Im April 2015 erhielt ich meine
Apple Watch, eine „Serie 0“. Inzwischen hat Apple das Konzept seiner Smartwatch sorgfältig weiter entwickelt, ist mittlerweile bei „Serie 4“ angekommen und zum größten Uhrenhersteller der Welt aufgestiegen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Binnen weniger Jahre ist es Apple gelungen, eine ganze Industrie, die eigentlich nichts mit Apples bisherigen Schwerpunkten zu tun hat, völlig zu düpieren.
Nicht, dass seit der Apple Watch keine anderen Uhren mehr verkauft würden. Tatsächlich hat es den Anschein, dass es mehr herkömmliche Uhren als je zuvor gibt. Aber genau da liegt für die traditionellen Uhrenhersteller auch ein ungelöstes Problem, denn sie machen weiter nur Business as usual.
Zunächst mal eine kleine Zusammenfassung, was mir nach vier Jahren noch immer an der Apple Watch gefällt, und was sich als Nachteil erwiesen hat:
Zuverlässigkeitsnote: 1+Meine Series 0 funktioniert nach wie vor einwandfrei. Sogar der Akku hält noch immer gut zwei Tage durch. Zwar gibt es für sie inzwischen keine Software-Updates mehr, aber das ändert für mich im Grunde genommen nicht viel. Wie sich herausgestellt hat, nutze ich die Apple Watch in erster Linie … als Uhr. Ja genau. Gewisse Funktionen haben sich als nützlich und oft benutzt erwiesen, andere hingegen weniger. Die Timer-Funktionen sind nützlich beim Pizza- und Brötchen backen, oder beim Eier kochen. Gelegentlich schaue ich auf die Wetter App, und bei längeren Schreibtischphasen lasse ich mich von der Watch regelmäßig zum Aufstehen erinnern. Hin und wieder ist es praktisch, durch die Watch auf eingehende Nachricht oder einen Termin hingewiesen zu werden und in selten Fällen sogar, über die Watch einen Anruf entgegen zu nehmen. Die viel gepriesenen Aktivitätsfunktionen und Health-Features haben sich hingegen für mich als weitgehend überflüssig erwiesen. – Aber das kann sich durchaus noch mal ändern. Man wird schließlich nicht jünger.
An den prinzipbedingten Vorteilen der Watch hat sich seit dem Start nicht viel geändert. Ich nutze fast von Beginn an nur ein Watch Face, welches mir beste Ablesbarkeit auch ohne Brille ermöglicht. (Nur das Datum ist etwas zu klein.) Und mir gefällt, dass die Uhr immer absolut genau geht und ich sie nie stellen bzw. korrigieren muss. Der Tragekomfort der (42 mm) Uhr ist ausgezeichnet. Weder ist sie zu groß, zu dick, noch zu schwer. Einen großen Anteil daran hat das vergleichsweise hochpreisige Stahl-Gliederarmband, welches Apple noch immer anbietet (399 Euro,
Store). Dies ist nach meiner bescheidenen Meinung nichts geringeres, als das beste und praktischste Stahl-Gliederarmband, das jemals gebaut wurde. Punkt.
Nachteile gibt's auchMit den Jahren haben sich allerdings auch gewisse Nachteile offenbart, die nicht alle absehbar waren. So ist der Individualitätsfaktor mit der Apple Watch inzwischen bei nahezu Null angekommen. Jeder Zweite rennt heute damit herum. Andere Armbänder oder Gehäusefarben machen die Sache nicht wirklich individueller. Natürlich ist das nur ein sehr subjektives Kriterium, aber es spielt bei dem einzigen „Schmuck“ den ich mir zu tragen gönne, dennoch eine gewisse Rolle. Es wäre eine Selbstlüge, würde ich das als irrelevant abtun. Erschwerend hinzu kommt, dass die Apple Watch kein Always-On-Display hat. In der Regel sieht man am Arm des Trägers daher nur eine Uhr mit schwarzem Glas und kein individuelles Watch Face. Rein funktional habe ich kein Problem damit, dass sich die Anzeige nur aktiviert, wenn man den Arm entsprechend ins Blickfeld bewegt. Aber eine Uhr zeichnet sich eben auch durch ihr „Gesicht“ aus. Darum heißt es ja auch „Watch Face“ bei Apple. Und: Egal wie gut das verwendete Display ist, es kann nicht die Dreidimensionalität eines schön gestalteten Zifferblattes mit erhabenen Indizes und echten Zeigern abbilden.
Das sind einige der Gründe, warum ich inzwischen, nachdem ich mich jahrelang nicht mehr umgesehen habe, nun doch wieder mal nach interessanten herkömmlichen Uhren schiele. Weitere Gründe dafür sind, dass ich irgendwie zu faul bin, jedes Mal das Watch-Ladekabel einzupacken, wenn ich mal länger als zwei Tage unterwegs bin. Und irgendwie nagt es schon auch ein wenig an mir, dass eine Smartwatch als Smart-Gadget so ein kurzes „Verfallsdatum“ hat, was ihren Wert binnen weniger Jahre gegen Null treibt. Das Gliederarmband allein dürfte einen viel höheren Langzeitwert haben. – Vorausgesetzt, es gibt dafür noch eine Watch mit passendem Bandanschluss. Und da sich die meisten Smart-Features für mich in der Praxis als verzichtbar herausgestellt haben, braucht es nicht mal diese speziellen Fähigkeiten, um mich untrennbar an die Apple Watch zu binden.
Aber was sind die Alternativen, wenn es keine andere Smartwatch sein soll?
Vor der Apple Watch war ich ein großer Fan schöner mechanischer und auch Quarzuhren. Luxus interessiert mich dabei weniger. Vor allem auf innovative Funktionen und gutes Design (bei trotzdem anständiger Verarbeitung) kommt es mir viel mehr an. So hatte ich schon immer einen Faible für Quarzuhren mit besonderen Funktionen, selbst wenn diese einen geringen praktischen Nutzen haben. Beispiele? Nun, als Kind war ich total fasziniert von Uhren mit eingebautem Taschenrechner. Die Dinger werden einem heute als Retro-Uhren nachgeschmissen und haben ihren Reiz mit dem Alter verloren, aber sie hatten eben etwas Besonderes. Hohe Ganggenauigkeit ist mir wichtig, ebenso, wie möglichst lange Gangreserve. Alle zwei Jahre Batteriewechsel fand ich schon immer lästig, daher bevorzuge ich Uhren mit Solar- oder Rotor-Speisung, oder bei mechanischen Uhren Automatikwerke. Absolute Wasserdichtigkeit gehört ebenfalls zu einer guten Uhr – auch wenn ich noch nie tiefer als zehn Meter getaucht bin.
Wenn ich also heute nach einer herkömmlichen Uhr als Ersatz oder Abwechslung zur Apple Watch suche, dann sollte es entweder eine hochwertige Automatik mit zuverlässigem Werk und hoher Ganggenauigkeit sein (meist sehr teuer), oder eine Quarzuhr, möglichst mit Solar und irgend einer Art von automatischer Zeiteinstellung. – Als Ausgangsbasis. Doch die Suche entpuppt sich als ziemlich frustrierend.