Urteil: US-Polizei darf biometrische Entsperrung eines iPhones nicht erzwingen
Ein Verdächtiger darf in den Vereinigten Staaten nicht von der Polizei gezwungen werden, sein iPhone mittels Face ID oder Touch ID zu entsperren. Ein entsprechendes Urteil fällte jetzt das Bundesbezirksgericht für Nord-Kalifornien. Beobachter werten den Richterspruch als bahnbrechende Entscheidung.
Antrag auf HausdurchsuchungDem
Urteil lag ein Antrag auf eine Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit Ermittlungen in einem Erpressungsfall zugrunde. Der oder die nicht näher genannten Verdächtigen hatten angeblich versucht, einem Opfer Geld abzupressen mit der Drohung, ein kompromittierendes Video zu veröffentlichen. Die Ermittlungsbehörden wollten daraufhin im Zuge der Durchsuchungen auch die iPhones der Verdächtigen inspizieren. Da sie diese nach US-Recht nicht zur Herausgabe der Passcodes verpflichten durften, wollten sie sie gerichtlich zur biometrischen Entsperrung zwingen.
Die Entsperrung mit Face ID oder Touch ID darf nicht erzwungen werden.
Bild: Apple
Zu weit gefasstRichterin Kandis Westmore lehnte den Antrag unter anderem deswegen ab, weil er zu weit gefasst war. Er ziele weder auf eine bestimmte Person noch ein spezifisches Gerät, betonte sie in ihrem Urteil. Darüber hinaus hat dem Urteil zufolge der Staat selbst mit einem Durchsuchungsbeschluss nicht das Recht, einen Verdächtigen dazu zu zwingen, sich selbst zu belasten, indem er sein Gerät mittels biometrischer Verfahren entsperrt. Ein entsprechendes Ansinnen der Ermittlungsbehörden stelle somit einen Verstoß gegen den vierten und fünften Verfassungszusatz dar.
Möglicherweise bahnbrechende EntscheidungDas aktuelle Urteil könnte insofern bahnbrechend sein, als andere US-Gerichte in der Vergangenheit die Erzwingung der Entsperrung eines iPhone mit Face ID oder Touch ID zugelassen hatten. Die Richter hatten diese Verfahren rechtlich anders bewertet als die Herausgabe eines Passcodes, zu der ein Verdächtiger nach US-Recht nicht verpflichtet werden darf. Dem widersprach nun Richterin Kandis Westmore, indem sie alle Möglichkeiten der Entsperrung rechtlich auf die gleiche Stufe stellte.