Versehentlich offene Datenbank: Gefälschte Produktbewertungen führen zu Amazon-Rausschmiss
Produktbewertungen durch Käufer sollen potenziellen Kunden dabei helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Für Firmen sind Bewertungen auf Handelsplätzen daher sehr wichtig: Hat das eigene Produkt schlechtere Bewertungen als die Konkurrenz, kann dies den Umsatz sehr schnell schmälern. Manche Unternehmen versuchen daher, gute Bewertungen zu kaufen – doch um nicht aufzufallen, müssen diese erfindungsreich vorgehen.
SafetyDetectives stieß am 1. März 2021 auf eine ungesicherte ElasticSearch-Datenbank. Erst am 6. März scheint dem Betreiber der Datenbank die Konfigurationsproblematik aufgefallen zu sein und die Datenbank wurde gesichert. Noch ist nicht klar, wer genau die Datenbank betrieb. Gesichert ist jedoch, dass sich der Datenbank-Server in China befindet und insgesamt rund 13 Millionen Datensätze umfasst.
Brisanter InhaltDer Inhalt der Datenbank könnte viele Unternehmen in Erklärungsnöte bringen: Zwischen 200.000 und 250.000 Amazon-Nutzer sind in der 7 GB großen Datenbank erfasst – und zwar samt E-Mail-Adresse und PayPal-Konten. Bei Durchsicht der Daten wird schnell klar, welchem Zweck die Datenbank dient: Gefälschte Produktbewertungen. Es finden sich viele Kommunikationsverläufe mit Amazon-Kunden darin wieder, mit dem Ziel, positive Bewertungen zu kaufen.
Geld zurück bei fünf SternenDas Vorgehen: Gezielt wurden Käufer von Produkten angeschrieben mit dem Versprechen, den Kaufpreis gegen eine positive Bewertung oder Video-Review zurückzuerstatten – und zwar völlig vorbei an Amazons Sicherheitsmechanismen. Kontakt nahmen die Betrüger zu Amazon-Kunden zwar über die Amazon-Plattform selbst auf – aber natürlich nicht mit dem konkreten Angebot, eine Bewertung zu kaufen. Erst, wenn Kunden über eine andere Kommunikationsmöglichkeit erreichbar waren, wurde dem Käufer das Angebot einer Rückerstattung gegen Bewertung unterbreitet.
Dabei gaben die Firmen das Geld natürlich nicht über Amazon selbst zurück, sondern über PayPal – anderenfalls wäre Amazon recht schnell aufgefallen, dass viele Kunden Rückerstattungen für positiv bewertete Produkte erhalten haben.
Erste Firmen verschwinden von AmazonAmazon reagierte auf den Skandal recht schnell und verbannte bereits einige Firmen von der eigenen Vertriebsplattform. Darunter sind auch in der Apple-Welt bekannte Zubehörhersteller wie zum Beispiel Aukey und Mpow. In den kommenden Tagen werden aufgrund des Datenlecks mit Sicherheit noch weitere Firmen Probleme mit Amazon bekommen – das Erkaufen von gefälschten Bewertungen ist ein schwerer Verstoß gegen die Richtlinien der Handelsplattform.