Visa und Banken lehnen sich gegen Apple Pay auf – doch Apple hat eine Drohung in der Hinterhand
Wer sich für den bequemen und datenschutztechnisch zudem sehr sicheren Weg der Bezahlung via Apple Pay entscheidet, lässt Apple dafür stets eine kleine Vergütung zukommen. Genauso wie sich Kreditkarten-Anbieter einen geringen Prozentsatz abschneiden (EU: 0,3 Prozent), fließt auch ein konstanter Geldstrom in Richtung Cupertino. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen, Schätzungen zufolge erhält Apple aber ungefähr 0,15 Prozent des Umsatzes. Das klingt zwar wenig, summiert sich allerdings. Alleine in den USA tätigten Kunden 2020 beispielsweise Karten-Transaktionen im Wert von 156 Milliarden Dollar.
Banken protestieren, Visa hat eine LösungAllerdings macht sich unter Banken inzwischen Unzufriedenheit bezüglich der von Apple erhobenen Gebühren breit – und Visa bringt eine neue Umsetzung auf den Weg, die Apple leer ausgehen lassen würde. In den letzten Monaten informierte Visa bereits über das geplante System, welches bei wiederkehrenden Zahlungen stets unterschiedliche Tokens verwendet. Im Falle eines monatlichen Abos bedeutet dies, dass Apple nur noch auf die erste Zahlung Gebühren erhält, anschließend aber nicht mehr.
Allerdings hat Apple ein wirkungsvolles DruckmittelGleichzeitig heißt es dem
Wall Street Journal zufolge, Apple und Visa seien "in Gesprächen". Ob es daher zur Umsetzung kommt, ist zum aktuellen Zeitpunkt schwer einzuschätzen. Apple hat nämlich einen Trumpf in der Hinterhand, der schon vor Jahren bei den initialen Verhandlungen zum Stechen kam. Damals verzichtete Apple darauf, selbst ins Bankengeschäft einzusteigen – im Gegenzug sagten Visa und MasterCard rasche Umsetzung zu. Der Verzicht auf ein konkurrierendes Zahlungsnetzwerk war den Kartenbetreibern sogar so wichtig, dass sie noch ein weiteres Zugeständnis machten. Während normalerweise die Vorgabe an Partner laute, alle als Visa oder MasterCard ausgegebene Karten unterstützen zu müssen, erhielt Apple das Recht, beliebig eigenständig entscheiden zu können.
Derzeit gibt es kein Apple-Zahlungsnetzwerk – nochAls Apple vor zwei Jahren mit der Apple Card antrat, sorgte dies bereits für Missstimmung in der Bankenbranche, wenngleich sich Apple an den einstigen Deal gehalten hatte. Die Apple Card ist eine von Goldman Sachs herausgegebene MasterCard und basiert auf keinem eigenen Apple-Netzwerk. Sollten hingegen Bestrebungen forciert werden, Apple um die Gebühren für Apple Pay zu bringen, dürfte sich die Marktsituation wohl ändern. Apple wäre dann wesentlich freier, die Apple Card als bevorzugtes Zahlungssystem für alle Apple-Kunden zu positionieren – und zwar zu eigenen Bedingungen und in empfindlicher Konkurrenz zu den bisherigen Platzhirschen.
Apple Pay genießt hohes AnsehenNoch ein weiteres Argument führt Apple ins Feld, warum Banken daran gelegen sein sollte, Apple Pay zu unterstützen und zu bewerben. Die sichere und einfache Art und Weise der Bezahlung werde von Kunden sehr geschätzt – und Banken können mit genau diesen Vorteilen auch werben. Dass es daher zu einer Rebellion gegen Apple kommt und sich viele Partner offensiv gegen Apple Pay bzw. das Gebührensystem stellen, scheint daher eher unwahrscheinlich.