Twitter: Musk-Rücktritt in Kürze? Niederlage in Abstimmung ebnet den Weg
Eigentlich muss man direkt aufwerfen, ob es sich bei der Abstimmungsniederlage wirklich um eine solche handelte – oder ob Twitter-Chef Elon Musk einfach nur einen Ausweg suchte. Nach verschiedenen anderen, "demokratischen" Abstimmungen via Twitter hatte er diesmal die Frage aufgestellt, ob er je nach Ausgang des Votums zurücktreten oder sein Amt weiter ausführen solle. Angesichts der Diskussionen rund um das Twitter-Chaos der letzten Wochen war es von vornherein ziemlich wahrscheinlich, als Antwort ein "Nein" zu erhalten. Genau dies geschah dann auch, 57,5 Prozent der Umfrageteilnehmer wollten Musk nicht länger in seiner Position sehen.
"Ausgang der Umfrage bindend"Im Tweet samt eingebetteter Umfrage hatte Musk versprochen, den Ausgang der Abstimmung zu akzeptieren. Angesichts des klaren Ausgangs hatte er also kaum eine andere Wahl, als die Ankündigung in die Tat umzusetzen. Nun dürfte wohl bald eine weitere Wortmeldung erfolgen, in der es heißt, ab wann er seinen Platz freigibt – wenngleich er natürlich weiterhin Twitter-Inhaber bleibt und sich an den Besitzverhältnissen also gar nichts änderte. Man darf gespannt sein, wie es um eine Nachfolgeregelung bestellt ist, denn in einem anderen Tweet hieß es, keinen Plan B mit anderem Personal zu verfolgen.
Von der Übernahme bis zum RücktrittIm April hatte Musk bekannt gegeben, Twitter zu übernehmen und von der Börse zu nehmen. Allerdings entschied er sich einige Wochen später gegen den Schritt – angesichts der unterzeichneten Vereinbarungen musste er aber schließlich die 44 Milliarden Dollar aufbringen. Im Oktober trat der Unternehmer seinen Dienst an und versprach, Twitter zum Ort der unbeschränkten freien Rede zu machen. Schnell zeigte sich aber angesichts diverser Sperrungen von Kritikern, wie wenig dieser vorgegebene Plan der Realität entsprach.
Gleichzeitig kam es zu einem Kahlschlag beim Personal, fast weitgehender Auflösung von Moderationsteams oder umstrittenen Entscheidungen wie kostenpflichtigen Zugang zum blauen Verifizierungs-Haken. In ruhigeres Fahrwasser geführt hat Musk den Dienst in jedem Fall nicht. Spötter sagen, ihm sei von allen erklärten Zielen lediglich gelungen, Donald Trumps Account zu entsperren – dies zum Preis, sich gleichzeitig in mannigfaltiger Weise lächerlich zu machen und inkompetent zu wirken.
Rücktritt wegen Tesla-Anlegern?Der Aktienkurs von Tesla brach in dieser Zeit massiv ein und ging um mehr als 50 Prozent zurück. Vielen Anlegern stieß es sauer auf, dass Musk so viel Zeit damit verbrachte, kaum nachvollziehbare Entscheidungen für das Social Network zu treffen – um erfolgreich geführte Unternehmen unter seiner Fittiche zu vernachlässigen. Diese Entwicklung gilt als wesentlicher Faktor, warum Musk sich einen Ausweg bauen musste, denn die 44 Milliarden Dollar für Twitter sind nur ein Bruchteil dessen, was Tesla an Börsenwert verlor.