Tim Cook im Porträt: Politischer Diplomat – und Verhandler bis auf den Tausendstel Cent
Tim Cook leitet Apple seit fast 10 Jahren und erzielte in der Zeit viele Erfolge. Der Jahresumsatz des Unternehmens vervielfachte sich in der Cook-Ära beispielsweise auf zuletzt rund 275 Milliarden US-Dollar. Zudem überschritt Apple die früher kaum für mögliche gehaltene Marktwert-Schwelle von einer Billion US-Dollar. Aktuell bahnt sich gar ein Marktwert von 3 Billionen US-Dollar an. Zudem veröffentlichte Apple in der Zeit Erfolgsprodukte wie AirPods oder Apple Watch. Hinzu kommt die vielversprechende Umstellung bei Macs von Intel auf ARM-Chips. Bloomberg widmet dem Apple-CEO daher ein ausführliches Porträt, das sich mit Cooks Wirken in Cupertino beschäftigt. Darin geht es auch um seine Rolle im Handelskrieg zwischen China und den USA, die einige interessante Anekdoten bereithält.
Diplomatisches Geschick in der Trump-ÄraDer damalige US-Präsident Donald Trump stattete Apples Mac-Pro-Fabrik in Austin (Texas) anno 2019 einen Besuch ab. Tim Cook empfing und führte ihn durch die Fabrikhallen. Gegenüber Reportern verkündete Trump anschließend gewohnt vollmundig: „Ich habe gesagt, dass wir eines Tages von Apple errichtete Fabriken in unserem Land sehen werden – und genau das passiert gerade. Das ist der amerikanische Traum.“ Cook stand ausdruckslos daneben und kommentierte die Aussagen des seinerzeitigen US-Präsidenten nicht. Dabei hätte er allen Grund dazu gehabt, da Trumps Kommentare irreführend waren.
Apples Fabrik in Austin war zu dem Zeitpunkt schon seit fast sechs Jahren in Betrieb (Trumps Präsidentschaft hatte also nichts damit zu tun) und betraf nur eine marginale Produktkategorie in Apples Portfolio. Der Löwenanteil der Apple-Produkte wurde nach wie vor in China gefertigt. Zudem wird der Mac Pro dort nur zusammengebaut (mit Teilen aus China) und ausschließlich der US-Markt mit den Erzeugnissen beliefert.
Cook schwieg zu Trumps Behauptungen, um den US-Präsidenten nicht zu verärgern und so in Ruhe weiterarbeiten zu können. Der Apple-CEO versprach 2017 sogar weitere drei große Fabriken in den USA, was bis heute nicht umgesetzt wurde – und unter Umständen auch nie wird. Apple sucht seit geraumer Zeit tatsächlich nach Produktionsalternativen zu China, allerdings weniger in den USA und mehr in anderen asiatischen Ländern und Indien. Die Anekdote zeigt Cooks geschickten Umgang mit den politischen Verhältnissen, aus denen er mit diplomatischem Geschick die größtmöglichen Vorteile für Apple herauszieht.
Cooks Gespräch mit Joe BidenDie Fabrik in Austin setzte Cook zudem bereits anno 2012 im Zuge eines Treffens mit dem damaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden taktisch geschickt ein. Biden wollte von Cook wissen, warum Apple die ungemein lukrativen iPhones nicht in Amerika herstelle. Cook entgegnete mit einer freundlich-unverbindlichen Antwort, an deren Inhalt sich selbst die anwesenden Pressevertreter im Nachhinein nicht mehr erinnern konnten. Anschließend kündigte Cook den Bau der Fabrik in Austin an. Vorgänger Steve Jobs antwortete auf eine ähnliche Frage einmal auf ehrlich-direkte Art mit „Die Arbeitsplätze kommen nicht zurück“. Cook hingegen gebe sich diplomatisch geschickter und taktiere mehr, so
Bloomberg. Investoren-Legende Warren Buffett wird zitiert mit: „Tim versteht die Welt auf eine Weise, wie ich es in den letzten 60 Jahren nur bei sehr wenigen CEOs erlebt habe.“
Preise für Kleinteile auf den Tausendstel Cent verhandeltAußer für sein diplomatisches Geschick ist Cook auch bekannt für den radikalen Umbau von Apples Zuliefererkette in seiner Zeit als COO. Im Laufe der 2000er Jahre wurde alles auf größtmögliche Effizienz getrimmt. Selbst für kleinste Bauteile bei MacBooks drückte Cook Zulieferer-Preise auf den Tausendstel Cent genau herunter, um Kosten zu sparen. Apple habe zudem Mitarbeiter beschäftigt, die ausschließlich über die Einkaufspreise von Kleber mit Zulieferern verhandelten. Cook bezeichnete sich einst gar als „Attila, der Inventar-Hunne“, weil er Apples Lagerkosten radikal noch unten fuhr.
Ein Ende von Cooks Erfolgsgeschichte ist aktuell nicht absehbar. Es gibt aber bereits Spekulationen über die Nachfolge. Im Hintergrund wird laut Bloomberg momentan eine neue Generation an Führungskräften aufgebaut, die in einigen Jahren bereit für den Führungswechsel sein soll.