Tim Cook: Datenhunger könnte Meinungsfreiheit bedrohen
In einem Interview mit dem Magazin Focus spricht Tim Cook über seine Sorgen bezüglich ausufernder Datensammlung. Sie bestehen in der Einschränkung der Meinungsfreiheit durch die Furcht der Menschen vor Konsequenzen. Ein weiteres Mal erhält zudem die DSGVO Lob aus seinem Munde.
Selbsterteilte Denk- und Redeverbote„Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Alles, was Menschen sagen oder denken, wird gesendet, analysiert, gespeichert“, sagt Cook in dem Gespräch mit dem Magazin. Er schließt die Frage an: „Würden die Menschen aus Furcht vor Konsequenzen aufhören, ihre Meinung zu sagen?“ Zudem sieht Cook die Manipulationsmöglichkeiten kritisch. Er behauptet, Länder wie die USA und Deutschland seien so stark, dass ihnen niemand von außen potenziellen Schaden zufügen könnten. Im Anschluss spielt Cook jedoch auf eskalative Manipulationen an: „Was mir Sorgen bereitet, ist, dass es mit einer Schatztruhe voller Daten möglich ist, die Menschen auf eine Art und Weise zu manipulieren, dass sie irgendwann aufeinander losgehen“.
DSGVO ein Vorbild für die USADer Apple-Chef betonte ein weiteres Mal den Stellenwert der EU-Datenschutz-Verordnung, die im Sommer in Kraft getreten ist. Sie sei ein "unglaubliches Fundament, auf das wir alle aufbauen sollten." Cook unterstützt seit längerem die Bemühungen eine vergleichbare
Datenschutz-Richtlinie in den USA zu installieren. In dem Interview gibt er sich entsprechend optimistisch: "Amerika wird ebenfalls eine solche Regulierung bekommen." In den USA gibt es bereits ähnliche Regelungen auf Landesebene, Cook setzt sich für ein Bundesgesetz ein.
Landeshoheit über InfrastrukturEinen weiteren Punkt sprach der CEO des kalifornischen Konzerns an, der zunehmend auf eigene Chipherstellung setzt: Die Kontrolle der Staaten über technische Infrastruktur. Er halte es für lebenswichtig, dass die Hoheit über die Infrastruktur des Industriestandortes Deutschland im Land bleibe. "Da darf man keine Risiken eingehen," betonte Cook. Er spielt damit unter anderem auf die aktuelle Diskussion an, die 5G-Infrastruktur chinesischen Anbietern wie Huawei zu überlassen. Zuletzt
äußerte sich Digitalministerin Dorothee Bär (CSU) gegenüber dem Handelsblatt skeptisch. Tim Cook ergänzte seine Aussage damit, dass dies auch für die Chip-Produktion gelte. Das Focus-Magazin hielt das Interview im Rahmen seiner Wahl "Menschen des Jahres". Dabei dürfen auch Leser in die Debatte eintauchen. Tim Cook soll die Liste bisher anführen.