Test iFi Audio ZEN DAC – Kopfhörerverstärker mit DAC und Top-Klang zum Kampfpreis
iFi Audio ZEN DAC: Praxis und KlangDer ZEN DAC in der PraxisDie Maße des ZEN sind eigentlich ideal für den Desktop. Genügend Platz findet sich für ihn praktisch immer und seine Bedienung könnte komfortabler kaum sein. Mit der Gain-Taste kann weniger lauten Kopfhörern auf die Sprünge geholfen werden und wenn der Bass zu mager erscheint, reicht ein Druck auf die TrueBass-Taste.
Wo der günstige Preis seinen Tribut fordert, ist beim Lautstärkeregler. Damit meine ich nicht den Knopf aus Plastik – der geht voll in Ordnung – sondern das dahinter verbaute Potentiometer. Das ist, soweit ich das beurteilen kann, nicht mal das billigste auf dem Markt und offenbar sogar gekapselt, aber Schleifbahn-Potis sind und bleiben eine potentielle Schwachstelle in Sachen Verschleiß. Und im Betrieb macht sich bei sehr niedrigen Pegeln ein typisches Verhalten bemerkbar: Ab einem gewissen Punkt in der Nähe des Linksanschlags kippt die Wiedergabe komplett auf einen Kanal. Wer besonders leise hören will, kann ggf. noch Gain auf „Low“ schalten. Dann muss der Regler nicht so weit nach links gedreht werden. Bei sehr lauten Kopfhörern ist diese Möglichkeit aber vermutlich nicht verfügbar, da sowieso deaktiviert.
Dies und die dauerleuchtenden LEDs sind aber auch die einzigen kleinen Abzüge, die ich dem ZEN DAC in Sachen Praxistauglichkeit anlasten kann. Und vielleicht noch der Umstand, dass die hinteren Ausgänge nicht stummgeschaltet werden, wenn ein Kopfhörer eingesteckt ist. Das kommt aber auf das Setup an.
KlangtestZur klanglichen Beurteilung des ZEN DAC kam unter anderem der bewährte beyerdynamic T 1 (Mark II; 755 Euro) zum Einsatz. Das Topmodell der Heilbronner Kopfhörerspezialisten glänzt mit einer sehr feinen und neutralen Abstimmung, stellt mit seiner Impedanz von 600 Ohm aber hohe Ansprüche an die vorgeschaltete Elektronik. Wie sich in den vergangenen Jahren immer wieder herausgestellt hat, kann der T 1 wirklich hervorragend klingen – Weit über das Niveau seiner Preisklasse hinaus. Allerdings hat er sein Können bisher nur an wenigen, sehr teuren Kopfhörerverstärkern vollständig offenbart. Mit Lösungen unter ca. 1.000 Euro habe ich den T 1 meist schnell wieder beiseite gelegt. Mal sehen, ob der ZEN DAC den beyerdynamic in den Griff bekommt.
Mangels einer passenden Pentaconn-Verbindung habe ich den T 1 unsymmetrisch am ZEN betrieben. Zwar ist das Gerät in dieser Betriebsart nur für Kopfhörer bis 300 Ohm empfohlen (bis 600 Ohm bei symmetrischem Anschluss), aber es stand trotzdem genug Leistung für hohe Pegel zur Verfügung. Mehr würde ich meinen Ohren nicht antun wollen. Und auch klanglich war das Ergebnis besser als erwartet.
Als Referenz, um den ZEN DAC „global“ einordnen zu können, habe ich hier einen absoluten High-End Kopfhörerverstärker auf dem Tisch: den
MOON 430 HAD (Vertrieb:
Dynaudio). Das ist ein bisschen wie David gegen Goliath, denn der MOON wirkt mit seinem Full-Size HiFi-Format im Vergleich zum ZEN nicht nur gigantisch, sondern kostet auch fast das 32-fache(!), nämlich satte 4.700 Euro. Der MOON hat sich als der beste DAC/Kopfhörerverstärker erwiesen, den ich bislang hören durfte. Ein absoluter Traum für high-endige Kopfhörerfans. Funktional macht er fast exakt das Gleiche, wie der ZEN.
Für einen preislich faireren Vergleich diente mir der schon oft zu diesem Zweck herangezogene Meridian Explorer². Ursprünglich zu einem Listenpreis von 250 Euro angeboten, ist der britische DAC/KHV heute für knapp unter 200 Euro zu haben. Immer noch spürbar teurer als der ZEN, aber in einem akzeptablen Rahmen. Einen in allen technischen Belangen gleichwertigen und gleichpreisigen Gegner habe ich nicht gefunden.
Das Ergebnis ist eindeutig. Mit dem T 1 am Ausgang verputzt der ZEN DAC den Explorer² zum Frühstück. Der iFi ist mit diesem Kopfhörer dynamischer, lebendiger und hat dank Gain-Schaltung bei Bedarf auch mehr Pegelreserven. Die TrueBass-Schaltung erweist sich zudem als äußerst willkommenes Plus für den bassneutral abgestimmten T 1, der sonst nur an erheblich potenteren KHVs ein wirklich sonores und farbstarkes Klangbild entfaltet.
Die Bassanhebung soll im Gegensatz zu herkömmlichen Loudness-Schaltungen ja keine negativen Auswirkungen auf die Mitten haben. Das trifft tatsächlich zu. Nur bei Aufnahmen mit sehr kräftigem Bassanteil kann es mit TrueBass etwas zu viel des Guten sein. Doch dann genügt ein Tastendruck, um die Sache wieder in die Spur zu bringen. Da sehr viele moderne Kopfhörer grundsätzlich schon mit kräftiger abgestimmtem Tieftonbereich gesegnet sind, ist TrueBass aber nur für relativ wenige Kopfhörer wirklich notwendig. Der ebenfalls zum Test herangezogene und voluminöser klingende Sonus faber PRYMA gefiel mir ohne TrueBass in jedem Fall besser. Mit diesem geschlossenen 32-Ohm-Kopfhörer ist der Vorsprung des ZEN DAC gegenüber dem Meridian Explorer² auch nicht mehr so groß – aber dennoch vorhanden.
Die oben erwähnte David-gegen-Goliath-Metapher geht hier allerdings nicht auf. Der High-End Kopfhörerverstärker MOON klingt in allen belangen wesentlich besser. Er ist spritziger, Transparenter, löst feiner auf und ist vor allem um Welten dynamischer. Mit seiner Ausgangsleistung von 8 W an 50 Ohm (ZEN DAC: 380 mW an 50 Ohm) bietet der MOON deutlich größere Leistungsreserven. Um das klar zu stellen: Dabei geht es nicht um Maximalpegel. Dafür reicht auch die Leistung des ZEN DAC bequem aus. Es ist vor allem der Dynamikumfang und die Kontrolle, die den MOON auch bei geringen Pegeln in anderen Sphären spielen lässt. – Alles andere wäre aber auch eine Riesen-Sensation gewesen.
Was die Leistungen des ZEN DAC aber nicht im geringsten schmälert. In seiner Preisklasse ist er konkurrenzlos. Ich hätte kein Problem damit, ihn gegen deutlich kostspieligere DAC/KHVs bis ca. 600€ Euro antreten zu lassen. Wenn das nicht sensationell genug ist!