iFi Audio nano iONE: Praxis und KlangDie Erfahrung zeigt, dass Geräte, die einen besonders umfangreichen praktischen Nutzen in vielen Bereichen versprechen, in der Praxis oft mit mehr oder weniger faulen Kompromissen einhergehen. Beim nano iONE ist das nicht so. Zwar ist auch er nicht perfekt, hat in meinem Test aber alle an ihn gestellten Aufgaben so gut erfüllt, dass ich ihn als echten Geheimtipp und sogar als Schnäppchen bezeichnen kann.
Per USB (via micro iUSB 3.0,
siehe Testbericht) am Mac angeschlossen, über Toslink mit dem TV verbunden, per Bluetooth mit dem iPad gekoppelt und via Stereo-Cinch mit dem
Referenzverstärker T+A PA 2500 R verkabelt, überzeugt der kleine DAC mit ausgezeichneten klanglichen Eigenschaften. Dabei bewegt er sich in etwa auf dem Niveau des ebenfalls kürzlich getesteten nano iDSD LE, der sich sogar gegen den deutlich teureren Meridian Explorer² knapp durchsetzen konnte.
Die Sache mit DSD256 und dem MacDer nano iONE unterstützt mit seiner Hardware DSD-Wiedergabe bis 11,2/12,4MHz (aka DSD256). Allerdings ist DSD256 vom Werk aus bei der Nutzung des iONE am Mac nicht verfügbar. Die Ursache dafür ist vertrackt und liegt in der Art und Weise, wie macOS digitale Audiosignale standardmäßig verarbeitet.
Native DSD-Wiedergabe oder DSD-Upsampling beherrscht der macOS Audio Core nicht. DSD-Files werden immer in PCM konvertiert (im sogenannten DoP-Modus; DSD over PCM) und in maximal möglicher Samplingrate ausgegeben. Für DSD256 (DoP) wären 768kHz PCM-Samplingrate erforderlich. Und da entsteht ein Problem: DACs wie der nano iONE, die zwar DSD256 Bitstream beherrschen, aber PCM nur mit max. 384kHz, werden in dem Fall von macOS automatisch mit 768kHz PCM gefüttert, mit dem Ergebnis, dass kein Ton ausgegeben wird. Zwar kann man im Audio-MIDI-Setup des Mac manuell die Samplingrate für die Ausgabe einstellen, aber das wissen nur erfahrenere User.
In der Praxis würde also folgendes passieren, wenn DSD256 standardmäßig aktiviert wäre:
1. Der User schließt den DAC am Mac an.
2. Es kommt kein Ton.
3. Kunde reklamiert den DAC und gibt ggf. eine schlechte Bewertung ab.
Darum hat iFi Audio sich dazu entschieden, DSD256 am Mac standardmäßig nicht zu aktivieren. Und das ist wahrscheinlich auch der wahre Grund, warum andere DACs, wie der
kürzlich getestete ADL Stratos, am Mac ebenfalls kein DSD256 bieten. Nur hier mit dem Unterschied, dass ADL im Gegensatz zu iFi Audio keine Möglichkeit anbietet, DSD256 nachträglich freizuschalten. iFi Audio sollte allerdings auf seiner Webseite deutlicher auf diese besonderen Umstände hinweisen.
Erfahrenere Nutzer können bei Bedarf also doch DSD256 mit dem iONE am Mac benutzen! Erste Voraussetzung dafür ist eine Software wie
Audirvana, die DSD am macOS Audio Core vorbei nativ verarbeiten und als echten DSD256-Stream ausgeben kann. Zusätzlich muss der Nutzer dem iONE ein spezielles
Firmware-Update installieren (Hierbei hat der iOne die gleiche Firmware wie der nano iDSD.), welches iFi Audio über seine Webseite anbietet, damit DSD256 in Audirvana angezeigt wird. Für den Test habe ich das gemacht und es funktioniert einwandfrei, wie auch an den Audirvana-Screenshots zu sehen ist:
Der nano iONE beherrscht alle von Audirvana (Mac) unterstützten Sampling-Varianten inkl. DSD256 (spezielles Firmware-Update erforderlich). Nur MQA Hardware-Rendering ist nicht dabei.