Pflicht zur Corona-Tracing-App? EU-Kommission bezieht Stellung
Ein wichtiges Geschäftsprinzip in der Luftfahrtbranche lautet, so viele Passagiere wie möglich im Flugzeug unterzubringen – denn je mehr Passagiere man befördert, desto mehr Umsatz wird pro Flug erzielt. Allerdings steht dieses Vorgehen in komplettem Gegensatz zu jeglichen Maßnahmen des (Social) Distancings. Auf 1,5 Meter sind normalerweise drei Passagiere nebeneinander untergebracht, bis zum Gast vor und hinter einem besteht ebenfalls nicht übermäßig viel Abstand. Etwa 75 Prozent der Sitzplätze eines regulären Linienflugs müssen besetzt sein, damit kostendeckender Betrieb möglich ist.
Legt man allerdings nun dieselben Distanzmaßstäbe an, wie sie derzeit für alle anderen Situationen gelten, so könnte man aber nur noch etwa ein Viertel der Sitze verkaufen. Auf der Suche nach Lösungen, wie man die beschriebene Zwickmühle beseitigen könnte, fiel unter anderem die Idee, Tracing-Apps verpflichtend für Reisen zu machen. Auf diese Weise ließe sich die Tourismusindustrie schneller wiederbeleben, lautete das Argument. Viel Gegenliebe rief der Vorstoß allerdings nicht hervor.
Das Gebot lautet "Freiwilligkeit"Die EU-Kommission
machte klar, dass es eine solche Weisung nicht geben werde. Alle Länder der Gemeinschaft sollten zwar darauf hinarbeiten, dass möglichst viele Nutzer eine Tracing-App verwenden, allerdings müsse dies immer eine freiwillige Entscheidung sein – ohne Sanktionen, wenn sich jemand gegen die Teilnahme entscheidet. Auch wenn eine zweite Infektionswelle dringend zu vermeiden sei, müssen die Maßnahmen gegen erneut steigende Infektionszahlen bestimmten Prinzipien folgen.
Keinesfalls dürfe der Eindruck flächendeckender Überwachung entstehen, weswegen die Verwendung einer Tracing-App auch nicht zur Pflicht werden dürfe. Tracing-Apps seien ein wichtiger Schritt zu Öffnung der Grenzen, aber eben nur auf freiwilliger Basis. Gleichzeitig mahnt die Kommission länderübergreifende Kompatibilität der Systeme an – leider sieht es aber so aus, als sei dies nur ein Wunschtraum, denn mehrere EU-Länder verfolgen eigene Pläne.