Vom 128K zum 512Ke - Zeitreise in die frühe Geschichte des Macintosh
Viel wird und wurde geschrieben zum Original-Macintosh, den Steve Jobs im Jahr 1984 einer begeisterten Öffentlichkeit vorstellte. Er brachte die neuen Konzepte einer Maus und einer grafischen Benutzeroberfläche in ein All-in-One-Gehäuse, welches zwar nicht billig, aber doch noch bezahlbar war (siehe unseren
Bericht über den Ur-Mac).
Weniger intensiv wird meist die Folgezeit betrachtet, in denen der Ur-Mac, der alsbald als Macintosh 128K in die Produktgeschichte einging, Schritt für Schritt in den Nachfolgemodellen mit neuen Features und Verbesserungen ergänzt wurde. Der Macintosh 512Ke, der heute seinen 30. Geburtstag feiert, war die vierte Iteration der Kompakt-Macs.
Probleme des Original-MacintoshDer Ur-Mac von 1984 hatte besonders durch den sehr geringen Arbeitsspeicher von lediglich 128 Kilobyte bei vielen Nutzern, die die knapp 2.500 US-Dollar für den Erwerb aufgebracht hatten, für Unmut. Ständig mussten die Disketten beim Laden eines Programms gewechselt werden, weil der RAM nicht ausreichte und der Mac über keine interne Festplatte verfügte. Noch 1984 stellte Apple deswegen mit dem Macintosh 512K das zweite Mac-Modell mit - dem Namen entsprechend - erhöhtem Arbeitsspeicher von 512 Kilobyte vor.
Macintosh 512Ke - HardwareAm 16. April 1986 kam der Macintosh 512Ke auf den Markt, der den Macintosh 512K direkt beerben sollte. Das „e“ im Produktnamen stand für »enhanced« (verbessert) und bezog sich auf das verbesserte Diskettenlaufwerk, welches die 3,5’’-Disketten doppelseitig statt nur einseitig auslesen konnte und daher die speichergrößeren 800K-Disketten unterstützte. Außerdem erhöhte der 512Ke den ROM-Speicher (Read Only Memory) auf 128 Kilobyte.
Ansonsten glich das Gerät seinen Vorgängern. Das heißt insbesondere: Es gab keine interne Festplatte - man war auf die von Apple angebotene externe Festplatte »Hard Disk 20« oder Disketten angewiesen. Der Prozessor war ein auf 8 Megahertz getakteter Motorola 68.000. Wegen der fehlenden Festplatte verzichtete Apple auch auf den Einbau eines Lüfters in dem Gerät, sondern vertraute auf kleine Öffnungen in dem Kompaktgehäuse, welches Abmessungen von 34,5 x 24,4 x 27,7 cm hatte. Der integrierte CRT-Bildschirm mit 9 Zoll Bildschirmdiagonale erlaubte nur Schwarz und Weiß bei einer Auflösung von 512x342 Pixeln. Hier setzte sich die für Bildschirmanzeigen lange Zeit vorherrschende Pixeldichte von 72ppi durch. Der Arbeitsspeicher des 512Ke betrug dem Namen entsprechend immer noch nur ein halbes MB, konnte aber auf bis zu 2 MB aufgerüstet werden.
Anschlüsse aus alten ZeitenDer Macintosh 512Ke war als günstigere Alternative zum wenige Monate zuvor auf den Markt gebrachten Macintosh Plus gedacht, welcher erstmals SCSI-Anschlüsse für Peripheriegeräte mitbrachte. Der 512Ke dagegen verfügte nur über einen Phone-Cort-Anschluss für die Tastatur auf der Vorderseite und einen DE-9-Anschluss auf der Rückseite für die Apple-Maus - der später geläufige Anschluss ADB (Apple Desktop Bus) setzte sich erst mit dem Nachfolgemodell Macintosh SE durch. Die sonstigen Anschlüsse umfassten je einen Anschluss für ein externes Diskettenlaufwerk, einen Drucker und ein Modem. Auch der 3,5mm-Klinkenstecker war hier schon vorhanden - da sieht man das unglaubliche Alter dieses Anschlusses, der in der kommenden iPhone-Generation angeblich
erstmals weggelassen werden soll.
System 3Der Macintosh 512Ke wurde bei seiner Einführung mit dem Betriebssystem 3.11 ausgeliefert. System 3 beherrschte im Vergleich zu System 1 des Ur-Macs das Hierarchical File System (HFS) im Unterschied zum vorher genutzten Macintosh File System (MFS). Unter anderem erlaubte HFS erstmals, Ordner zu verschachteln, also Verzeichnisse innerhalb anderer Verzeichnisse abzulegen. Der 512Ke konnte allerdings alle weiteren Mac-Betriebssysteme bis hoch zu System 6.0.8 tragen.
Die Mac-Serie setzt sich fortDer Macintosh 512Ke kostete seinerzeit 2.000 US-Dollar - unter Berücksichtigung der Inflation wären das umgerechnet auf heute mehr als 5.000 Euro. Er wurde wahlweise mit dem Macintosh Keyboard oder dem Macintosh Plus Keyboard (mit intergriertem Nummernpad) und natürlich mit der Original-Apple-Maus ausgeliefert. Die Verkaufszahlen der frühen Macs erreichten nicht das von Apple gewünschte Niveau, was mit ein Grund für den Machtkampf zwischen Steve Jobs und dem damaligen Apple-CEO John Sculley war und zu Jobs’ Ende bei Apple 1985 führte. Zum Zeitpunkt der Markteinführung des Macintosh 512Ke hatte er das Unternehmen bereits verlassen und die Konkurrenzfirma NeXT gegründet. Die Umsätze durch die Mac-Produktfamilie rechtfertigten aber ein Fortsetzen der Kompakt-Macs: Das Verkaufsende des 512Ke fand im September 1987 statt - das Nachfolgemodell Macintosh SE erstmals eine interne Festplatte mit, ebenso den ADB-Anschluss und einen Lüfter.
Der folgende Werbespot stammt aus dem Jahr 1986, beschäftigt sich aber mit der Macintosh-Serie im Allgemeinen. Unter dem Slogan »The Power to be your Best« warb Apple vor allem um den professionellen Einsatz und den Bildungsmarkt.