Streaming-Routen – Das sollten Sie beachtenNatürlich muss die Musik irgendwie an unterschiedliche Wiedergabegeräte verteilt werden. Und genau an diesem Punkt gibt es ein paar Kleinigkeiten zu beachten, die nicht ganz offensichtlich sind. Dinge, die nicht nur für qobuz, sondern für praktisch alle Streaminganbieter gelten.
Am Beispiel der qobuz iPhone- und iPad-App sieht die Sache zunächst einfach aus. Über den bekannten AirPlay-Button – der nicht nur für Apples Streaming-Protokoll AirPlay dient, sondern als Auswahl für alle verfügbaren Ausgabegeräte – wählt man das gewünschte Gerät. Beispielsweise einen Bluetooth-Kopfhörer:
So weit, so easy. Am Anfang des Berichts hatte ich aber von HiFi-Streamingkomponenten gesprochen, die qobuz unterstützen. Was ist damit gemeint?
Grundsätzlich kann man mit der qobuz App an jedes beliebige Bluetooth-Gerät Musik ausgeben. Also auch an beliebige HiFi-Bausteine mit entsprechender Bluetooth-Empfangsmöglichkeit. Oder an Geräte, die per Klinkenkabel analog am iDevice angeschlossen sind (sofern eine solche Buchse noch vorhanden ist, natürlich). Also wozu gibt es HiFi-Geräte mit „qobuz Unterstützung“?
Der Unterschied liegt in der Art des Routings, also wie die Musikdaten aus dem Internet ihren Weg in das Ausgabegerät finden.Nutzt man die original qobuz App auf einem iDevice (oder Android und Amazon Kindle), werden die Daten entweder über die mobile Datenverbindung, oder den heimischen Router zunächst in das Mobilgerät übertragen und von dort aus an das Ausgabegerät gesendet. Im Falle von iPad und iPhone erfolgt diese Übertragung meist per Bluetooth oder per WLAN und ist dadurch qualitativ beschränkt. So werden Daten per Bluetooth, selbst wenn dies das neue
aptX HD-Protokoll nutzt, stets komprimiert übermittelt. Im Falle einer WLAN-Verbindung über Apple iDevices mittels AirPlay-Protokoll ist die Übertragung auf 16 Bit Auflösung mit 44,1 kHz Samplingfrequenz begrenzt und die Daten werden in das Apple Lossless Format (ALAC) konvertiert. Wenn Sie also HiRes-Musik von qobuz streamen, werden die Daten bei diesen Übertragungsarten stets auf eine geringere Qualität „downgesampelt“. Außerdem muss das iDevice stets in Reichweite des Ausgabegerätes sein und es wird dabei Akku-Energie für die Übertragung verbraucht.
Anders bei Audio-Geräten mit spezieller qobuz-Unterstützung. qobuz bietet Herstellern von HiFi-Komponenten eine Programmierschnittstelle (API) an, um die Funktionalität der App in deren eigene Systeme und Controller-Apps integrieren zu können und die Musik
direkt wiederzugeben. Also ohne den Umweg über ein iDevice, sondern direkt vom Router. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das iDevice mit der Controller-App dient nur noch als „Fernsteuerung“ und nicht mehr als Musiklieferant. Die Musik spielt also auch dann weiter, wenn das iDevice die Funkreichweite verlässt und das iDevice verbraucht keine Energie für das Senden von Musikdaten.
Es bestehen bei einer Direktverbindung des Audio-Gerätes mit dem Internet keine oder weniger Beschränkungen in der Ausgabequalität, weil die limitierenden Übertragungswege via AirPlay oder Bluetooth wegfallen. So können die meisten derzeit verfügbaren qobuz-tauglichen Geräte die volle HiRes-Qualität spielen. Dazu gehören beispielsweise Komponenten von T+A, Auralic, Yamaha, Bluesound, Arcam und viele andere. Einige wenige sind jedoch auf „CD-Qualität“ beschränkt. Eine Liste aller Hersteller, die qobuz unterstützen, finden Sie
auf dieser Seite. qobuz stellt außerdem
hier einige Komponenten vor.
Der Weg der Musik sieht also wie folgt aus…
Entweder per qobuz Music-App über ein iDevice:
- Internet Router WLAN iDevice Bluetooth oder WLAN Ausgabegerät
- oder Internet Mobilfunk iDevice Bluetooth oder WLAN Ausgabegerät
Bei direkter Unterstützung im Gerät ist der Pfad entsprechend kürzer:
- Internet Router LAN/WLAN Ausgabegerät
Diese Unterscheidung der Routen gibt es auch im Zusammenspiel mit anderen Streaming-Anbietern, wie beispielsweise
Tidal, das ebenfalls von vielen Audio-Herstellern
unterstützt wird.
Ein gewisser Nachteil bei Geräten mit eingebauter qobuz-Unterstützung ist, dass man für sie nicht die original qobuz Music-App zur Steuerung nutzen kann. (Ausnahme: qobuz Connect; siehe weiter unten.) Über die qobuz-API integrieren die Hersteller den Zugriff auf die qobuz-Inhalte in ihre eigenen Steuerungslösungen, die sich optisch und funktional von der qobuz App mal mehr, mal weniger unterscheiden. Hier ein Beispiel:
Auralic: Innerhalb seiner App namens Lightning DS (siehe Screenshots oben) bietet der Hersteller diverser Streaming-Komponenten Zugriff auf das qobuz-Angebot. Dazu muss man sich in Lightning DS natürlich mit seinen Zugangsdaten für qobuz einloggen. Darstellung und Funktionsumfang ähneln der qobuz-eigenen Anwendung zwar, aber es werden nicht alle Features unterstützt. Beispielsweise gibt es hier keine Panorama-Artikel.
Auch
Audirvana Plus, eine Musik-Player-Software für den Mac mit vielen audiophilen Features, nutzt die qobuz-Schnittstelle. Hier weicht die Darstellung noch weiter von der qobuz-Lösung ab und ähnelt eher der klassischen iTunes-Steuerung. Mit Audirvana Plus kann man Musik von qobuz ohne Beschränkung in jeder verfügbaren Qualitätsstufe per USB oder UPnP/DLNA an DACs oder Netzwerkspieler ausgeben.
Neben den zuvor beschriebenen Methoden gibt es aber seit nicht allzu langer Zeit auch eine Möglichkeit, bei der das Streaming direkt vom Router in das Ausgabegerät erfolgt und die original qobuz Music-App zur Steuerung verwendet werden kann. Dieses Feature nennt sich
"qobuz Connect", funktioniert derzeit aber nur mit wenigen Geräten, wie zum Beispiel mit sonos oder GoogleCast. Die qobuz App dient dann quasi nur noch als "Fernsteuerung". Ob und inwieweit auch Hersteller von HiFi-Streamern künftig von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werden, muss sich erst noch zeigen.
ZusammengefasstWer schon immer mal eine „Wohnung im Plattenladen“ haben wollte, der wird die geforderte Miete für qobuz vermutlich bereitwillig zahlen. Klar, ein Sublime+ Abo ist mit jährlich 350 Euro definitiv kein Schnäppchen. Aber man hat schließlich die Wahl und kann auch ein Abo für Streaming mit niedrigerer Auflösung buchen.
Der größte Kritikpunkt an qobuz ist der hohe Aufpreis – verglichen beispielsweise mit Netflix Standard zu Netflix 4K – für den Zugriff auf HiRes-Musik. Qobuz ist allerdings auch der momentan einzige Streaming-Anbieter, der höhere Audio-Streamingraten als „CD-Qualität“ (16 Bit, 44,1 kHz) anbietet. Spotify und auch Apple Music liefern momentan sogar nur Sub-„CD-Qualität“. Was qobuz noch fehlt, ist Streaming in MQA, aber die Diskussion um verschiedene Möglichkeiten zum HiRes-Streaming ist noch mal ein Thema für sich.
Wer bestmögliche Klangqualität mit HiRes-Streaming via qobuz nutzen will, der muss nach jetzigem Stand entweder ein qobuz-kompatibles HiFi-Gerät verwenden, oder zum Beispiel Audirvana Plus auf dem Mac und einen geeigneten externen USB-DAC oder Lautsprecher wie die KEF LS50 Wireless. Via iDevice ist die klanglich beste Lösung, einen Lightning-DAC wie den Ultrasone NAOS oder den beyerdynamic Impacto (Test von beiden folgt in Kürze) mit einem guten Kopfhörer zu nutzen. Damit ist im Gegensatz zu Bluetooth oder AirPlay unkomprimierte, nicht downgesampelte HiRes-Wiedergabe möglich.