Twitter: Hälfte des Umsatzes verloren +++ Kontroverse Direktzahlungen an ausgesuchte Accounts
Durch radikale Maßnahmen zur Kostensenkung, unter anderem Abschaffung der meisten Moderationsteams, wollte Elon Musk Twitter in die schwarzen Zahlen führen. Längst ist aber bekannt, dass kurzfristige Maßnahmen dieser Art nicht ausreichen – zumal Musk jede Menge Unruhe verursachte. Sehr viele Werbekunden zogen sich von der Plattform zurück, denn man möchte nicht riskieren, die eigene Marke neben unmoderierten Hass- oder Verschwörungspostings zu sehen.
Gerade erst bestätigte Musk wieder, dass 50 Prozent der Werbeeinnahmen weggebrochen sind, womit derzeit weiterhin kein rentabler Betrieb möglich ist. Erst wenn es Gewinne gebe, könne man sich den Luxus erlauben, an andere Dinge zu denken. Ob der Vertrauensverlust jedoch umkehrbar ist, muss sich erst noch zeigen. Die jüngsten
kontroversen Entscheidungen trugen zumindest nicht dazu bei, für Ruhe zu sorgen, Nutzer anzuziehen und somit in rentablere Fahrwasser zu gelangen. Stattdessen darf sich Meta freuen, einen guten Zeitpunkt zum Start von "Threads" erwischt zu haben.
Umsatzbeteiligung für Twitter-AccountsAuf den verschiedenen Plattformen, die Content-Erstellern reichlich Gelegenheit und Publikum zur Selbstvermarktung geben, kursieren ganz unterschiedliche Monetarisierungsmodelle. Ob per Teilhabe an Werbeeinnahmen oder über direkte Vereinbarungen, die "Creators" müssen bei Laune gehalten werden, immerhin wertet viel Reichweite die jeweilige Plattform auf. Twitter möchte einen ähnlichen Weg gehen und bestimmten Accounts direkte Umsätze ermöglichen. So wurde ein Programm angekündigt, am Werbemarkt teilhaben zu können. Um sich dafür zu qualifizieren, muss der Account "verifiziert" sein (also das Abo bezahlen) und im abgelaufenen Vierteljahr stets mehr als fünf Millionen Ansichten pro Monat verzeichnet haben. Anschließend findet noch eine manuelle Überprüfung statt, ob alles nach den Richtlinien Twitters abläuft.
Kritik folgt auf den Fuß, denn das neue Programm erscheint vielen wie ein eilig ersonnener, jedoch nicht ausgearbeiteter Versuch. Erschwerend hinzukomme, dass Twitter noch nicht einmal über zuverlässige Statistiken verfüge, um die vorgegebenen Kennwerte eindeutig zu liefern. In einem
Kommentar der Washington Post heißt es bissig: Derzeit sehe alles so aus, als habe Twitter schlicht eine Möglichkeit geschaffen, einigen Lieblingsaccounts aus dem äußeren rechten Lager Schecks zukommen zu lassen. Derzeit gibt es keinen allgemein zugänglichen Weg, sich zu bewerben.