Visa sah Apple als "existenzielle Bedrohung" an
Große Gerichtsverfahren zwischen oder gegen Tech-Unternehmen haben oft den spannenden Nebeneffekt, dass bestimmter interner Schriftverkehr offenzulegen ist. So hatte einst die Auseinandersetzung Apple vs. Samsung viele interessante Einblicke in die Entwicklungsgeschichte des iPhones gegeben. Die anlaufenden Kartellverfahren förderten zudem manche Konversationen
zutage, wie Apple diskutierte, ob man die 30 Prozent "Apple Tax" nicht noch deutlich erhöhen könnte. Nun ist es das vom US-Justizministerium gegen Visa begonnene
Verfahren, das Hintergründe zum Markt bietet.
DOJ: Widerrechtlicher Schutz eines MonopolsDas "Department of Justice" sieht es als erwiesen an, dass Visa eine widerrechtlich erlangte Monopolstellung für Zahlungsabwickler erlangt habe, welche zum Nachteil von Konkurrenten, Innovation und Kunden ausgenutzt werde. Wie üblich im Wettbewerbsrecht gilt, dass die Klassifizierung "Monopol" bzw. "marktbeherrschender Anbieter" ab einer gewissen Größe und Bedeutung greift. Laut Justizministerium setzt Visa auf verschiedene Exklusivvereinbarungen mit Banken, um kleinere Fintecs oder Zahlungsnetzwerke auszuschließen. Direkte Zahlungen sollten verhindern, sich mit weiteren Konkurrenten auseinandersetzen zu müssen.
Apple ist "existenzielle Bedrohung"Besonders interessant ist der Passus, in dem Apple zur Sprache kommt. Ein wesentlicher Grund, warum es bei Visa überhaupt zu Alarmstimmung kam, war Apple. Intern beschrieb man das Unternehmen als "existenzielle Bedrohung", denn längst gab es ernstzunehmende Gerüchte, Apple wolle direkt ins Bankgeschäft einsteigen. Die Apple Card wird zwar derzeit noch von Goldman Sachs ausgegeben (und als Mastercard), doch Cupertino hat angeblich zumindest mit dem Gedanken gespielt, es als eigenes Netzwerk zu versuchen. Unbekannt ist, ob die Aussage noch immer in gleicher Weise von Visa getroffen würde, immerhin sind besagte Gerüchte weitgehend verstummt.
Zur Rolle von VisaAls Visa vor vier Jahren verkündete, den Zahlungsanbieter Plaid für mehr als fünf Milliarden Dollar übernehmen zu wollen, war das Justizministerium ebenfalls eingeschritten. Die ohnehin schon marktbeherrschende Stellung werde weiter ausgebaut, könnte Visa auf diese Weise einen aufstrebenden Konkurrenten direkt aus dem Markt entfernen, so die damalige Begründung. In den USA entfallen auf Visa momentan rund 60 Prozent Marktanteil auf alle "Debit Transactions", die
Werte beziehen sich auf Gebühren für Transaktionen, nicht auf ausgegebene Kreditkarten.