Welche Möglichkeiten hat Apple?Um sich von der Masse abzuheben und ein
echtes Apple-Produkt daraus zu machen, bleiben eigentlich nur vier Bereiche:
1. Auflösung
2. eigene technische Detaillösungen
3. Design
4. Systemintegration
Punkt 1 ist relativ einfach abgehakt und wäre kein Apple-Alleinstellungsmerkmal.
Dell bietet bereits ein 8K-Display an. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass Apples High-End-Monitor für den neuen Mac Pro 8K-Auflösung und vermutlich um bzw. knapp über 30“ Diagonale haben wird. Das ist ein „easy guess“, lässt sich also leicht erraten. Nachdem 4K-Auflösung inzwischen Mainstream ist und auch Macs mit der „Zwischenauflösung“ 5K seit Jahren existieren, soll die 8K-Auflösung mit 7.680 x 4.320 Bildpunkten (entsprechend etwa 33 Megapixel) der nächste logische Schritt sein, auf den auch die TV-Industrie hinarbeitet. Apple wäre damit zwar nicht der erste Anbieter, könnte diese Auflösung aber „salonfähiger“ machen.
Ein Problem dabei ist, dass für eine derart hohe Auflösung eine entsprechend hohe Videobandbreite bei der Grafikhardware und der Schnittstelle gegeben sein muss. Grafikkarten schaffen das heute schon, doch wie sieht es mit den Schnittstellen aus? Die aktuell in Macs verbauten Thunderbolt-3-Anschlüsse ermöglichen laut Schnittstellenbeschreibung maximal die Grafikübertragung über den DisplayPort-Standard 1.2. Für 8K ist aber DisplayPort 1.3 oder 1.4a erforderlich. Eine Dual-Cable- bzw. Dual-Link-Lösung (siehe
diesen Testbericht) wird Apple meiner Einschätzung nach nicht wählen. Und wenn doch, dann höchstens ähnlich der alten Dual Link DVI-Schnittstelle für das 30“ Apple Cinema Display.
Da stellt sich also die Frage, wie Apple das lösen könnte. Thunderbolt 4? Separate DisplayPort-1.4-Anschlüsse? Oder etwa eine proprietäre Lösung mit modifiziertem Thunderbolt 3? – Das bleibt abzuwarten.
Auch Punkt 2 ist höchst spekulativ. Da Apple selbst keine Panels baut und auf deren Entwicklung nur begrenzt Einfluss haben dürfte, könnte man sich beispielsweise dem Problem mit der Hintergrundbeleuchtung auf andere Weise annähern. Zum Beispiel mit verbessertem Local Dimming. – Vielleicht. Wahrscheinlicher ist, dass Apple durch geschickte Ansteuerung des Panels möglichst hohe Qualität zu erreichen versucht. So, wie es auch andere Monitorhersteller, wie Eizo, mit ihren Produkten machen. Dadurch lassen sich die Grenzen der eingebauten Display-Technik aber nicht aushebeln und somit kein nennenswerten Vorsprung vor anderen etablierten Monitoranbietern herausarbeiten.
Eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale für Apple-Produkte ist und bleibt das Design – Punkt 3 auf der Liste. Und so ist klar, dass ein neuer Apple-Monitor mit seinem Erscheinungsbild aus der Masse hervorstechen muss. Dazu ist prinzipiell nicht viel nötig, denn gerade bei den traditionellen Monitor-Spezialisten hat sich die Designsprache der Bildschirme seit den 90er Jahren kaum weiterentwickelt. Ein so extravagantes Design wie die Apple Studio Displays von Ende der 90er mit ihrem transparenten Kunststoffkleid, wird es sicherlich nicht geben. Auch der Alu-Look der späteren Cinema Displays ist out. Anzunehmen ist eher ein Stil ähnlich dem der aktuellen iMacs mit rundlicher Rückseite, oder eine dezent weiterentwickelte Form daraus. Interessant wird auch, ob Apple an dem nicht höhenverstellbaren gebogenen Standfuß festhalten, oder eine flexiblere und dennoch schicke andere Lösung finden wird.
Schwierig wird es auch bei Punkt 4. Apple propagiert bekanntlich den Systemgedanken und das perfekte Zusammenspiel all seiner Komponenten und Software. Aber was könnte das für ein 8K-Display bedeuten? Exklusive Kompatibilität mit dem künftigen Mac Pro? Was ist mit bestehend Macs, wie dem iMac Pro, iMac 5K oder älteren Tower Mac Pro mit aufgerüsteter Grafikhardware? Oder den MacBook Pro? Oder gar PCs? Eine gewisse Kompatibilität sollte schon gewährleistet sein, will Apple den neuen Monitor nicht zu einer Insellösung machen. Das setzt jedoch auch branchenübliche Anschlüsse wie DisplayPort und ggf. HDMI und USB voraus.
Über eine proprietäre Ansteuerung könnte Apple ein besseres Zusammenspiel mit der im Mac verbauten Grafikhardware ermöglichen. Etwa eine dynamische Anpassung der Bildwiederholfrequenz, ähnlich wie beim aktuellen iPad Pro. Auch wenn der energetische Aspekt bei einem stationären Display nur eine untergeordnete Rolle spielt, wäre das ein denkbare Option. Aber vielleicht ergeben sich noch weitere Möglichkeiten, beispielsweise bei der Kalibrierung. Und nicht zuletzt sollte auch die Standby-Steuerung zwischen Mac und Bildschirm perfekt funktionieren, so wie bei den iMacs oder MacBooks. Lange Einschaltzeiten und etwaige „No Sync“-Meldungen darf es da natürlich nicht geben.
Vorstellbar ist außerdem, dass Apple ein Lautsprechersystem ähnlich des iMac Pro und Mikrofone in den Monitor integriert. Vielleicht sogar eine iSight Kamera. Auf diese Weise könnte der zukünftige („Headless“) Mac Pro die selbe Funktionalität in Sachen Siri, Ton und Bildkommunikation bekommen, wie alle iMacs und MacBooks, ohne dafür auf zusätzliche Peripherie angewiesen zu sein.
Oder es kommt alles ganz andersRedaktionsintern wird noch eine andere Möglichkeit heiß diskutiert. So scheint es durchaus vorstellbar, dass Apple das neue Cinema Display (oder wie auch immer es heißen wird) mit einer internen Grafikkarte ausstattet. Der Bildschirm würde dann quasi als eGPU fungieren. Auf diese Weise könnte das Anschlussproblem mit Thunderbolt 3 und der (vermutlich) 8K-Auflösung umgangen werden und Kompatibilität mit vielen Macs und PCs hergestellt werden. Doch daraus ergeben sich andere Fragen. Zum Beispiel, wie dann die Grafikhardware des kommenden modularen Mac Pro aussehen wird. Schließlich wurde der Monitor von Apple explizit im Zusammenhang mit diesem "Pro"-System in Aussicht gestellt. Auch die Frage des Preises bekäme dadurch einen riesigen Spielraum.
ZusammenfassungWie schon in der Überschrift steht, handelt es sich hier um reine Überlegungen eines Anwenders. Ich bin kein „Analyst“ und habe keine Insider bei Apple oder sonstige konspirativen Quellen mit fraglicher Glaubwürdigkeit. Aber wenn ich mir trotzdem eine Prognose erlauben darf, dann sieht die wie folgt aus:
Der lang ersehnte Nachfolger des Apple Cinema Displays wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein 8K-Display mit ca. 32-34“ Diagonale und einem LCD-Panel von einem Fremdhersteller sein. Apple wird versuchen, dem Display mit eigener Ansteuerungselektronik höchstmögliche Bildqualität in allen Bereichen zu entlocken. Das Design wird Apple-typisch eigenständig und elegant, aber nicht spektakulär anders sein. Vermutlich iMac-Pro-ähnlich in Space Grey, vielleicht aber auch mit eigener, neuer Farbgebung passend zum versprochenen neuen Mac Pro.
Mein Tipp für den Preis: rund 3.500 Dollar (netto) / 4.100 Euro (brutto). – Sofern es eine Lösung ohne eGPU wird.
Ich bin selbst gespannt, ob und was von diesen Prognosen zutreffen wird, oder ob ich völlig daneben liege. Bitte spekulieren Sie in den Kommentaren gerne mit.