Verschlüsselungsstreit: Diesmal legt sich WhatsApp mit Regierungsstellen an
Per richterlicher Verfügung forderten brasilianische Strafverfolgungsbehörden von WhatsApp Chat-Protokolle, die in einem Fall von Drogenkriminalität eine Rolle spielten. Der Kurznachrichtendienst weigerte sich mit der Begründung, dass man Chat-Verläufe aus Datenschutzgründen nicht auf den eigenen Servern speichere und dass seit dem jüngsten Umstieg auf
End-to-End-Verschlüsselung sowieso auch von WhatsApp keine Informationen mehr über Chat-Inhalte ausgelesen werden könnten. Die Argumentation ähnelt
derjenigen von Apple im Streit mit dem FBI, bei dem Apple angab, das betroffene iPhone 5c auch selbst nicht knacken zu können.
WhatsApp-BannIn Brasilien reagierten die Behörden allerdings mit drastischen Maßnahmen. Für 72 Stunden wird der Dienst im Land nun blockiert - die mehr als 100 Millionen brasilianischen WhatsApp-Nutzer können ihre App also momentan nicht mehr nutzen. Zusätzlich droht die Regierung, dass nicht-kooperierende Unternehmen künftig zu Geldstrafen herangezogen werden würden. In einem offiziellen
Blogpost äußerte sich WhatsApp-Chef Jan Kuom zu den Vorgängen in Südamerika. „Millionen von unschuldigen Brasilianern werden bestraft“, schreibt er und wiederholt die Begründung, warum WhatsApp nicht mit den brasilianischen Behörden zusammenarbeiten könne.
Konflikt zwischen WhatsApp und brasilianischen BehördenEs ist nicht das erste Mal, dass der Streit zwischen WhatsApp und der brasilianischen Regierung eskaliert. Bereits im Dezember wurde der Dienst für 12 Stunden blockiert. Zahlreiche Telekommunikationsunternehmen in dem größten südamerikanischen Land bekämpfen WhatsApp wegen dessen VoIP-Konkurrenz. Im März ordnete ein Richter eine Haftstrafe für Diego Dzodan an, den Leiter der Lateinamerika-Abteilung von WhatsApp Mutterkonzern Facebook. Nutznießer vom jetzigen WhatsApp-Block dürften einerseits direkte Konkurrenten wie Telegram sein, auf das nun viele ausweichen, und andererseits VPN-Dienste wie »Hotspot Shield«, der es ermöglicht, regionale Blockaden von Diensten wie WhatsApp zu umgehen.
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