Überraschend gute Zahlen fürs iPad - Trendwende erreicht? Eine Analyse
Selbst in den Zeiten, als Apple mit jeder Quartalskonferenz von Rekorden zu Rekorden eilte, begann bereits der Abschwung beim iPad. Die Höchstwerte bei den Verkäufen erzielte der Konzern 2013, seitdem kannten die Zahlen nur noch eine Richtung, nach unten. Es ist eines der auffälligsten Ergebnisse der gestrigen Bekanntgabe der Geschäftszahlen, dass dieser Trend gestoppt ist. Im Zeitraum April bis Juni 2017 verkaufte Apple 11,42 Millionen Tablets, respektable 15 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Man muss bereits ins Jahr 2014 zurückgehen, um in diesem Jahresfenster höhere iPad-Verkäufe zu finden.
Apples Investitionen ins iPad: Vom iPad Pro bis iOS 11Ist Apples Strategie zur Rettung des iPads also aufgegangen? Immerhin hat Apple enorme Anstrengungen unternommen, um das Tablet zu verbessern und zu vermarkten, anstatt es einfach dem gleichen Schicksal zu überlassen, welches den iPod ereilte (dessen Verkaufskurve übrigens eine gewisse Ähnlichkeit mit derjenigen des iPads aufweist). Cupertino schaltete zahlreiche Werbekampagnen für das Tablet, brachte in diesem Jahr gleich drei neue Modelle und widmete einen Großteil der Neuerungen von iOS 11 den »iPad only«-Features. In unserer Analyse der Hauptprobleme beim iPad, welche wir vor drei Monaten ausführlich vornahmen (
) konnten wir die mangelnde Eignung des aktuellen iOS für professionelles Arbeiten als einen der Hauptgründe für den fehlenden Erfolg identifizieren, nebst schwächelndem Gesamtmarkt und fehlenden Killer-Features.
Genau diesen Punkt geht Apple mit iOS 11 an. Von der sichtbaren Dateiverwaltung in der neuen Dateien-App über einfache Mehrfachauswahl und konfigurierbares Dock bis hin zu Drag&Drop, welches endlich den Weg ins iPad findet, ist Apple viele der Baustellen angegangen. Sind die besseren Verkaufszahlen nun schon der erste Lohn für diese Mühen? - Wohl eher nicht, denn erstens ist iOS 11 noch nicht einmal auf dem Markt und zweitens erfuhren wir erst im Juni, also gegen Ende des betrachteten Dreimonatszeitraums, von den Änderungen des nächsten Systems.
Der andere Weg: Ein iPad für wenig GeldEs gibt allerdings einen anderen Hinweis darauf, weswegen Apples Verkäufe an Fahrt aufnahmen. Betrachtet man nämlich den Umsatz, den die iPad-Sparte generierte, ist das Wachstum äußerst bescheiden. 4,89 Milliarden US-Dollar verdiente Apple mit ihnen zwischen April und Juni 2017, im Vorjahresquartal waren es 4,88 Millionen. Daran ist abzulesen, dass der Durchschnittsverkaufspreis eines iPad deutlich gesunken ist - der Verkaufstreiber war also ein günstiges Tablet. Im März dieses Jahres brachte Apple ein solches auf den Markt, das »iPad 9,7’’«, welches bereits ab 399 Euro zu haben ist (Store:
). Möglicherweise hat Apple also den doppelten Trend erkannt: Das iPad muss entweder ein professionelles Tablet mit professionellem System sein - wie ggf. die neuen iPad-Pro-Modelle mit iOS 11 -, oder sie müssen günstig sein wie das iPad 9,7’’.
Fazit: Die iPad-Zahlen sind natürlich erfreulich für Apple. Sie weisen darauf hin, dass das iPad 9,7'' seinen Zweck bisher gut erfüllte. Das ist allerdings noch nicht die notwendige Trendwende, denn diese bräuchte nachhaltiges Wachstum, welches auch den Umsatz mit einschließt. Apple muss noch zeigen, dass dies mit dem neuen iPad Pro und iOS 11 möglich ist.