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Tim Cook: Technologie und Humanität in Einklang bringen

China ist nach Nordamerika für Apple inzwischen der zweitgrößte Absatzmarkt. Entsprechend viel Aufmerksamkeit lässt Tim Cook dem Chinageschäft des Konzerns zuteil werden. Der CEO sprach auf Chinas World Internet Conference (WIC) jetzt im Rahmen einer Keynote nicht nur über Wirtschaftsthemen, sondern auch über Privatsphäre, Sicherheit und Humanität – allesamt Dinge, über die im Reich der Mitte zum Teil andere Ansichten vorherrschen als im Westen.


China ist Apples zweitwichtigster Markt
Cook pries auf der Konferenz, die die Vorstellung der chinesischen Regierung von einem noch kontrollierteren Internet proklamieren soll, Apples Errungenschaften für den chinesischen Arbeitsmarkt an. Der Konzern helfe dabei, mehr als 5 Millionen Jobs im asiatischen Land aufrecht zu halten. Dazu zählen 1,8 Millionen lokale App-Entwickler für Apples Plattformen. Cook sieht sich wirtschaftlich auf einer Schiene mit Chinas Kurs: „Das Thema dieser Konferenz, nämlich eine digitale Wirtschaft für Offenheit und geteilte Vorzüge zu entwickeln, ist eine Vision, die Apple teilt.“

Cook sieht vor allem Künstliche Intelligenz als entscheidend für die Zukunft der Technologie. Etwaige moralische Bedenken lässt der Apple-Chef diesbezüglich nicht gelten: „Viel wurde über die möglichen Nachteile von AI bereits gesagt. Aber ich sorge mich nicht darum, dass Maschinen wie Menschen denken. Vielmahr sorge ich mich um Menschen, die wie Maschinen denken.“ Es sei die Aufgabe von jedem Einzelnen in der IT-Branche, Technologie mit „Humanität und unseren Werten zu durchtränken.“

Zwiespalt zwischen Geschäft und Firmenprinzipien
Abseits der ökonomischen Interessen tun sich für westliche Unternehmen wie Apple im Reich der Mitte immer wieder Herausforderungen auf, die oftmals nur schwer mit den jeweiligen Firmenprinzipien bezüglich Bürgerrechten und Datenschutz vereinbar sind. Apple etwa geriet zuletzt in die Kritik, als der Konzern mit der chinesischen Regierung kooperierte und den Sprach-Messenger Skype aus dem App Store in China entfernte. Cook entgegnete den kritischen Stimmen seinerzeit mit der Feststellung, sich lediglich an die Gesetze zu halten, die der jeweilige Markt vorgibt.

Trotzdem warb der Apple-Chef auf der Konferenz für mehr Offenheit bei zukünftiger Technologie. Außer Kreativität und Sicherheitsfunktionen, die Nutzer beschützen, gehe es bei Technologieprodukten auch um die Gewährleistung der Privatsphäre von Anwendern.

Marktexperte Kirk Boodry von New Street Research sieht in Cooks Vorstoß keine reale Chance auf Veränderung: „Es ist interessant, Apple und Google auf der WIC vertreten zu sehen, aber wir erwarten dadurch keine Änderung bei Chinas Online-Politik.“ Dafür sei das Vorgehen der Regierung vor allem wirtschaftlich zu erfolgreich. Mit der Alibaba Group und Tencent Holdings kommen zwei der fünf wertvollsten Börsenunternehmen in China aus dem Reich der Mitte.

Kommentare

titusm
titusm04.12.17 16:36
Wenn ich das Original-Zitat lese, lese ich AI nicht AR. Also nicht „Augmented Reality", sondern „Artificial Intelligence". Eine etwas übergeordnete Aussage, finde ich.
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tobias8404.12.17 16:51
@ titusm

Ist korrigiert. Danke für den Hinweis.
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sierkb04.12.17 17:37
Greatfire.org (30.11.2017): About those 674 apps that Apple censored in China
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Weia
Weia04.12.17 21:02
MTN
Mit der Alibaba Group und Tencent Holdings kommen zwei der fünf wertvollsten Börsenunternehmen in China aus dem Reich der Mitte.
Bin ich der Einzige, der diesen Satz nicht versteht?

Wo kommen denn bitte die anderen drei wertvollsten Börsenunternehmen in China her?
“I don’t care” is such an easy lie. (The Warning, “Satisfied”)
+1
sierkb06.12.17 16:30
heise (06.12.2017): US-Senator: Apple muss sich gegen China-Zensur stemmen
Die Teilnahme des Apple-Chefs an der Internetkonferenz der chinesischen Regierung hat erneut Kritik ausgelöst: Apple habe eine "moralische Pflicht", sich dort für freie Meinungsäußerung einzusetzen, so ein US-Senator.
heise
Apples Aktivitäten in China werden zunehmend zum Politikum in den USA: Der demokratische Senator Patrick Leahy hat den iPhone-Konzern erneut kritisiert, nachdem Apple-Chef Tim Cook eine Rede auf der Internetkonferenz der chinesischen Regierung gehalten hatte. IT-Konzerne wie Apple haben “sowohl die Chance als auch eine moralische Pflicht, sich für freie Meinungsäußerung und andere Grundrechte in den Ländern einzusetzen, die diese Rechte routiniert verweigern”, betonte Leahy gegenüber CNBC .
[…]
China gehört zu Apples größten Märkten und könnte nach Ansicht von Cook eines Tages sogar größer als der Heimatmarkt USA werden. Derzeit ist China Apples drittgrößter Markt hinter Amerika und Europa – und inzwischen wieder auf Wachstumskurs: Der Umsatz dort stieg in den drei Monaten des letzten Quartals um 12 Prozent auf 9,8 Milliarden Dollar.

CNBC (05.12.2017): Apple has a 'moral obligation' to push back in China, says senator who probed the company's ties

Hintergrund und einen Hinweis wert:
Bloomberg
The Wuzhen conference, which until this year has had a primarily local presence, is designed to globally promote the country’s vision of a more censored and controlled internet. The attendance of leaders from two of the world’s most valuable tech giants lends credibility to China’s efforts to influence the global internet so it better resembles its own.

“It is interesting to see Apple and Google at the WIC, but we doubt there will be any meaningful changes in China government policy,” said Kirk Boodry, an analyst with New Street Research. “Current policies have worked very well so far: two of the top five internet companies in terms of market cap are Chinese -- supported by growth in consumer spending which is a key government priority.”

The two companies Boodry referred to participated in the conference, with Alibaba Group Holding Ltd. Chairman Jack Ma and Tencent Holdings Ltd.’s Pony Ma taking part. The other technology executives in attendance included Cisco Systems Inc.’s Chuck Robbins and Baidu Inc. co-founder Robin Li.
Quelle:
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