nuConnect ampX – Raumklang-EinmessungEinmessfunktionen zur Klangverbesserung angeschlossener Lautsprecher auf die jeweilige Raumakustik sind einer der größten Vorteile moderner Audio-Digitaltechnik. Selbst Apple verwendet diese Möglichkeit, um dem HomePod zu lebendigerem und unverfälschterem Klang an ungünstigen Aufstellungsorten zu verhelfen. Die Bandbreite an Systemen zur Einmessung ist riesig, ihre Komplexität und Wirksamkeit ebenso.
Die meisten Einmesssysteme in Audiogeräten für Endverbraucher basieren auf der Erfassung der Raumakustik über ein Messsignal und per Mikrofon. In der Regel wird nur der Amplitudenfrequenzgang ermittelt und versucht, einen lineareren Verlauf zu erzielen. Andere raumakustische Parameter, wie der Phasengang, erste Reflexionen oder Gruppenlaufzeiten bleiben meist unberücksichtigt. Zudem macht auch die beste Raum-Einmessung und -Korrektur aus schlechten Lautsprechern keine rundum ausgewogenen High-End-Boxen und aus einem unbehandelten Wohnraum keinen perfekten Konzertsaal. Es ist IMMER besser die Ursachen zu bekämpfen, als nachträglich Korrekturen anzuwenden. Darum darf man von solchen einfachen Einmesssystemen auch keine Wunderdinge erwarten. Sie
können helfen, gewisse akustische Unzulänglichkeiten und Beschränkungen bei den Aufstellungsmöglichkeiten zu kompensieren.
Die Lösung im nubert nuConnect ampX beschränkt sich auf eine einfache Amplitudenkorrektur im Bassbereich. Als Messmikrofon dient hier das in einem Apple iPhone oder iPad eingebaute Mikro. Android und andere Smartdevices werden nicht unterstützt, weil nur bei Apple die Mikrofonparameter stets gleich und bekannt sind.
Der Einmessvorgang ist äußerst einfach. In der App findet sich im nubert-Menü (links oben) der Punkt „room calibration“. Ein Assistent leitet durch die nur wenige Schritte umfassende Prozedur: Mikrofon des iDevice am Hörplatz zu den Lautsprechern ausrichten, Testsignal starten, anschließend Kalibrierung starten, zum Gerät übertragen und fertig. Die Messung und Kalkulation erfolgt im iDevice, nur die ermittelte Korrekturkurve wird im Gerät gespeichert. Hier der Vorgang in der Screenshot-Übersicht:
Das Rauschsignal läuft eine Minute lang, kann aber schon nach einigen Sekunden gestoppt werden. Das reicht für eine Erfassung. Im Raum umher wandern, wie beispielsweise bei der sonos-Lösung, ist hier nicht erforderlich. Die Einmessung erfolgt nur am Hörplatz.
Ich habe die Prozedur mehrfach mit unterschiedlichen iDevices (iPad Pro und iPhone 11 Pro) durchgeführt und bei den Messergebnissen stets ähnliche Ergebnisse erzielt – die allerdings einiges Kopf-Kratzen verursachten. Ebenso wie das klangliche Ergebnis. Das erforderte umfassendere Versuchsreihen…
Eingemessen wurden im ersten Test am ampX angeschlossenen Standlautsprecher in meinem Hörraum. Die nubert-Messung erkennt zwar die mir wohl bekannte und sonst mit anderen Mitteln bekämpfte Raummode, die eine deutliche Überhöhung bei etwa 90 Hz zeitigt, will aber unterhalb von etwa 80 Hz einen erhebliche Pegelabfall erkannt haben. Was definitiv nicht der Fall ist.
Hier nur zur Veranschaulichung der tatsächlichen akustischen Bedingungen eine Messung mit einem professionellen Einmesssystem von Trinnov unter ansonsten gleichen Bedingungen (Raum, Lautsprecher, Messpunkt etc.)
Diese Grafik dient nur zur Verdeutlichung, dass jederzeit reichlich Bassenergie vorhanden ist, ob mit oder ohne Einmessung. Das Nubert-System erkennt diese aber offenbar nicht. Ignorieren Sie den ausgegrauten Bereich, denn die nubertsche Einmessung arbeitet ohnehin nur bis 160 Hz. Die farbigen Frequenzgänge (blau und grün) zeigen den Verlauf vor (oberes Diagramm) und nach der Einmessung (unteres Diagramm) mit dem Trinnov-System. Wie zu erkennen ist, arbeiten die Lautsprecher problemlos bis etwa 30 Hz (gestrichelte, rote Linie). Laut nubert-Messung im folgenden Screenshot (orange) passiert aber schon ab etwa 70 Hz abwärts so gut wie nichts mehr.
In der vom nubert-System errechneten Korrekturkurve (grün) versucht das System den angeblich fehlenden Bass unter 70 Hz wiederherzustellen.
Die Raummode bei 90 Hz wurde demnach ausgeglichen und der Bass unterhalb davon entsprechend angehoben. Das führt beim Vorher-Nachher-Klangvergleich (die Korrektur kann jederzeit in der App an- und ausgeschaltet werden) zu einer Art Loudness-Effekt bei aktivierter Korrektur. Der Ton klingt fetter als gewünscht, die angeblich korrigierte Raummode produziert aber nach wie vor einiges an ungewollter Resonanz.
Zweites Szenario: Völlig anderer Raum, ganz andere Lautsprecher. Statt Standlautsprechern diesmal auf Regalboards aufgestellte Kompaktlautsprecher in einer wandnahen Position, in der der Bass aufgrund der hinten liegenden Reflexöffnungen ohne Korrektur etwas zu fett und dröhnig ist.
Die nubert-Messung zeigt das folgende Ergebnis:
Wieder will das System einen stark abfallenden Bass erkannt haben. Nach Korrektur ist auch hier das Klangbild zu aufgedickt, obwohl klanglich eher eine gezielte Absenkung einiger Bassfrequenzen angebracht wäre.
Nach etlichen Versuchen und Klangvergleichen kam ich für beide Testumgebungen zu dem Schluss, die Korrektur lieber ausgeschaltet zu lassen. Nach Rücksprache mit nubert – auch wegen der Toslink-Buchsen – schickte mir der Hersteller sicherheitshalber zum Gegen-Check ein Ersatzgerät zu. Erste Erkenntnis: Die Toslink-Buchsen passen hier!
Bei erneuter Einmessung mit dem Austauschgerät unter gleichen Bedingungen in meinem Hörraum kam zwar ein ähnliches Ergebnis heraus, das aber interessante Abweichungen aufwies:
Messung nach Erhalt des Austauschgerätes: Wieder wurden hier meine Standlautsprecher an exakt der gleichen Position mit dem iPhone 11 Pro eingemessen. Wieder wird die Raummode erkannt und ein deutlicher Bassabfall unter 80 Hz ermittelt (orange). Allerdings diesmal bei weitem nicht so stark, nämlich nur bis ca. -8 dB, während die Raummode deutlich ausgeprägter bis etwa +10 dB ausschlägt. Bei den vorherigen Messungen wurde eine Bassabsenkung bis deutlich unter -10 dB ermittelt, die Raummode aber nur bis etwa +7 db festgestellt. Wie bei den ersten Messungen wird allerdings auch hier im Ergebnis ein gewisser Loudness-Effekt erzeugt. Zwar weniger ausgeprägt, aber dennoch klanglich nicht in jeder Hinsicht positiv.
Die unterschiedlichen Messergebnisse mit dem Ersten und dem Austauschgerät sind in sofern etwas unverständlich, weil diese eigentlich gar nichts mit der Hardware des ampX zu tun haben. Die Messungen und Berechnungen für die Korrektur erfolgen ausschließlich auf dem iDevice und werden erst anschließend als Filterkurve an den ampX übertragen. Einzige Erklärung, die mir einfällt: Der ampX muss das Rauschsignal erzeugen und vielleicht gibt es da von Gerät zu Gerät Abweichungen. Das können nur ausgiebigere Tests aufdecken, für die bisher nicht genug Zeit war. So oder so wird in beiden Fällen der Bassbereich mit aktivierter Korrektur eher etwas aufgedickt, anstatt allein Resonanzen auszugleichen.
Zwischenfazit zur Einmessung: Davon ausgehend, dass mit meinem ersten Testmuster etwas nicht stimmte und das Austauschgerät den tatsächlichen Stand der Dinge zeigt, war die Einmessung zumindest in den von mir getesteten Szenarien nicht optimal. Andere Lautsprecher-/Raumkombinationen könnten durchaus positivere Ergebnisse zeigen.
Übrigens: Die Einmessung funktioniert nur für am ampX angeschlossene Passivlautsprecher. Per Funk versorgte Lautsprecher können auf diese Weise nicht eingemessen werden.
HINWEIS: Das Thema Raumeinmessung wurde hier zwar besonders ausführlich behandelt, fließt in die Gesamtwertung aber nur zu einem geringen Prozentsatz ein, weil es nur einen kleinen Teilaspekt des Gesamtsystems ausmacht.