Test und Konzeptvergleich: Astell&Kern AK T 1 p mobiltauglicher Spitzenkopfhörer
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbeKompaktArt | | High End Kopfhörer (mobiltauglich) |
Empf. Preis (€) | | ca. 1.100 |
Solche Gelegenheiten bekommt man nicht oft in einem Testerleben: Kürzlich hat beyerdynamic mit dem T 1 eine neue Version seines Kopfhörer-Topmodells herausgebracht, die ich in
Rewind Ausgabe 499 ausgiebig besprochen habe. Eine der Besonderheiten dieses klanglich wirklich überzeugenden Kopfhörers ist seine hohe Impedanz von 600 Ohm. Seine extra-dünnen und -leichten Schwingspulen sollen dabei für ein besseres, schnelleres Ansprechverhalten und damit für mehr Impulsfreude und Detailgenauigkeit sorgen. – So zumindest die Theorie.
Aber was hat das mit diesem Test zu tun? Ganz einfach: Die Firma Astell&Kern, bekannt für äußerst hochwertige Digitalplayer speziell im Mobilbereich, und schon zu anderer Gelegenheit Partner von beyerdynamic, hat bei den Heilbronnern die Fertigung einer Spezialversion des T 1 nach ihren Vorgaben in Auftrag gegeben. Herausgekommen ist dabei der AK T 1 p, und der unterscheidet sich vom beyerdynamic T 1 technisch nur in einem einzigen Punkt, nämlich in der Schwingspule. Damit dieser wirklich überzeugende Kopfhörer auch an Mobilplayern genutzt werden kann, war eine deutlich niedrigere Impedanz als 600 Ohm erforderlich. Diese verlangt nämlich nach besonders kräftigen und stabilen Kopfhörerverstärkern, wie sie in Mobilplayern nicht ohne Weiteres zu realisieren sind. Der einfachere Weg sind Kopfhörer mit einer niedrigen Impedanz und die bietet der Astell&Kern T 1 p mit seinen 32 Ohm, unterscheidet sich aber sonst nicht vom ursprünglichen T 1.
Unter Kopfhörer-Freaks gilt der Grundsatz, dass Kopfhörer mit hoher Impedanz eigentlich besser klingen müssten, als solche mit niedriger Impedanz aber ansonsten gleicher Technik. Leider kann man das in der Praxis praktisch nie überprüfen, weil es (meines Wissens) bislang nirgends zwei Kopfhörermodelle gab, die sich nur in ihrer Impedanz unterschieden. Mit dem Erscheinen des Astell&Kern T 1 p hat sich das nun geändert.
Noch mal zurück zu der Frage, was es mit der Impedanz auf sich hat. Dieser Parameter beschreibt, vereinfacht ausgedrückt, den elektrischen Widerstand, welcher der Kopfhörer dem angeschlossenen Verstärker entgegensetzt. Nun könnte man leicht auf den Gedanken kommen, dass weniger Widerstand dem Verstärker seine Aufgabe eigentlich erleichtern müsste und eine niedrigere Impedanz klanglich somit besser sein müsste. Aber ganz so einfach ist es nicht. Für eine geringere Impedanz muss man einen dickeren und damit schwereren Schwingspulendraht einsetzen. Das wiederum bedeutet mehr Masse, die in Bewegung gesetzt werden muss. Gerade bei Schallwandlern, die ungeheure Beschleunigungswerte erzielen müssen, ist jedes Mikrogramm mehr an Masse aber ein Hemmschuh. Darum setzten einige Hersteller bei ihren Topmodellen lieber auf eine höhere Impedanz, was durch einen wesentlich dünneren Schwingspulendraht realisiert wird. Dabei geht man davon aus, dass der primäre Nachteil (es werden kräftigere, laststabilere Verstärker benötigt) in der Praxis keine so große Rolle spielt, denn wer sich einen High-End-Kopfhörer kauft, wird in der Regel auch bereit sein, zusätzlich in einen passenden Kopfhörerverstärker zu investieren.
In der Regel ist dem auch so. Aber was, wenn man einen so tollen Kopfhörer wie den beyerdynamic T 1 auch gerne mobil nutzen möchte? Ein weiterer Nachteil der hohen Impedanz ist nämlich, dass bei gleicher Leistungszufuhr einen niedrigeren Lautstärkepegel ausgeben wird. Für Mobilplayer sind hochohmige Kopfhörer meistens viel zu leise, selbst wenn sie so wirkungsgradstark sind, wie der T 1 mit seiner Tesla-Antriebstechnologie. Genau aus dem Grund wollte Astell&Kern für seine ultra-highendigen Mobilplayer wie den
AK380 (
Shop) eine niederohmige Version des T 1 haben und diese unter eigenem Namen anbieten. Der Astell&Kern AK T 1 p ist also ein reinrassiges
OEM- oder auch
Badge-Engineering-Produkt.
Zusammengefasst:
- Hohe Impedanz = leichtere Schwingspule aber niedrigerer Pegel und höhere Ansprüche an den angeschlossenen Verstärker
- Niedrige Impedanz = höherer Pegel, leichter ansteuerbar, aber dafür träger wegen höherer bewegter Masse
Soweit die gängige Meinung unter Kopfhörer-Liebhabern und Testern. Auch ich habe in der Rewind mehrfach in Testberichten auf diesen Umstand hingewiesen.
Aber ist das wirklich so?Was bei der bisherigen Betrachtung noch nicht einkalkuliert ist: Ein dickerer, niederohmigerer Schwingspulendraht kann kürzer ausfallen, als sein dünner, hochohmiger Gegenpart. Kürzer heißt aber auch weniger Gewicht! Leider konnte man mir auf Nachfrage keine genauen Zahlen nennen, aber es ist anzunehmen, dass der tatsächliche Gewichtsunterschied zwischen dem 32-Ohm- und dem 600-Ohm-Schwingspulendraht nahezu homöopathisch ist. Die Frage ist nun, ob sich dennoch klangliche Auswirkungen ergeben.
Bevor ich dazu komme, hier noch kurz ein paar Fakten zum Astell&Kern AK T 1 p. Wie schon gesagt, ist der einzige technische Unterschied zum beyerdynamic T 1 die Schwingspule. Auch optisch gibt es nur ein paar Details, welche den Astell&Kern vom Original abheben. Diese sind:
- andere Logos auf Kopfband / Gehäuse
- es gibt eine Typenbezeichnung über der Seriennummer
- kein gelasertes T1-Logo in den Treiberaufhängungen
- kürzeres Anschlusskabel (1,4 m) plus ein zweites Kabel (1,4 m) für symmetrischen Anschluss
- steck- statt schraubbarer 6,35mm Klinkenadapter
Der UVP für den AK T 1 p liegt mit rund 1.100 Euro ca. 110 Euro über dem beyerdynamic T 1, was sich durch das zusätzlich mitgelieferte, hochwertige symmetrische Kabel erklärt. (Zum Vergleich: Ein 3 m langes symmetrisches Anschlusskabel für den beyerdynamic T 1 kostet 149 Euro.) Wann der AK T 1 p bei uns erhältlich sein wird, steht noch nicht genau fest, aber bis zum Ende des Jahres soll es klappen. Nur um das noch mal zu betonen: Der AK T 1 p wird von Astell&Kern vertrieben. Nicht von beyerdynamic!