Verbot vorinstallierter Apps? Cook muss gegen Gesetzesvorlagen kämpfen
Die USA gelten weithin als wirtschaftsfreundliches Land, in dem Unternehmen mehr Freiheiten als hierzulande haben. Allerdings nimmt man wenig Rücksicht auf heimische Konzerne, wenn diese im Verdacht stehen, freien Wettbewerb zu behindern. Auch Apple hat daher seit geraumer Zeit mit großem Gegenwind zu kämpfen, obwohl Cupertino sicherlich ein technologisches Aushängeschild ist. Um ernstzunehmende Konsequenzen für den Geschäftsbetrieb abzuwenden, hat Tim Cook derzeit einiges zu tun. Wie es in einem Bericht der
New York Times heißt, telefonierte der Apple-CEO daher mit Sprecherin Nancy Pelosi und anderen Kongressmitgliedern, um die Dringlichkeit der Lage zu beschreiben.
Schwierige Aufgabe für CookCooks Ansicht zufolge sind die Gesetzesvorlagen zur Einschränkung der Marktmacht großer Tech-Konzerne viel zu übereilt erstellt. Die Auswirkungen würden vor allem Kunden treffen, denn Innovation zu behindern, könne nicht im Sinne der Nutzer sein. Vor allem geht es Cook darum, welche Dienste ein Unternehmen anbieten bzw. mitliefern darf. Die "alles aus einer Hand"-Politik, welche Apple schon zu Zeiten verfolgte, als es sich noch um einen wesentlich kleineren Konzern gehandelt hatte, ist dabei das Kernproblem. Genauso wie in Europa richteten die Gesetzgeber unter anderem ihre Augen auf vorinstallierte Apps – genau dies könnte nämlich unterbunden werden. Ob Cook auf Gehör stieß, bleibt unbekannt.
Apple wurde in einem Strudel mitgerissenFür Apple lief die Situation insofern aus dem Ruder, als sich die eigentlichen Ermittlungen vorrangig mit Amazon, Facebook und Google befasst hatten. Sah es zunächst so aus, als sei Apple keine vorrangige Zielscheibe, immerhin gab es nur die Geschäftsbedingungen des App Stores zu überprüfen, hat sich die Lage ziemlich gewandelt. Inzwischen steht Apple genauso wie die anderen drei erwähnen Tech-Konzerne pauschal für "Big Tech" – und fällt angesichts eines Börsenwertes von mehr als 600 Milliarden Dollar komplett unter die geplanten Regulierungen.
Honeymoon ist vorbei, wie es heißtDiesmal ist die Lage für Amazon, Apple und Co. durchaus gefährlich. Die Bestrebungen, aus dem Ruder gelaufene Marktmacht rückgängig zu machen, stammen sowohl von Demokraten als auch von Republikanern. Viel zu lange habe die Tech-Branche einen "Honeymoon" genossen und sei nur mit Samthandschuhen angefasst worden, wie es heißt. Zwar ist man sich nicht einig, in welchem Maße der aktuelle Geschäftsbetrieb aufzulösen sei – dass es aber spürbare Einschränkungen geben muss, gilt als gesetzt. Längst ist die Sache über anfängliche Beschwerden hinausgewachsen, Großkonzern A behindere Konzern B (im Falle Apples: Spotify oder Epic). Stattdessen wurden strukturelle Probleme ausfindig gemacht, welche es den Tech-Riesen überhaupt erst ermöglichen, sich so umfassende Macht zu sichern.