iFi GO blu und qudelix – Praxis und KlangWie bei solch kleinen Geräten mit diversen Multifunktionstasten und verschiedenfarbigen Status-LEDs üblich, muss sich der Nutzer erst mal mit den jeweiligen Besonderheiten vertraut machen. Die Lernkurve ist zwar nicht besonders steil, aber wer das Gerät nur gelegentlich nutzt, muss nach einer längeren Nutzungspause möglicherweise erst mal wieder grübeln: Wie ging das noch mal? Davon abgesehen sind beide Kontrahenten logisch sehr gut durchdacht, nur eben mit ihren jeweiligen Besonderheiten.
Im Bluetooth-Betrieb, also ihrem primären Zweck, arbeiten beide DACs ähnlich gut und zuverlässig. Da beide den gleichen Qualcomm-Chip verwenden ist das auch nicht so verwunderlich. Auch versprechen beide Hersteller eine besonders stabile Bluetooth-Verbindung, wofür besondere Maßnahmen bei der Gehäusewahl und der Antennenkonstruktion getroffen wurden. Mit dem qudelix hatte ich an einem Tag gelegentlich kurze Aussetzer bei der Übertragung. Am nächsten Tag traten diese – in der selben Konfiguration und Umgebung – allerdings nicht mehr auf. Der GO blu hatte zu keinem Zeitpunkt Aussetzer.
Im USB-DAC-Modus traten hier und da gewisse Merkwürdigkeiten auf, die vermutlich auf den Qualcomm-Chip zurückzuführen sind, der hier nämlich auch als USB-Controller dient: Manchmal veränderte sich bei beiden das Tempo! Die Musik wurde plötzlich schneller, als hätte sich die Taktrate verändert. Bei dem als Maßstab herangezogenen Chord Hugo2 (siehe Beschreibung des Setups weiter unten) war das nicht der Fall. Ursache bislang unbekannt.
Der iFi gab auch bei aktiver USB-Musikwiedergabe per Sprachausgabe AAC als aktuelles Protokoll aus. Das liegt möglicherweise an einem kleinen Bug der Firmware in meinem Gerät der allerersten Serie, denn die Bluetooth-Verbindung zum iPhone bleibt auch im Kabelmodus bestehen. Nicht schlimm, aber irritierend.
Apropos Firmware. Hier hat der qudelix wieder einen Vorteil, denn der Nutzer kann Updates selbst über die App komfortabel OTA (Over the Air) einspielen. Der GO blu kann nur über Android mit einer speziellen Software aktualisiert werden.
Klangtest – Der iFi GO Blu zieht davonSetup: Für den Klangtest habe ich drei Spitzenkopfhörer offener Bauweise eingesetzt: Fostex TH909 (dynamisch, ca. 1.900 Euro), Sendy Audio Peacock (Magnetostat, 1.500 Euro) und den Focal Clear Mg (dynamisch, 1.500 Euro). Die drei unterscheiden sich charakterlich recht deutlich, von extrem transparent und eher hell beim Fostex, bis äußerst weiträumig abbildend und wärmer in der Klangfarbe beim Peacock. Der Focal liegt irgendwo dazwischen. Alle drei sind preislich für qudelix und iFi vielleicht etwas überdimensioniert, sind zur Klangbeurteilung aber bestens geeignet. – Zumal sie elektrisch auch alle einwandfrei mit den kleinen DACs harmonieren.
Der Bluetooth-Test fand über iPhone 11 Pro und iPad Pro statt. Zur bestmöglichen Klangbeurteilung habe ich jedoch den USB-Modus am Mac genutzt. Dazu habe ich den qudelix, den GO blu und als Maßstab den über 2.000 Euro teuren Chord Hugo2 (Test folgt später) in Roon zu einer Gruppe zusammengeschaltet, im Pegel abgeglichen und durch umstecken des Kopfhörers die Drei miteinander verglichen. Hierbei kam hauptsächlich der Focal per 3,5 mm Klinke (also unsymmetrisch) zum Einsatz. Der Grund ist, das ich nicht für alle Kopfhörer die passenden Anschlusskabel mit Pentaconn (iFi) bzw. 2,5 mm TRRS-Klinke (qudelix) habe. Also musste der Vergleich an den unsymmetrischen 3,5-mm-Anschlüssen stattfinden, die in allen drei verwendeten DACs vorhanden sind.
Es gab noch weitere Dinge zu beachten. So musste ich sicherstellen, dass keiner der DACs mit einer seiner internen DSP-Klangkorrekturen arbeitete. Beim iFi wurde XBass und XSpace ausgeschaltet, beim qudelix in der App der DSP deaktiviert und die Crossfeed-Schaltung auf 0 gestellt.
Beide DACs überzeugen in diesem Vergleich mit einem wunderbar kraftvollen, dynamischen und fein aufgelösten Klang, der deutlich über das hinaus geht, was an einfachen Kopfhörerbuchsen (wie am Mac) möglich ist. DEUTLICH! Zwar habe ich zur Schonung meiner Ohren keine Extrempegel ausprobiert, aber es stehen hier wie dort genügend Pegelreserven am Focal bereit, um es auch mal richtig krachen zu lassen.
Das Ergebnis fällt letztlich aber ziemlich eindeutig zugunsten des iFi GO blu aus. Ihm gelingt es besser, komplexe Bassläufe sauber und konturiert darzustellen und er bietet in den Mitten mehr Luftigkeit und eine höhere Abbildungspräzision, was übrigens auch im Bluetooth-Modus nachzuvollziehen ist. Instrumente und Stimmen werden über ihn besser fokussiert und auch etwas klarer wiedergeben, als über den qudelix. Besonders auffällig fand ich das im Bassbereich, beispielsweise bei dem Stück „Chameleon“ von Trentemøller. Die über weite Strecken des Titels dominierende Basslinie ist unglaublich energiereich und treibt auch viele Lautsprecherboxen an ihre Grenzen. Beim GO Blu ist der Bass weniger mulmig, dabei aber genau so tief und Kraftvoll wie beim 5K.
Die Unterschiede zu quantifizieren ist natürlich nicht möglich. Mancher wird sie für klein und vielleicht sogar unwesentlich halten. Der qudelix macht seine Sache nämlich keineswegs schlecht. Für anspruchsvollere Naturen könnte der Vorsprung des iFi aber sehr relevant und letztlich ausschlaggebend sein.
Im Vergleich zum erheblich teureren Chord Hugo2 (der ebenfalls Akkubetrieben ist und für den Mobileinsatz taugt) mussten beide Mini-DACs Federn lassen. Der extrem zupackenden und nochmals frischeren und lebendigeren Spielweise des Chord hatten die Minis nicht viel entgegen zu setzen. Doch in diesem Fall ist es vor allem der gewaltige Preisunterschied, der für die meisten Nutzer den tatsächlichen Klangvorsprung des Hugo2 in Frage stellen dürfte. Er kostet gut zehn mal so viel wie der iFi, aber klingt er auch zehn mal so gut? Natürlich nicht. Ein skalierbarkeit proportional zum Preis existiert bei solchen Dingen nicht. Ebensowenig, wie ein 200.000-Euro-Porsche nicht zehn mal mal so schnell und gut wie ein 20.000-Euro-Polo ist. Hier entscheidet allein der persönliche Anspruch und Geldbeutel über die Wahl der Anschaffung.