Viel Ausschuss, geringes Tempo: Apples große Probleme mit der iPhone-Fertigung in Indien
Corona-Lockdowns, Arbeiteraufstände, Chipmangel, Störungen der Lieferketten, Logistikprobleme: Apple hatte seit 2020 mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Produktion von iPhones und anderen Geräten zu kämpfen. Der kalifornische Konzern kam zwar im Vergleich zu anderen Unternehmen ziemlich gut durch die vergangenen drei Pandemie-Jahre, spürte aber dennoch die Kehrseite der extremen Konzentration auf China als „Werkbank“ deutlich. Schon vor einiger Zeit setzte daher in Cupertino ein Umdenken ein. Apple arbeitet mit Hochdruck daran, sich von dieser Abhängigkeit zu befreien und verstärkt in anderen Ländern fertigen zu lassen.
Qualitätsmängel bei der Produktion in IndienIm Zuge der Bemühungen um Diversifizierung nahm Apple neben Vietnam auch Indien in den Blick. Die Ausweitung der Produktion im bald bevölkerungsreichsten Land der Erde wirft allerdings Probleme auf und könnte Jahre in Anspruch nehmen. Gründe dafür sind unter anderem eine andere Arbeitsmentalität als in China, bürokratische Hürden sowie Rivalitäten zwischen lokalen und nationalen Behörden (siehe
). Hinzu gesellen sich einem aktuellen Bericht der
Financial Times (Bezahlschranke) zufolge Qualitätsprobleme von Zulieferern sowie deren Verständnis des Tempos von Prozessen, welches erheblich von den in Cupertino üblichen Vorstellungen und Apples traditioneller Arbeitsweise abweicht.
50 Prozent der iPhone-Gehäuse sind AusschussDie Zeitung nennt als Beispiel einen indischen Produzenten von iPhone-Gehäusen. 50 Prozent der Komponenten erfüllten nicht die Qualitätsanforderungen des kalifornischen Unternehmens und würden daher von Apple nicht abgenommen, heißt es in dem Bericht. Das steht in extremem Kontrast zu den Vorgaben aus Cupertino, diese sehen keinerlei Ausschussquote vor. Die Ausbeute soll also bei 100 Prozent liegen, was in China in aller Regel auch erreicht wird. Erschwerend komme hinzu, dass indische Zulieferer sich wegen einer anderen Unternehmenskultur zu lange Zeit ließen, um die von Apple geforderten Verbesserungen umzusetzen.
Experte: Probleme wohl erst in drei Jahren überwundenLaut der Einschätzung zweier Apple-Mitarbeiter, welche in der Auslandsabteilung des Unternehmens tätig sind, bemüht sich der Zulieferer zwar um die Reduzierung des Ausschusses und eine Beschleunigung der Prozesse. Der Weg dorthin sei allerdings noch weit, sagten sie der Financial Times. Der Branchenexperte Vivek Wadhwa rechnet in diesem Zusammenhang erst in drei Jahren mit Fortschritten, welche Apples indische Partner annähernd auf chinesisches Qualitäts- und Geschwindigkeitsniveau bringen. Apple sei allerdings ebenfalls gefordert: Das Unternehmen müsse sich stärker an die Mentalität in Indien anpassen, um die Diversifizierung zum erwarteten Erfolg zu führen.