Tracking für Podcasts: RAD soll plattformübergreifend kommen
Die NPR (National Public Radio) möchte sein Analysetool RAD (Remote Audio Data) für Podcasts flächendeckend einführen. Damit erfahren Produzenten etwa, ob die Abonnementen heruntergeladene Folgen wirklich anhören. Weiterhin können sie darüber erfahren, welche Passagen die Hörer wirklich abgespielt haben. Nun schaut die Podcast-Branche auf Apple, ob das Trackingsystem eine Chance besitzt,
berichtet The Verge.
RAD soll Licht ins Dunkel bringenDas RAD-System hat der Radioverbund am 11. Dezember der Öffentlichkeit präsentiert. Es soll Podcast-Produzenten detaillierte Daten über das Hörerverhalten aufschlüsseln. Sie können etwa Marker definieren, um in der Auswertung zu sehen, ob Hörer diese Stelle des Podcast erreicht haben. Darüber lässt sich ersehen, ob und wann sie Werbung übersprungen haben. Die Tracking-Technologie basiert auf modifizierten ID-Tags ("RAD Tags"). Sie stellt fest, ob diese Marker "angehört" wurden und versendet die daraus resultierenden Daten ("RAD Events") verschlüsselt über HTTPS zur weiteren Verarbeitung. Das zugrundeliegende
Developerkit liegt als Open-Source-Bibliothek vor.
Podcasts boomen, Werbeindustrie frohlocktDer Podcast-Industrie, die
2020 Werbeumsätze in Höhe von 659 Millionen US-Dollar erreichen soll (2017: 314 Millionen), fehlt ein standardisiertes Erhebungstool. Speziell das IAB (Interactive Advertising Bureau) als Wirtschaftsverband der Onlinevermarkter begrüßt die Einführung von entsprechenden Werkzeugen. NPR spricht im Report von The Verge gar von der "nächsten Evolutionsstufe", während das Magazin selbst in seinem Untertitel eine "Facebookisierung der Podcasts" androht.
Facebookisierung und SicherheitsbedenkenDer Begriff der "Facebookisierung", so knackig er sein mag, scheint nicht zu treffen. Schließlich steht das Gebahren des Social-Media-Giganten für heimliche und undurchsichtige Datensammlung. Bei RAD hingegen kann jeder mit den entsprechenden Tools selbst die Tags einsehen. Die RAD-Events sammelt auch niemand zentral, sie gehen direkt oder über einen Dienstleister zum Podcast-Produzenten.
Laut NPR verschickt RAD die Daten anonymisiert – und über eine verschlüsselte Verbindung (HTTP unterstützt es gar nicht erst). NPR könne die Daten selbst nicht einsehen.
Ausscheren noch bevor es losgegangen istDennoch sind die Produzenten und einige App-Entwickler skeptisch. Marco Arment etwa, der Entwickler der Outcast-App und Produzent der prominenten Reihe "Accidental Tech Podcast" sieht in dem System gar einen möglichen Verstoß gegen das europäischen DGSVO. Über Twitter ließ er Mitte Dezember verlauten: "Es gibt keinen klaren Nutzen für die App-Macher (tatsächlich erfordert es mehr Arbeit), und es ist eine Datenschutzverletzung und eine DSGVO-Verbindlichkeit, gegen die Benutzer wahrscheinlich Einspruch erheben würden, wenn sie es verstehen würden." Selbst das Team hinter der NPR-eigenen "Pocket Cast"-App hat nach eigener Aussage bisher keine Pläne zur Implementierung von RAD.
Apple nickt, prüft und …Wohl der größte Fisch im Podcast-Backen hat – wie einige andere auch – jedoch ein eigenes Analyse-Tool: Apple. Etwa die Hälfte aller Podcast-Hörer sollen ihre Folgen über Apple Podcasts beziehen. Seit Juni 2017 existiert über Apples Connect-Plattform der Dienst "Podcast Analytics". Darüber können Produzenten allerdings nur sehen, wieviele Hörer welche Folgen wie lange angehört haben. Zudem funktioniert das Tool natürlich nur für Apple Podcast, die Industrie sucht aber nach einer plattformunabhängigen Lösung. Laut NPR hat Apples Team das RAD-Protokoll geprüft und Feedback gegeben. Auch Spotify hält sich bisher bedeckt, eine eigene Analyseplattform soll in Arbeit sein.
Alle unter ein RADDer Macher der RadioPublic-App, Jake Shapiro, regt an, die Abonnenten entscheiden zu lassen, ob sie sich tracken lassen. Sein Unternehmen plane, den Hörer intensiv über RAD aufzuklären und ihn zur Zustimmung zu bitten. Er selbst nutzt ein Tool mit dem die Hörer mit den Podcast-Machern in Interaktion treten dürfen, sodass die Konsumenten einen eigenen Nutzen in der Zustimmung sehen können. Andererseits dürfte den meisten Hörern klar sein, dass sich die "kostenlosen" Produktionen über Werbung finanzieren und die Auftraggeber Nachweise dafür fordern, ob die Einblendungen auch wahrgenommen werden.