Viele Tracker werden nachts aktiv: Warum das iPhone nie schläft
5.400 mehr oder weniger versteckte Tracker, 1,5 Gigabyte gesendete Daten in einem Monat: Das ist die Bilanz des Selbstversuchs eines iPhone-Besitzers. Er fand heraus, dass viele Apps vor allem nachts persönliche Daten übermitteln, ohne dass dies den Nutzern mitgeteilt wird. Auch namhafte Hersteller sind in Sachen Datenschutz bei ihren Programmen nicht immer wahre Musterknaben.
Datenverkehr des iPhones analysiertGeoffrey A. Fowler, Technologie-Kolumnist der Washington Post, analysierte einen Monat lang den Datenverkehr seines iPhones. Dabei fiel ihm auf, dass zahlreiche Apps vor allem in der Zeit zwischen 23 Uhr und 7 Uhr auffällige Aktivitäten entfalteten. Beispielsweise wurden etwa seine Handynummer, Mailadresse und Standort an ein Unternehmen namens Amplitude übermittelt. An die Firma Appboy ging ein digitaler Fingerabdruck seines iPhones, Yelp schickte das iPhone sogar alle fünf Minuten seine IP-Adresse.
Viele Apps kontaktieren Tracking-DiensteDas alles war jedoch nur die kleine Spitze eines riesigen Eisbergs. Viele weitere Apps kontaktierten die Server der Hersteller oder Tracking-Dienste. Dazu gehörten unter anderem Microsoft OneDrive und der Weather Channel, aber auch Spotify, Anwendungen von Nike und sogar die App der Washington Post - der Zeitung also, in der Fowler das Ergebnis seiner Analyse jetzt
veröffentlichte. Insgesamt entlarvte er mit dem Tool "Privacy Pro" rund 5.400 Tracker, die in einem Monat 1,5 Gigabyte Daten verschickten.
Nur zur Verbesserung der Dienste?Microsoft, Nike und Weather Channel teilten auf eine Anfrage von Fowler hin mit, die übermittelten Daten würden ausschließlich dazu benutzt, den jeweiligen Dienst zu verbessern. Die Washington Post setzt nach eigener Aussage Tracker ein, um die Auslieferung von Werbung an die App sicherzustellen. Spotify verwies in seiner Antwort lediglich auf die hauseigene Datenschutzerklärung.
Trägt auch Apple einen Teil der Schuld?Fowler kritisiert in diesem Zusammenhang nicht nur die App-Anbieter, sondern gibt auch Apple einen Teil der Schuld. Zwar habe das Unternehmen strenge Regeln hinsichtlich der Berechtigungen aufgestellt, über die Apps verfügen könnten. Auch verlange der iPhone-Hersteller von den Herstellern, die Nutzer über den Einsatz von Trackern sowie Art und Umfang der übermittelten Daten zu informieren. Das geschehe aber vielfach nicht oder nur unvollständig, und Apple setze in solchen Fällen die eigenen Richtlinien nicht konsequent um.
Hintergrundaktualisierung einschränkenWer zumindest die nächtliche Datenübermittlung zahlreicher Apps auf iPhone und iPad abstellen möchte, kann für diese die Hintergrundaktualisierung deaktivieren. Dazu öffnet man die Einstellungen und wählt unter "Allgemein" die Option "Hintergrundaktualisierung". Hier kann man jetzt die Funktion entweder systemweit abschalten oder sie einzelnen Apps entziehen. Zu beachten ist allerdings, dass manche Anwendungen nicht mehr korrekt arbeiten, wenn bei ihnen die Hintergrundaktualisierung deaktiviert wurde. Zudem verhindert man mit dieser Maßnahme nicht, dass die Daten verschickt werden, wenn die jeweilige App geöffnet ist.