Vergleich: Rekordquartal 1/2021 vs. Desasterquartal 1/1996 vor 25 Jahren – "Things Aren’t Going So Great"
In der gestrigen Diskussion zu Apples reichlich spektakulären Quartalszahlen wurde noch einmal das Thema aufgebracht, wie grundlegend sich Apples heutige Situation von den 90ern unterscheidet. Im Januar 1996, also vor genau 25 Jahren, hatte der damalige CEO Michael Spindler einen offenen Brief veröffentlicht, um die desaströse Lage in Worte zu fassen: "Things Aren’t Going So Great", hieß es darin. Der Versuch, die Apple-Welt durch einen Ausblick auf das neue Betriebssystem
Copland, den Newton sowie die Spiele- und Multimedia-Plattform
Pippin zu beruhigen, ging aber gründlich schief. Spätestens jetzt war nämlich jedem klar, wie dramatisch es um Apple bestellt war, wenn der CEO sich zu so einem Schreiben genötigt fühlte. Eines haben die drei genannten Produktkategorien übrigens gemeinsam, denn zwei Jahre später war von keiner mehr die Rede. Copland und Pippin überlebten 1996 und 1997 nicht, der Newton wurde 1998 eingestellt.
Umsatz und Gewinn: Q1 1996 vs Q1 2021In dieser Meldung soll es allerdings nicht noch einmal um die Erzählung der Apple-Wiedergeburt, sondern um einen Vergleich der jüngsten Quartalszahlen mit dem Abschneiden vor genau 25 Jahren gehen. Während Apples Bericht für das Weihnachtsgeschäft 2020 einen Gewinn von mehr als 28 Milliarden Dollar aufweist, war es damals ein Verlust von 69 Millionen Dollar. Dies führte dazu, dass Apple mehr als sieben Prozent der Belegschaft entlassen musste. Die drei Monate Oktober, November und Dezember 1995 brachten Apple 3,15 Milliarden Dollar Umsatz ein – heute benötigt Apple dazu nur noch zweieinhalb Tage.
"Apple muss Hardware und Software machen"Fragt man den heutigen CEO, was die Stärke von Apples Produkten ausmacht, so lautet die Antwort stets: Volle Integration von Hardware, Software und Diensten. Da man als Kunde alles aus einer Hand erhalte und Apple so viele Bestandteile wie möglich selbst entwickle, sei Cupertinos Portfolio der Konkurrenz voraus. Vor 25 Jahren war die Stimmung eine andere. So war stattdessen zu hören, dass sich Compaq voll auf Hardware und Microsoft voll auf Software konzentrieren könne – Apple jedoch beides leisten müsse. Die Einheit aus Hardware und Software wurde so stark aufgeweicht, dass Apple Mac OS sogar als Lizenzprodukt anbot. Theoretisch konnte jeder fortan Computer mit Mac OS bauen, die Ära der "Clones" hatte begonnen. Übrigens eine verheerende Entscheidung, denn die Mac-Verkäufe gingen nun erst recht zugunsten eher geringer Lizenzgebühren zurück.
Apple vs. MarktdurchschnittSeit rund eineinhalb Jahrzehnten kann sich Apple darauf berufen, bei den Wachstumsraten stets besser als der gesamte Computermarkt abzuschneiden. Tatsächlich war es Apple im Weihnachtsquartal 1995 gelungen, vier Prozent mehr Macs abzusetzen – der PC-Markt wuchs allerdings um 17 Prozent. Dabei gibt es noch einen signifikanten Unterschied. Heute kennt man Lieferverzögerungen wegen hoher Nachfrage zur Genüge, doch 1996 war die Hälfte des Verlusts alleine auf unverkaufte Produkte und immense Lagerbestände zurückzuführen. An mehrere Millionen verkaufte Geräte pro Quartal war überhaupt nicht zu denken – selbst die Marke von einer Million galt als unerreichbar.