Trend Micro äußert sich, warum der Browserverlauf des Nutzers in China landet
Während gestern noch manch einer anzweifelte, dass tatsächlich der namhafte Sicherheitsspezialist Trend Micro hinter den abgegriffenen Nutzerdaten steckt, so gibt es nun Klarheit. Das Unternehmen meldete sich offiziell zu Wort und gab eine Stellungnahme ab. Demnach stimmen die Entdeckungen und sowohl Dr Cleaner, Dr Cleaner Pro, Dr. Antivirus, Dr. Unarchiver, Dr. Battery als auch der Duplicate Finder greifen den Browser-Verlauf von Safari, Firefox und Chrome ab. Dies erfolgt, nachdem der Nutzer um Zugriffsrechte auf das Home-Verzeichnis gefragt wird und die Anfrage über den Öffnen-/Sichern-Dialog bestätigt.
Laut Trend Micro verschicke man aber nicht permanent den Browserverlauf nach China, sondern nur "einmalig" und auch nur über den Zeitraum "der letzten 24 Stunden vor Inbetriebnahme der App". Dies erfolge "aus Sicherheitsgründen" um zu analysieren, ob sich der Nutzer Adware oder andere Probleme eingefangen habe – und um die Produkte und Dienste von Trend Micro auf Grundlage der Erkenntnisse zu verbessern. Genau darauf habe man auch in den Nutzungsbedingungen hingewiesen. Die Behauptung, Trend Micro "klaue Nutzerdaten" und sende diese zu unidentifizierbaren Servern in China, sei vollständig falsch.
Drei Maßnahmen als ReaktionWährend es zunächst nur bei dieser Rechtfertigung blieb, die erwartungsgemäß erst recht zu verärgerten Reaktionen führte, legte Trend Micro dann aber mit einer sehr viel
versöhnlicheren Erklärung nach. Man entschuldige sich bei der Community für die entstandene Besorgnis, könne aber bestätigen, dass die persönlichen Daten sicher seien und nicht kompromittiert wurden. Außerdem folgen nun direkte Schritte, um das Problem zu beseitigen. Zunächst deaktiviere man die Übertragung der Browserdaten für alle Consumer-Produkte. Außerdem wurden die gespeicherten Archive auf den US-basierten AWS-Servern ebenfalls gelöscht – diese reichten jeweils drei Monate lang zurück.
Auch einer architekturbedingten Unschönheit nehme man sich umgehend an. Der gemeinsame Codekern führte dazu, dass auch solche Programme Browserdaten verschickten, die keinerlei Nutzen davon haben. Was für einzelne Lösungen entwickelt wurde, kam fälschlicherweise in allen Produkten zur Anwendung – beispielsweise eben im Dr. Battery und Duplicate Finder.
Ist der Rufschaden noch zu beheben?Ob Trend Micro den erheblichen Rufschaden damit aber schnell abwenden kann, sei einmal dahingestellt. Gerade die erste Stellungnahme hatte eher den Tonfall, dass Nutzer gefälligst die AGB sorgfältiger lesen sollen – erst die Aktualisierung legte dann ein Verhalten an den Tag, wie es in derlei Fällen zu erwarten ist. Zum aktuellen Zeitpunkt befinden sich die Programme von Trend Micro weiterhin nicht mehr im Mac App Store, nachdem Apple diese umgehend nach Bekanntwerden der Berichte entfernt hatte. Eines ist aber wohl gesetzt: Sicherlich wird auch in vielen Monaten noch jede Forendiskussion rund um Trend Micro mit der Bemerkung versehen sein, dass es sich dabei doch um jenes Unternehmen handle, das Nutzerdaten nach China schicke.