Touch Bar: Früherer Apple-Mitarbeiter sieht ungewisse Zukunft
Der ehemalige Apple-Mitarbeiter Chuq Von Rospach hat die Strategie des Konzerns hinsichtlich der exklusiv im MacBook Pro verbauten Touch Bar kritisiert. Auslöser für Von Rospachs Blogpost war der Wechsel des Hauptrechners vom 2016er-Modell des MacBook Pro zum iMac 5K.
Kaum Einschränkungen durch fehlende Touch BarDer Autor
vermisst die Funktionen der Touch Bar laut eigener Aussage beim iMac überhaupt nicht. Nur der im MacBook Pro integrierte Touch-ID-Sensor fehle hin und wieder. Doch die Apple Watch fungiere als guter Ersatz zum Mac-Login per Fingerabdruck.
Von Rospach sieht die Touch Bar zwar als „beeindruckendes Stück Technik“. Doch sie löse lediglich Probleme, die er und womöglich viele andere Nutzer gar nicht haben. Andere Interface-Elemente seien mindestens genauso schnell zu erreichen wie die Touch Bar. Zudem schränke das fehlende haptische Feedback die Funktionalität entscheidend ein, da Anwender beim Bedienen der Leiste immer den Blick darauf richten müssen.
Apple sei gut damit beraten, beispielsweise die Entsperrfunktionen der Apple Watch für den Mac auch auf Drittanbieter-Apps wie 1Password auszuweiten. Dadurch würden Nutzer der intelligenten Armbanduhr gar kein Touch ID am Mac benötigen.
Ungewisse Zukunft der Touch BarVon Rospach attestiert Apple zwar eine „Verliebtheit in die Touch-Bar-Technologie“, wundert sich aber zugleich über die fehlende Konsequenz bei der Integration in weitere Mac-Modelle. Da die Leiste weiterhin nur in einigen MacBook-Varianten verbaut ist, seien Drittanbieter hinsichtlich Touch-Bar-Funktionen zurückhaltend. Ähnlich verhalte es sich mit 3D-Touch bei den iPhones, das weder im iPhone SE noch den iPads zur Verfügung steht.
Außerdem lasse Apple Kaufinteressenten bei den leistungsstärkeren MacBook-Pro-Varianten keine Wahl. Kunden müssen die Leiste mit kaufen (und bezahlen), ob sie wollen oder nicht. Andere Modelle gebe es hingegen mit und ohne die OLED-Toucheingabe.
Gesichtserkennung statt Touch ID für MacsFür die Zukunft sei ein leichtes Redesign der Touch Bar zu erwarten, da Apple bei den Macs langfristig wahrscheinlich auf Gesichtserkennung statt Fingerabdrucksensor setzt, so Von Rospach. Das iPhone 8 verwende voraussichtlich als erstes Apple-Produkt einen Gesichtsscanner, dessen Technologie der Konzern sukzessive auf andere Geräte ausweite.
Aktuell ist Touch ID in Macs noch fester Bestandteil der OLED-Leiste. Der potenzielle Wegfall der Fingerabdruck-Funktion biete die Möglichkeit, die OLED-Toucheingabe kostengünstiger in Macs zu integrieren. Ohnehin ist der Login via biometrische Gesichtsdaten oder Apple Watch laut des Autors benutzerfreundlicher als ein Fingerabdruck.
Apple könnte mit der Ausweitung der OLED-Leiste auf andere Macs also warten, bis der Gesichtsscanner für die Apple-Rechner einsatzbereit. Dadurch müsste kein kostspieliges Sicherheitssystem samt Fingerabdrucksensor in die Touch Bar mehr eingebaut werden.
Erfahrungen aus der MacTechNews-RedaktionZuletzt noch zwei Stimmen aus der Redaktion - eine eher positive und eine eher negative Einschätzung zur Nützlichkeit.
Mendel: Die Touch Bar bietet in manchen Anwendungen wirklichen Mehrwert, teilweise ist die Bar aber auch im Weg. Positiv ist, dass man mittels Touch Bar in Browservideos zu bestimmten Zeitpunkten springen kann. Auch die Lautstärkenregelung funktioniert mittels Touch Bar erheblich besser als mit Tasten. Viele Anwendungen, darunter Mail.app, integrieren die Touch Bar sehr gut: So ist es zum Beispiel möglich, die ausgewählte Mail mit einem Touch in ein bestimmtes Postfach (z.B. Archiv) zu bewegen - ein echter Vorteil, wenn es viele Mails zu verwalten gibt. Auf der anderen Seiten büßt man die physikalische Escape-Taste ein - beim Entwickeln mit Xcode ein echter Nachteil, da dort mittels ESC die Auto-Vervollständigung ausgelöst wird und man dies häufig benötigt.
Moritz: Nach einigen Monaten der Benutzung komme ich zu einem eher ernüchternden Ergebnis, die Touch Bar betreffend. Zwar ist sie für mich nicht störend, wie bei anderen Nutzern - einen signifikanten Mehrwert erkenne ich im Alltag jedoch nicht. Sie eignet sich ganz gut, um in einem Video zu spulen, wobei auf den Bildern in der TouchBar kaum etwas zu erkennen ist. Schieberegler lassen sich tatsächlich besser "fühlen"- ob das aber den Bohei und Mehrpreis rechtfertigt, wage ich zu bezweifeln. Unterm Strich: nice-to-have aber kein Muss.