Test: micromega MySpeaker (MyAmp Inside) vs. Nubert nuPro A-200
KlangvergleichKommen wir zum alles entscheidenden Showdown. All die vielen technischen Details mit ihren Vor- und Nachteilen sind nur Makulatur, wenn am Ende der Klang nicht den (hohen) Erwartungen entspricht. Die Kurzfassung: Keiner der Kandidaten enttäuscht, aber die Unterschiede sind mal wieder enorm.
Die MySpeaker brauchten erst mal ein paar Tage Einspielzeit. Frisch ausgepackt klangen sie etwas blass und ausdruckslos, was sich allerdings nach und nach deutlich änderte und einer äußerst frischen, anspringenden und losgelösten Klangdarbietung wich. Besonders positiv fiel auf, wie gut sich das Klanggeschehen – bei akkurater Aufstellung und Hörposition im Stereodreieck – von den Lautsprechern löste und sich plastisch vor dem Hörer aufbaute. Auch der Tief- und Grundtonbereich wirkt sehr überzeugend und harmonisch, ohne lästige Neigungen zum Dröhnen.
Ganz anders der erste Eindruck der nuPro A-200. Diese wirkten in Grundeinstellung, wie schon ihr kleinerer Zwilling A-100, eher dunkel und etwas zu bedeckt. Aus meiner Erfahrung mit der A-100 wusste ich, dass sich dieser Grundcharakter mittels der integrierten „Klangwaage“ zur Anpassung der Mitten und Höhen kompensieren lässt. Genau wie bei der A-100 war auch hier eine Einstellung von +4dB genau richtig (nach längerer Einspielzeit nur noch +3dB), um der A-200 zu anständiger Strahlkraft zu verhelfen, ohne den Klangcharakter anderweitig zu verunstalten. Ohne diesen Eingriff hätte die Nubert für meinen Geschmack keine Chance gegen die MySpeaker, weil sie zu zurückhaltend und „dumpf“ erscheinen. Mit dieser Kompensation hingegen wirken die A-200 frisch und lebendig. Hinzu kommt, dass die A-200 einen für Ihre Größe fantastisch erwachsenen Bass und Grundton liefern, worin sie der MySpeaker denn auch deutlich voraus sind. Die Nuberts wirken ein ganzes Stück größer, als sie in Wahrheit sind, ohne dabei Stimmen und Instrumente unnatürlich groß erscheinen zu lassen.
Allerdings, besonders tief reicht der Bass weder bei den A-200 noch mit den MySpeakern hinab. Auch wenn die Frequenzgangangabe der Hersteller vor allem bei Nubert mit 39 Hz (A-200) etwas anderes implizieren. Für die aktiven MySpeaker nennt micromega etwas realistischere 50 Hz. Hier wie dort wird der tief grummelnde Bass in Björks „Crave“ (Album: „Vespertine“) kaum zu Gehör gebracht. Doch von Tiefbassorgien abgesehen machen beide Probanden in Sachen Bass eine gute Figur. Und bei Bedarf kann ja wie erwähnt gerne auch noch ein Subwoofer hinzugezogen werden. Gerade bei der A-200 könnte ich persönlich darauf gut verzichten, da die Lautsprecher auch bei geringen Lautstärken einen angenehm satten und effektvollen Bass zu liefern imstande sind.
Zu den klanglichen Minuspunkten:
Den MySpeakern muss ich – insbesondere im direkten Vergleich mit den A-200 – eine gewisse Verfärbung des Klangbildes attestieren. Ich will nicht sagen, dass sie topfig klingen, aber doch im Mitteltonbereich leicht nasal. Hört man die MySpeaker über längere Zeit, fällt das überhaupt nicht auf und wird von den positiven Eigenschaften eindeutig überwogen. Erst beim Umschalten auf die per Klangwaage etwas korrigierten Nuberts sticht diese Eigenschaft wieder hervor.
Die A-200 haben dagegen den bereits erwähnten, in der Grundeinstellung deutlich zu bedeckten Grundcharakter. Das lässt sich per Klangwaage leicht beheben, ist also kein Drama, aber die MySpeaker wirken in den oberen Mitten und Höhen dennoch eine Spur frischer. Im Vergleich mit den MySpeakern fällt außerdem auf, dass sich das Klanggeschehen nicht ganz so gut von den Boxen löst. Aber diesen (minimalen) Nachteil macht die A-200 dafür mit einer größeren und vor allem tieferen Klangbühne wieder wett. Die MySpeaker sind direkter und bilden Stimmen und Instrumente schärfer umrissen zwischen den Lautsprechern ab, sind dafür räumlich deutlich flacher. Diese Unterschiede würde ich unter „reine Geschmacksache“ abbuchen. Wer Lautsprecher mit mehr Monitor-Charakter bevorzugt, ist mit den MySpeakern vielleicht besser beraten. Für entspannteres Langzeithören und etwas natürlichere Klangfarben, sowie mehr Bassvolumen ohne Subwoofer-Unterstützung empfehlen sich eher die NuPro.
In beiden Fällen liegt das Klangniveau für diese Preisklasse auf sehr hohem Niveau, insbesondere wenn man bedenkt, dass es sich hier quasi um komplette HiFi-Anlagen mit DAC und Verstärkern handelt.
Übrigens ist – aus meiner Erinnerung heraus – der Klangcharakter der nuPro A-100 und A-200 so extrem ähnlich, dass Desktop-Hörer, die auf die höheren Bass- und Pegelreserven der A-200 verzichten können, mit der A-100 mindestens genau so gut bedient. Das spart Platz und Geld.