Vom Aqua-Look bis zu Jony Ives Redesign - (Mac) OS X im Laufe der Zeit
OS X 10.7 LionAm 20.10.2010 begann eine Entwicklung in der Geschichte des Mac-Betriebssystems, die bis heute andauert: Die
Konvergenz mit dem mobilen Gegenstück iOS. Es war ein offen ausgesprochenes Ziel, Elemente aus dem iPhone-System auf den Mac zu bringen; diese Linie offenbart sich schon im Namen des neuen Systems: Erstmals verzichtete Apple auf den Begriff „Mac“ und sprach einfach von OS X. Neue Elemente wie FaceTime, Launchpad und der Mac App Store bauten auf Gegenstücken auf in der iPhone-Welt auf. Multitouch-Gesten, die mithilfe von speziellen Inputgeräten wie der Apple Magic Mouse oder Trackpads ausgeführt werden konnten, hielten massiv Einzug in das System. Die bisher als Exposé bekannte Organisationshilfe für den Schreibtisch wurde durch
Mission Control ersetzt. Dieses lieferte gleichzeitig auch Zugriff auf das Dashboard und einen Überblick aller Spaces, welche beide Neuerungen in 10.5 waren. Eine traurige Nachricht für alle Nutzer von älterer Software war das Ende von Rosetta, weshalb fortan keine PowerPC-Programme mehr auf OS X liefen. Auch Front Row, die Nutzung mittels Fernbedienung wie beim Apple TV, wurde in Lion nicht mehr fortgeführt.
Das Design von OS X 10.7 kann man unter drei großen Aspekten subsummieren: Erstens dem
geflochtenen Leinen als neuem Design-Thema, zu finden etwa im Anmeldebildschirm und Mission Control. Zweitens der Tendenz zu mehr Grau. Drittens der Übernahme vieler GUI-Elemente aus iOS.
Die Finder-Fenster erhielten eine neue Überarbeitung. Die offensichtlichste Änderung betrifft den
Wegfall jeglicher Farbe aus der linken Tableiste, die fortan mit Symbolen in Graustufen auftrat. Außerdem verkleinerten sich die drei bunten Bedienknöpfe an der oberen linken Ecke. Die dritte auffällige Änderung betrifft die
Scrollbalken: Die bisherigen blauen Balken inklusive Bedienelementen - die letzten Überbleibsel aus der Zeit des ursprünglichen Aqua-Looks - wichen einem schlichten grauen Stab, analog zu der Scrollanzeige in iOS. Ihm fehlten jegliche Bedienelemente; standardmäßig war er nichtmal zu sehen, sondern erschien nur bei Benutzung durch Scrollrad oder Multitouch-Geste. Zum Glück konnte man ihn in den Einstellungen dauerhaft sichtbar machen. Die Größenanpassung funktionierte seit Lion von jeder Ecke und Kante eines Fensters aus.
Das
Launchpad war die deutlichste Anpassung an iOS; hier finden sich alle Apps - wie bei Smartphones üblich - aufgelistet mit Icon nebeneinander und warten auf Aktivierung per Klick. Diese Art des Programmöffnens hat sich allerdings bis heute nicht gegen die klassische Finder-Benutzung durchgesetzt. Sehr kontrovers wurden die neuen
In-App-Grafiken von iCal und dem Adressbuch diskutiert. Analog zu dem sehr auf Skeuomorphismus setzenden iOS dieser Zeit präsentierte sich das Adressbuch nun tatsächlich im Buch-Design (wenn auch die Bedienung gänzlich anders war als die eines Buches). Der Kalender imitierte einen Ledereinband. Vielen waren diese Neuerungen ein Schritt zu viel und es formierte sich Widerstand gegen einen solch überbordenden Skeuomorphismus, der einige Jahre später zu seinem Ende führen sollte. Auch Mail kam in neuem iOS-Stil daher, allerdings bedeutete das in diesem Fall keinen Skeuomorphismus, sondern ähnlich den Finder-Fenstern einen
Siegeszug der grauen Symbole, der ebenfalls - wenn auch von anderer Seite - deutlich kritisiert wurde. Unter den Programmsymbolen erhielt nur iTunes einen Neuanstrich - den bereits vierten in der Geschichte von OS X.
Insgesamt war Lion deutlich unbeliebter als etwa Snow Leopard, was einerseits auf die gewagten Design-Wege zurückzuführen war, mehr noch allerdings auf verschlechterte Performance, den Wegfall von Rosetta und der Angst, dass der Mac seine professionelle Seite verlieren und sich zu einem „großen iOS-Gerät“ entwickeln könne. Dieser Angst wollte Apple mit dem folgenden System entgegentreten.