Früher war alles besser – heißt es. Stimmt natürlich meistens nicht, aber in unserer Erinnerung bleiben oft nur die positiveren Aspekte des Lebens hängen, was auch gut so ist. Geräte der Unterhaltungselektronik und sogar die ersten Heimcomputer wurden damals mit einem bestimmten Funktionspaket gekauft und daran änderte sich über die gesamte Lebensspanne des Produktes in der Regel auch nichts.
Beispielsweise waren Fernseher, Radios oder auch HiFi-Verstärker früher rein analoge Geräte. Und wenn doch schon Digitaltechnik in ihnen steckte, war die Software üblicherweise fest in ein
EPROM (Erasable Programmable Read-Only Memory) gebrannt und ließ sich – wenn überhaupt – höchstens in einem Servicebetrieb oder bei einem entsprechend ausgestatteten Nerd-Freund umprogrammieren. Spätere Geräte mit mehr Digitaltechnik boten hin und wieder schon die Möglichkeit, die interne Firm- bzw. Software ggf. per Datenträger (zum Beispiel CD) und Datenkabel von einem PC zu aktualisieren. Doch erst mit dem Siegeszug des Internets und der allgemeinen „Vernetzung aller Dinge“, auch Internet of Things (IoT) genannt, sind sogenannte „Over the Air“ (OTA) -Updates gang und gäbe.
Apple und UpdatesApple-User sind es gewohnt, mindestens fünf Mal im Jahr all ihre Devices (Mac, iPhone, iPad, Watch, Apple TV) aufgrund irgend eines Updates aktualisieren und neu starten zu müssen. Mal für „Major Releases“ (große Versionssprünge), häufiger aber für kleinere .x-Updates. Erstere bringen oft viele neue Funktionen mit sich, letztere überwiegend Fehlerbehebungen, die sich möglicherweise erst mit dem Major Release eingeschlichen haben, sowie Sicherheits-Patches.
Und genau da liegt oft auch der Knackpunkt, weshalb ständige Updates manchmal auch richtig nerven können. In einer idealen Welt würden Updates ausschließlich Verbesserungen mit sich bringen. Doch das ist absolut nicht der Fall. So haben sich beispielsweise mit dem letzten macOS auf Version 15.0 und iOS/iPadOS auf Version 18 wieder Probleme ergeben. Etwa, dass sich bestimmte Mail-Accounts nicht mehr richtig synchronisieren (siehe beispielsweise
diesen Forum-Thread). Bis solche Fehler behoben werden (wenn überhaupt) muss auf eines der folgenden Updates gehofft werden, oder mit „Workarounds“ gelebt werden.
Mögliche neue Fehler durch Updates schüren Ängste, die dazu führen, dass mancher User lieber nicht den Update-Button anklickt – selbst wenn es sich um eine wichtige Sicherheitsaktualisierung handelt. Auch die Frage, wann genau man ein Major Release einspielen sollte, treibt viele um. Manche warten ein, zwei .x-Updates ab, andere überspringen gar komplette Release-Zyklen und installieren – hoffentlich, und sofern verfügbar – nur Sicherheitsupdates. Ob sofort installieren oder abwarten ist ein ständiges Thema in den Kommentaren und Foren.
Updates und U-ElektronikIn der Welt der Unterhaltungselektronik sieht es inzwischen ähnlich aus. Zwar ergeben sich beispielsweise bei digitalen Komponenten wie Audio-Streamern aufgrund der geringeren Komplexität nicht ganz so häufig Probleme bei größeren Funktions-Updates, wie das (zumindest gefühlt) bei Computer-Betriebssystemen der Fall ist, aber es gibt auch hier Beispiele für grandios verschlimmbesserte Systeme, wie erst kürzlich nach einem Komplett-Umbau der Sonos-App geschehen (
siehe hier).
Es gibt aber noch andere Aspekte, warum Updates uns das Leben manchmal schwerer machen. So erwarten viele Kunden heute schlichtweg, dass beispielsweise ihre Systemkamera oder der Streaming-Lautsprecher bitte schön regelmäßig Funktionsupdates bekommen solle, weil Hersteller XY ja neulich auch gerade ein tolles Update herausgebracht habe. Und natürlich erwartet jeder, das sein Produkt doch Sicherheitsupdates bis möglichst zum Sankt-Nimmerleins-Tag bekommen möge, damit die chinesischen, russischen oder sonstige böse Hacker nicht das Heimnetz erobern können, oder gar
schlimmeres anrichten. Probleme, die vor der globalen Vernetzung schlicht nicht existierten.
Insbesondere bei Geräten der Unterhaltungstechnik und Smart-Home-Devices ist es gerade mit den Sicherheitsupdates so eine Sache. Sofern überhaupt welche kommen. Bei Fernsehgeräten ist es beispielsweise fast üblich, dass ein neu vorgestelltes Modell vielleicht ein oder zwei Updates erhält und dann nie wieder Liebe und Pflege von seinem Hersteller erfährt, weil inzwischen schon wieder zwei oder drei neue Modellgenerationen auf dem Markt sind. Der TV hängt aber womöglich zehn Jahre oder länger im Wohnzimmer des Käufers.
Auch Audio-Streamer sind inzwischen voll in die Software-Spirale geraten. Manche Anbieter, wie etwa WiiM oder eversolo (beide aus China und mit größeren Konzernen im Hintergrund), oder HiFi Rose aus Südkorea (ebenfalls mit mächtigem Geldgeber im Rücken) bringen regelmäßig Updates mit funktionalen Verbesserungen (für App und Gerät), Bug-fixes und Sicherheitsoptimierungen heraus, die OTA installiert werden können. Die Häufigkeit hält sich gerade noch in Grenzen, um davon nicht genervt zu sein, zumal die Updates oft auch ganz automatisch installiert werden können. Doch es gibt gerade in diesem Bereich auch viele Hersteller, die eher klein bis mittelständisch aufgestellt sind und mangels Manpower gar nicht die nötigen Ressourcen für permanente Softwarepflege haben. Da muss der Kunde dann meist lange mit dem Leben, was beim Kauf an Software verfügbar war. – Was allerdings früher ja auch nicht viel anders war.
Schwierig wird es für manchen Hersteller dann, wenn der Kunde einfach voraussetzt, ständig mit (natürlich kostenlosen) Software-Verbesserungen verwöhnt zu werden. Kunden wiederum schrecken gerne mal vor dem Kauf zurück, wenn sie befürchten, der Hersteller ist in ein paar Jahren womöglich weg vom Markt, womit es dann auch keine Updates mehr gäbe. Das ist teilweise eine eher unbegründete Angst, weil Geräte ja nicht deswegen plötzlich aufhören zu funktionieren, weil sie keine regelmäßigen Updates mehr kriegen. Aber die Frage nach langfristiger Netzwerksicherheit und echter (vielleicht jahrzehntelanger) Nutzbarkeit der Produkte treibt so manchen um. Insbesondere smarte Haushaltsgeräte, die über Cloud-basierte Dienste funktionieren, könnten ohne Software-Pflege nach wenigen Jahren tatsächlich unbrauchbar werden. (Siehe dazu auch
diesen Artikel.)
Die Lösung? Es gibt keine!Damit sind wir wieder bei der in der Überschrift gestellten Frage: Wie oft und wie lange müssen vernetzte Geräte Ihrer Meinung nach Updates erhalten, um für Sie in Betracht zu kommen? Apple bietet beispielsweise, bezogen auf die Computer- und Smartphone-Welt, überdurchschnittlich lange Updates an. Manchmal bis zu 10 Jahre. Aber reicht das aus? Und wie lange sollten beispielsweise TV-Geräte mit funktionalen wie sicherheitsrelevanten Updates versorgt werden? Die hängen heute bekanntlich ja auch alle am Internet.
So verlockend es auch ist, für Computer-Devices und „smarte“ Produkte des Alltags Software-Updates einspielen zu können: es ist gleichermaßen auch ein Schwachpunkt. Eine Lösung für dieses Dilemma ist kaum in Sicht. Bis auf Weiteres müssen wir uns neben den Vorteilen auch mit den Risiken der wandlungsfähigen Gerätschaften abfinden.