"The Ones": Genelec erweitert sein Angebot an "Point Source" Studio- und HiFi-lautsprechern
Ein theoretisches Ideal bei der Tonwiedergabe mittels Stereo- oder Multikanal-Lautsprecher ist die sogenannte Punktschallquelle, bei der pro Lautsprecher alle Frequenzen aus einem gemeinsamen "akustischen Zentrum" abgestrahlt werden. In den allermeisten Fällen müssen zur Erzeugung des hörbaren Spektrums von ca. 20 Hz bis 20 kHz mit dynamischen Schallwandlern mehrere, unterschiedlich große Membranen eingesetzt werden. Große Membranen eignen sich gut für tiefe Frequenzen, bei denen viel Luft in Bewegung gesetzt werden muss. Für hohe Frequenzen sind große Membranen hingegen (unter anderem) zu schwer und zu träge. Dafür kommen dann kleinere Membranen zum Einsatz. Darum handelt es sich bei den allermeisten heute gebauten Lautsprechern um sogenannten Mehrwegsysteme mit zwei oder mehr Chassis für unterschiedliche Frequenzbereiche.
Eines der Probleme solcher Mehrwegsysteme ist, dass die Chassis räumlich voneinander getrennt sind und damit die Schallerzeugung nicht von einem einzigen Punkt ausgeht. Das führt zu akustischen Nachteilen wie Laufzeitunterschieden, die wiederum kompensiert werden müssen. Aus diesem Grund haben sich einige Lautsprecherhersteller schon lange darum bemüht, dieses Manko bereits in der Konstruktion zu verhindern. Die bekannteste Lösung dafür sind sogenannte Koaxial-Treiber. Dabei sitzen meistens zwei Membranen ineinander: also beispielsweise ein kleiner Hochtöner im Zentrum einer größeren Mitteltonmembran, womit sie quasi eine Punktschallquelle bilden. Prominente Beispiele für solche Lösungen sind Hersteller wie
KEF oder
Tannoy.
Schwierig wird es jedoch, wenn auch die tiefsten Frequenzen, die sehr große Membranen und/oder großen Hub erfordern, ebenfalls in das koaxiale Konzept mit eingebunden werden sollen. KEF hält hierfür mit der
Blade eine sehr gute (und kostspielige) Lösung parat, bei der die Basstreiber seitlich links und rechts so in dem speziell geformten Gehäuse integriert sind, dass sie im Zusammenspiel mit dem koaxialen Mittel/Hochtöner an der Front eine Punktschallquelle bilden. Einen sehr ähnlichen Ansatz verfolgte
Genelec bei der Entwicklung des Studiolautsprechers 8351, den es nun schon ein paar Jahre gibt. Auch hier werden Mitten und Höhen von einem nach vorne strahlenden Koax-Treiber erzeugt, während die Bässe durch hinter der primären Schallwand angeordnete Treiber erzeugt und durch Schlitze ober- und unterhalb des Tief-/Mitteltöners abgegeben werden, womit alle Treiber, wie bei der KEF Blade, ein gemeinsames akustisches Zentrum bilden.
Die 8351 hat viel Aufmerksamkeit erregt, doch sind diese Lautsprecher vergleichsweise groß, klobig und mit ca. 6.500 Euro/Paar auch nicht ganz billig. Obwohl Genelec auch intensiv den HiFi-Markt bedient, haben die 8351 daher bislang vielleicht kein ganz so großes Publikum erreicht. Rechtzeitig zur High End (18. – 21.05. in München) schicken die Finnen nun aber zwei deutlich kleinere Modelle mit genau dem selben Prinzip in den Ring: die Genelec 8331 und 8341. Das kleinste Modell 8331 ist dabei besonders desktoptauglich. Die restliche Technik entspricht dem bereits bekannten Modell 8351. Es handelt sich also um vollaktive Drei-Wege-Lautsprecher mit ähnlichen Funktionen und Anschlüssen, wie die
hier getesteten Genelec 8330A, nur eben als vollwertige Punktschallquelle konzipiert.
Wann genau und zu welchem Preis die neuen Genelecs zu haben sein werden, steht noch nicht fest. Auf der High End in München werde ich erste Eindrücke einholen und schon mal ein Testmuster reservieren. Denn so viel steht fest: Es gibt nicht viele vergleichbare Vollbereichs-Punktschallquellen in dieser Preis- und Größenklasse.