600 Ohm beyerdynamic T 1 (2. Gen) am symmetrischen Ausgang des Kensei sehr überzeugte.
Genial ist auch die Möglichkeit, ihn an diversen kompatiblen Streamern mit USB-Audio OUT (wie der als Beispiel genannte eversolo) als wirklich hochklassige Nachrüstung für einen fehlenden integrierten KHV nutzen zu können.
Damit macht sich iFi fast schon selbst ein wenig Konkurrenz. Denn der GO Bar Kensei bietet selbst dem rein stationären ZEN DAC klanglich Paroli, ist dabei aber noch vielseitiger, weil auch auf Reisen wunderbar nutzbar.
Einen besseren Dongle-DAC zu einem ähnlichen Preis und mit gleichwertigen oder besseren Eigenschaften zu finden, dürfte äußerst schwer werden. Eine nachdrückliche REWIND-Empfehlung. – GO for it!
Die erste Charge des GO Bar Kensei war im Handumdrehen ausverkauft. Eine kleine Stückzahl ist derzeit beim deutschen iFi-Vertrieb
WOD-Audio am Lager, weitere sind im Zulauf.
Plus/Minus iFi Audio GO Bar Kensei+ großartiger Klang mit einer Vielzahl von Kopfhörern
+ mobil wie stationär an zahlreichen Quellen nutzbar
+ Bus-Speisung (kein Akku, kein Netzteil)
+ Pegelanpassung (IEMatch + Turbo)
+ symmetrischer und unsymmetrischer KH-Anschluss
+ edle Optik und Haptik
+ USB-C und Lightning Adapterkabel mitgeliefert
+ div. Digitalfilter und X-Bass/X-Space
+ K2HD bringt einen zusätzlichen Hauch Natürlichkeit
– Rauschen bei GTO-Filter auf symmetrischem Ausgang (Firmware 1.05)