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Unglaublich begabt oder vollständig unbrauchbar – Jobs' duale Weltsicht und seine wichtigsten Grundüberzeugungen

Steve Jobs war sicherlich einer der größten Visionäre der Computer-Geschichte – wenngleich durchaus auch Kritik an seinem Charakter sowie dem Umgang mit anderen Mensch angebracht ist. Apples Urgestein Guy Kawasaki, einer der wichtigsten Köpfe hinter dem ersten Macintosh, lässt die Welt an einigen Erinnerungen teilhaben. Darunter auch an der strengen Dichotomie, die Steve Jobs bei der Bewertung von Personen an den Tag legte. Für ihn gab es entweder "insanely great", also unglaublich gut, oder "crappy", das Sch-Wort. Diese Einschätzung konnte sich innerhalb kürzester Zeit durchaus mehrfach umkehren, so Kawasaki. Manchmal habe Jobs seine Arbeit geliebt, manchmal hingegen fühlte es sich wie kurz vor dem Rauswurf an. Dennoch blickt Kawasaki auf eine Zeit zurück, von der er nicht einen einzigen Tag abgeben wolle – und die seinen Werdegang maßgeblich definierte.


Kawasaki führt einige der essenziellen Grundüberzeugungen auf, die Steve Jobs bei Produkten immer anlegte. Nicht immer waren diese zielführend, denn vor allem die frühen Jobs-Projekte wurden dadurch schnell viel zu teuer – dennoch wären zahlreiche ikonische Projekte andernfalls wohl nicht entstanden. Einige wichtige Leitsätze waren laut Kawasaki:

  • Kunden wissen nicht, was sie wollen
  • Design zählt
  • Weniger ist mehr
  • Große Herausforderungen bringen große Errungenschaften hervor
  • Ingenieure sind Künstler
  • Preis und Wert sind unterschiedliche Dinge
  • Wert allein reicht nicht
  • An manche Sachen muss man einfach glauben, damit sie wahr werden

Vieles gilt noch immer
Vor allem der erste Punkt dieser Liste war in Apples Vergangenheit allgegenwärtig. Immer lautete die Kritik an vielen Apple-Lösungen, man werde bevormundet, Apple schreibe einem vor, wie man Dinge zu benutzen habe. Allerdings entspricht dies genau dem Jobs-Mantra, dass normale Anwender gar kein Vorstellungsvermögen besitzen, was alles möglich sei. Selbiges gilt auch für die Preisgestaltung der Produkte. Stets kostete es mehr, das Apple-Logo auf einem Produkt prangen zu sehen und selten rechtfertigten die eingesetzten Komponenten den hohen Preis.

Dennoch zeigen Apples Verkaufserfolge eindeutig, dass Kunden dennoch das Gefühl haben, einen angemessenen Wert zu erhalten. Dies trifft auch auf aktuelle iPhones zu, deren Preise inzwischen teils auf dem Niveau von Notebooks liegen – zwar ist Apple damit nicht Stückzahlen-, wohl aber Umsatzkönig. Trotz aller Kritik an den Kosten gelingt es Apple, hohen Absatz sicherzustellen. Bleibt noch das "weniger ist mehr": Wenn es einen Hersteller gibt, der Protesten ungeachtet und radikal alte Zöpfe abschneidet, dann war und ist dies Apple.

Kommentare

michimaier09.04.19 11:39
"Kunden wissen nicht, was sie wollen"
ist nicht unbedingt das gleiche wie
"2. Customers can't tell you what they need"
(vielleicht seh ich das aber auch zu eng...)
+19
trw
trw09.04.19 11:46
michimaier
"Kunden wissen nicht, was sie wollen"
ist nicht unbedingt das gleiche wie
"2. Customers can't tell you what they need"
(vielleicht seh ich das aber auch zu eng...)

"Customers can't tell you what they need" fand ich eigentlich immer eine sehr gute Aussage (die sicher oft wohl auch der "Wahrheit" entspricht).
Aber "Kunden wissen nicht, was sie wollen" würde ich so dann doch auch nicht ganz zustimmen wollen.


Ansonsten kann ich mich mit den o.g. "Punkten" 1-4, 6 und 8 durchaus anfreunden, mit "Punkt" nur 5 bedingt.
Über Punkt 7 muss ich noch mal nachdenken ..... versteh (ohne ausreichend Espresso) noch nicht ganz den Sinn heute ...
+2
der_seppel
der_seppel09.04.19 11:50
michimaier
"Kunden wissen nicht, was sie wollen"
ist nicht unbedingt das gleiche wie
"2. Customers can't tell you what they need"
(vielleicht seh ich das aber auch zu eng...)
„Kunde“ kommt von „kundig“ sein. Und sehr sehr oft weiß der Mensch nicht was er will, deshalb kommt er zu Dir (gesprochen aus Designer-Sicht). Man sollte, im kreativen Sektor, eher von „Auftraggeber“ sprechen.
Kein Slogan angegeben.
0
Dante Anita09.04.19 11:52
michimaier
"Kunden wissen nicht, was sie wollen"
ist nicht unbedingt das gleiche wie
"2. Customers can't tell you what they need"
(vielleicht seh ich das aber auch zu eng...)

Die Übersetzung ist tatsächlich irreführend und lenkt die Diskussion sicher in die falsche Richtung.

Ich hätte es übersetzt als „Kunden können dir nicht sagen, was sie brauchen“. Vor allem können sie das meistens nicht, wenn es um die Zukunft geht. Wenige hätten damals gesagt: „Ich brauche ein Telefon ohne Tasten, dafür mit Fingerbedienung“.
Weil sie sich einfach nicht vorstellen konnten, das es sowas überhaupt geben könnte und was man damit anstellen kann.
+9
marcol
marcol09.04.19 12:07
Ich kenne Steve Jobs nur aus der Presse, also erlaube ich mir kein Urteil.

Es ist wohl oft so das herausragende Persönlichkeiten nicht ein Garant für guten Umgang sind. Es sind tolle Produkte während seiner Zeit entstanden.
+9
Rosember09.04.19 12:19
trw
michimaier
"Kunden wissen nicht, was sie wollen"
ist nicht unbedingt das gleiche wie
"2. Customers can't tell you what they need"
(vielleicht seh ich das aber auch zu eng...)

"Customers can't tell you what they need" fand ich eigentlich immer eine sehr gute Aussage (die sicher oft wohl auch der "Wahrheit" entspricht).
Aber "Kunden wissen nicht, was sie wollen" würde ich so dann doch auch nicht ganz zustimmen wollen.


Ansonsten kann ich mich mit den o.g. "Punkten" 1-4, 6 und 8 durchaus anfreunden, mit "Punkt" nur 5 bedingt.
Über Punkt 7 muss ich noch mal nachdenken ..... versteh (ohne ausreichend Espresso) noch nicht ganz den Sinn heute ...
Im Original:
"But value isn’t enough
Many products are valuable, but if your product isn’t also unique or differentiated in some way, you have to compete on price. You can succeed this way — as Dell did, for example. But if you truly want to “dent the universe,” your product needs to be both unique and valuable."

Ein Produkt muss sich - zusätzlich zu seinem Wert - auch noch von vergleichbaren Produkten durch Einzigartigkeit abheben. Es muss sich unterscheiden, damit man sonst (nur) über den Preis konkurrieren könne, wie Dell das - erfolgreich - tue.
+5
deus-ex
deus-ex09.04.19 12:22
„Steve Jobs Produkte“ wurden erst nach seiner Rückkehr erfolgreich weil er dann von seinem Ego Trip runter kam und verstand das es ein gutes Team braucht.

Alles von Ihm in der ersten Ära waren Flops. Lisa, Macintosh... der Apple II war ein Woz Produkt.
+5
trw
trw09.04.19 12:36
Rosember
Im Original: "But value isn’t enough ... your product needs to be both unique and valuable."
Ein Produkt muss sich - zusätzlich zu seinem Wert - auch noch von vergleichbaren Produkten durch Einzigartigkeit abheben. Es muss sich unterscheiden, damit man sonst (nur) über den Preis konkurrieren könne, wie Dell das - erfolgreich - tue.

Ah, cool ... danke sehr!!!!
(an Aussagen zu Dell kann ich mich jetzt auch wieder grob erinnern ... wusste aber nicht, dass es eben das war)
0
JeDI09.04.19 13:24
deus-ex
„Steve Jobs Produkte“ wurden erst nach seiner Rückkehr erfolgreich weil er dann von seinem Ego Trip runter kam und verstand das es ein gutes Team braucht.

Alles von Ihm in der ersten Ära waren Flops. Lisa, Macintosh... der Apple II war ein Woz Produkt.
Naja, der Mac war anfangs nicht wirklich ein Flop. Und wenn es nach Woz gegangen wäre, wär der Apple II auch als Baukasten erschienen und nicht als fertiger Rechner.
+2
LoMacs
LoMacs09.04.19 14:13
Die alte Geschichte der hauchdünnen Grenze zwischen Genie und Wahnsinn.
+3
Legoman
Legoman09.04.19 15:27
MTN
"Kunden wissen nicht, was sie wollen"
„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Henry Ford
+6
gfhfkgfhfk09.04.19 23:57
JeDI
Naja, der Mac war anfangs nicht wirklich ein Flop.
Der Mac 128k war mangels RAM kaum benutzbar. Der Mac 512K war besser, aber 512kB RAM war auch nicht wirklich viel RAM. Das gleiche Problem gab's auch bei Amiga und Atari ST. So richtig Spass machten die Geräte erst mit mindestens 1MB RAM und die gab es erst mit dem MacPlus. Der große Durchbruch kam dann mit dem MacII. Vorher wurden noch viele Apple II und IIGS verkauft. Der IIGS hatte am Anfang deutliche Vorteile gegenüber den Macs. Einfach mal anschauen und dann beurteilen. Erst der MacII überbot das ganze, und war natürlich nicht von Jobs entwickelt worden. Jobs hatte immer eine hohe Affinität zu AIO Systemen.
+1

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