USB Audio Device Class 3.0 Spezifikationen verabschiedet – Bald auch Macs ohne Klinkenbuchse?
Das USB Implementers Forum (USB-IF), ein Zusammenschluss von vielen Firmen der IT-Branche (darunter auch Apple), hat am 27.09.16 offiziell die Spezifikationen für USB Audio Device Class 3.0 verabschiedet. Diese legen die Bedingungen für die Audio-Wiedergabe über USB Type-C fest.
Was bei Apple über Lightning schon lange möglich ist, kommt nun also auch zu USB 3.0 bzw. USB-C. Damit können nun auch andere Hersteller basierend auf verbindlichen Vorgaben digitales Audio über USB-C ausgeben und damit dem Vorbild von Apple folgend die analoge Klinkenbuchse abschaffen. Zwar gab es auch vorher schon die Möglichkeit zur Audio-Ausgabe über USB-C, weshalb es auch schon einige Android Smartphones ohne Klinkenbuchse gibt, wie z.B. das
Lenovo Moto Z. Aber deren Implementation entspricht eben noch nicht den finalen Spezifikationen, weshalb es zu Inkompatibilitäten mit künftigem USB-C Audio-Zubehör wie Kopfhörern kommen könnte.
Durch den Verzicht auf die Klinkenbuchse kann theoretisch ein knapper Millimeter Bauhöhe eingespart werden, weshalb dieser Punkt oft als Argument für den Einsatz von Lightning oder auch USB-C für Kopfhörer ins Feld geführt wird. Auch das USB-IF erwähnt das in seiner
Pressemeldung. Viel wichtiger dürften den Herstellern aber Dinge wie Platzgewinn für andere Bauteile, einfachere Gehäuseabdichtung durch weniger Anschlüsse und geringerer Energiebedarf sein. Außerdem können dank bidirektionaler Kommunikation, genau wie bei Lightning-Audio, neue Funktionen hinzukommen, wie beispielsweise die Aktivierung des Sprachassistenten auf Zuruf (Hotword Detection).
Aus den genannten Gründen dürften künftig vor allem Smartphones und Tablets von dem Wegfall der Klinkenbuchse betroffen sein. Aber auch MacBooks kommen im Prinzip in Frage. Insbesondere Modelle, die auf besonders kompakte Maße ausgelegt sind. Da Apples Lightning-Anschluss aller Wahrscheinlichkeit nach auch künftig iOS-Geräten vorbehalten bleiben wird, könnte Apple, die an dem USB Audio Device Class 3.0 Standard mitgewirkt haben, in künftigen MacBooks ebenfalls auf USB-C-Audio setzen. Möglicherweise aber nur als zusätzliche Option. Zu bedenken ist nämlich, dass die Klinkenbuchse in Macs seit langem ein kombinierter Anschluss ist, der auch einen optischen TosLink Digitalausgang beinhaltet. Sofern genügend Platz im Notebook vorhanden ist, könnte es also auch weiterhin MacBooks (und natürlich auch Desktop Macs) mit Klinkenbuchse geben. Wofür Apple sich letztendlich entscheidet, bleibt abzuwarten.
Ein Nachteil von USB-C-Audio gegenüber Lightning ist, dass es inzwischen schon sehr viele verbaute USB-C-Anschlüsse gibt, die, speziell durch den sogenannten Alternate Modus (HDMI/Ethernet over HDMI, Displayport, Thunderbolt, MHL), unterschiedliche Standards unterstützen. Der Verbraucher kann nicht immer auf den ersten Blick erkennen, ob und welche dieser Standards ein bestimmter Anschluss unterstützt und ob auch das neue USB-C-Audio darunter ist. Wahrscheinlich muss man in Zukunft noch genauer auf die vielen verwirrenden Logos auf den Verpackungen achten. Zudem können die Hersteller erst jetzt damit beginnen, Produkte nach Audio Device Class 3.0 zu entwickeln. Für Lightning gibt es demgegenüber schon eine ganze Reihe passender Audioprodukte. Solange diese MFi-Zertifiziert ("Made for iPhone/iPod/iPad") sind, brauchen sich Lightning-Anwender darüber keine Gedanken machen.
Eine bislang ungeklärte Frage ist, ob und wie die HiFi-Industrie auf die neue Lösung mit USB-C reagiert. An deren Spezifikationen war außer den Dolby Laboratories kein Vertreter der Audio-Industrie beteiligt. Am weitesten Verbreitet ist in Audio-Produkten der eigentlich schon veraltete USB 2.0-Standard. Dieser bietet für reine Audio-Anwendungen mittel- bis langfristig völlig ausreichende Bandbreiten (weit mehr, als beispielsweise S/PDIF) und erlaubt zudem die asynchrone Verbindungsart, welche, vereinfacht gesagt, bestmögliche Klangqualität durch Vermeidung von Taktschwankungen (Jitter) bietet. Ob es einen ähnlichen Betriebsmodus auch in USB-C-Audio gibt, ist derzeit noch unklar.