Power Macintosh 6100/7100/8100 und 8500/9500
1994 begann eine neue Ära bei Apple – der von IBM und Motorola entwickelte Power PC RISC-Prozessor wurde erstmals in einem Mac verwendet. Gegenüber der vorigen Prozessorarchitektur (Motorola 680x0) war der Geschwindigkeits-Gewinn riesig, aber mit Inkompatibilität zur vorigen Prozessorgeneration erkauft. Programme, die noch nicht angepasst waren, funktionierten nur mit Emulator und liefen langsamer als auf Motorola 680x0-Chips. Sogar das damals aktuelle Mac-Betriebssystem System 7.1.2 war nur zum Teil an den Power PC RISC-Prozessor angepasst, was Geschwindigkeitseinbußen zur Folge hatte.
Mac-Entwickler ärgerten sich außerdem über das Versäumnis von Apple, die Programmierumgebung MPW rechtzeitig an die neuen Prozessoren anzupassen – die Entwickler mussten zunächst auf CodeWarrior des Drittherstellers Metrowerks umsteigen, um überhaupt Software für die neuen Power PC-Chips schreiben bzw. portieren zu können. Schnell bürgerte sich der Ausdruck „Fat Binary“ für Anwendungen ein, die sowohl für 68k- als auch Power PC optimiert waren und entsprechend mehr Speicherplatz verbrauchten. Den nächsten Wechsel der Prozessorarchitektur gab es 12 Jahre später mit dem Wechsel von Power PC- auf Intel-Prozessoren.
1995 erzielte Apple mit den Modellen 8500 und 9500 zwei große Fortschritte. Zum einen wurde die Geschwindigkeit auf bis zu 200 Mhz gesteigert – bei dem erstmals angebotenen Multi-Prozessorsystem auf 2x 180 Mhz. Zum anderen verwendete Apple endlich den bereits aus der PC-Welt bekannten PCI-Bus und verabschiedete sich damit vom betagten NuBus, dessen geringe Bandbreite bisher eine Verwendung moderner Grafikkarten und diverser Erweiterungskarten verhinderte. Spieler konnten so zum Beispiel ‚Voodoo‘-Karten (3D-Beschleuniger) von 3DFX verwenden.
Power Macintosh G3
Der G3 war der erste High-End-Rechner, der nach Steve Jobs’ Rückkehr zu Apple und Aufstieg zum Interim-CEO eingeführt wurde. Der verbaute Power PC 750-Prozessor basierte auf dem eigentlich für mobile Rechner gedachten 603e, war aber wegen des externen Level-2-Cache viel schneller als frühere Power PC-Prozessoren. Nur die Power PC 604e und 604ev erreichten seinerzeit eine ähnliche Performance. Kunden konnten wählen zwischen Taktraten von 233 Mhz bis 300 Mhz und drei Gehäusevarianten: Desktop-Rechner, Mini-Tower und ein dem späteren iMac ähnlichen All-in-One-Gerät.
Power Mac G4
Die von Steve Jobs vorgenommene Reduktion der Apple-Produktpalette spiegelte sich auch im Namen des leistungsstärksten Mac wider: Aus dem etwas sperrigen „Power Macintosh“ wurde der dynamische „Power Mac“. Zudem legte Apple den beigen PC-Look früherer G3-Revisionen endgültig ad acta – der Power Mac G4 erhielt ein dem bunten iMac angepasstes Plastik-Design. Die beste PR-Maßnahme für den G4 lieferte China. Dort wurde der G4 wegen seiner hohen Performance als „Waffe“ klassifiziert und erhielt ein Import-Verbot. Da Apple-Rechner auf dem China-Markt traditionell sowieso kaum eine Rolle spielen, konnte Apple mit dem Einfuhrverbot leben und nutzte die Maßnahme stattdessen als Marketing-Aufhänger für den „schnellsten PC der Welt“. Der G4 war bis zu dreimal schneller als sein Vorgänger, was auch an dem Prozessor-Feature ‚AltiVec‘ lag.
Probleme bei der Produktion zogen jedoch zunächst eine Reduzierung der Taktrate nach sich. Motorola konnte die hohen Erwartungen an den Prozessor nicht erfüllen – durch die Stagnation bei der Weiterentwicklung verlor Apple immer weiter an Boden zur leistungsstarken WinTel-Konkurrenz (Windows-Rechner mit Intel-Prozessoren). Intel schaffte es, die Taktrate des Prozessors im öffentlichen Bewusstsein als alleinigen Indikator für Leistungsfähigkeit zu etablieren. Weil die G4-Prozessoren den Intel-Chips von den Taktraten her hoffnungslos unterlegen waren, versuchte Apple die Kunden über den „Megahertz Myth“ von der Konkurrenzfähigkeit des G4 zu überzeugen. Auf der Macworld 2001 verglich Jon Rubinstein (damaliger Senior Vive President für Hardware bei Apple) einen Power Mac G4 (867 MHz) mit dem Pentium 4 (1,7 GHz) und versuchte zu erklären, warum es nicht nur auf die Taktrate eines Prozessors ankommt.
Trotz aller PR-Maßnahmen schaffte es Apple nicht, die Öffentlichkeit von der angeblichen Überlegenheit des G4 zu überzeugen – zumal die Vorteile des G4-Prozessors nur in ganz speziellen Bereichen zum Tragen kamen. Die Performance-Schere zwischen Macs und PCs ging bis zum Erscheinen des Power Mac G5 immer weiter auseinander zugunsten von Intel-Rechnern.
Power Mac G5
Ein schnell wieder entfernter Eintrag auf der Apple-Homepage steigerte die Erwartungshaltung vor der WWDC 2003 ins Unermessliche. Der Apple Online Store zeigte für kurze Zeit einen neuen Power Mac, dessen Leistungsdaten den betagten Power Mac G4 noch älter aussehen ließen. Steve Jobs präsentierte den neuen Power Mac G5 auf der Entwickler-Konferenz unter großem Applaus und zeigte seinen Stolz über den „schnellsten Personal Computer der Welt“ – zudem sei der G5 der „weltweit erste 64-Bit Desktop-Prozessor“. Apple führte mit dem G5 das Gehäuse-Design aus Alu ein, das für die nächsten 10 Jahre das Aussehen des High-End-Geräts bestimmen sollte.
Der PPC 970-Prozessor von IBM mit zunächst maximal 2GHz konnte zwar nicht in jeder Disziplin die Geschwindigkeits-Krone erringen, war aber ein großer Leistungssprung im Vergleich zum Vorgänger und überzeugte Fans und Medien. Weitere Stärken des Power Mac G5 waren die hohe Bandbreite (bis zu 20 GB/s) und gute Erweiterbarkeit. Auf die anfängliche Euphorie folgte aber – ähnlich wie beim G4 – in den Folgejahren Ernüchterung, da die Entwicklung abermals stagnierte und Intel den Geschwindigkeits-Abstand wieder sukzessive vergrößerte. Berühmt ist Steve Jobs’ Entschuldigung auf der WWDC 2005, den bereits zwei Jahre vorher versprochenen G5 mit 3 GHz leider immer noch nicht liefern zu können. Wegen der lahmenden Power PC-Entwicklung wechselte Apple schließlich zu Intel-Chips und präsentierte die ersten Intel-Macs auf der Macworld im Januar 2006.
Mac Pro (2006)
Rein äußerlich sieht man kaum Veränderungen zum Power Mac G5 – im Inneren hat Apple aber durch die Umstellung auf Intel-Chips keinen Stein auf dem anderen gelassen. Der Wechsel von IBMs Power PC-Prozessoren auf Intel-Chips erreichte das High-End-Produkt als letztes. Alle anderen Apple-Rechner liefen bereits mit Intel-Hardware, als der Mac Pro im August 2006 im Rahmen der WWDC (Worldwide Developers Conference) präsentiert wurde. Ausgestattet mit zwei Dual-Core Xeon-Prozessoren von Intel (Woodcrest) – einer besonders leistungsfähigen Version des Intel Core 2 Duo für Server und Workstations – war der Mac Pro ungefähr doppelt so schnell wie sein Vorgänger mit IBM-Prozessoren.
Weitere Unterschiede zum Power Mac G5 sind ein zusätzlicher Schacht für optische Laufwerke, mehr USB- und Firewire-Ports an der Frontseite und nur noch ein großer Lüfter auf der Gehäuse-Rückseite (gegenüber zweien beim Power Mac G5). Der Mac Pro lief wesentlich energieeffizienter, kühler und leiser als der Power Mac G5. Apple warb zwar mit dem Attribut „64-Bit“ im Zusammenhang mit den Xeon-Prozessoren, verschwieg aber, dass das EFI (Extensible Firmware Interface) nur in 32-Bit lief. Daher ist Mac OSX Lion (10.7) die letzte OSX-Version, die auf dem Mac Pro von 2006 lauffähig ist. Mountain Lion (10.8) setzt bereits 64-Bit-EFI voraus. Alle folgenden Mac Pro-Modelle unterstützen dagegen OSX bis zur aktuellen Version 10.9 (Mavericks).
Mac Pro (2008-2012)
Eineinhalb Jahre nach Veröffentlichung des Ur-Mac Pro spendierte Apple seinem High-End-Rechner das erste größere Hardware-Upgrade – der Intel-Chipsatz 5400 löste den 5000X ab. Im Jahr 2009 wechselte Apple auf die Nehalem-Architektur und gab dem Kunden die Wahl zwischen einem (Bloomfield) oder zwei Quad-Core Intel Xeon (Gainestown). Die Folgejahre sahen nur noch kleinere Geschwindigkeitsverbesserungen – das Modell von 2012 sorgte deswegen sogar für eine Kontroverse.
Direkt nach der WWDC präsentierte Apple im eigenen Online-Store die bislang letzte Aktualisierung des Mac Pro mit dem kleinen Schriftzug „neu“ – und erzeugte einen Sturm der Entrüstung. Bereits in den Jahren zuvor hatten sich diverse Apple-Kunden in den einschlägigen Foren und bei Apple direkt darüber beschwert, dass der Mac Pro zu selten aktualisiert werde, Apple sich als Unternehmen immer mehr Richtung Lifestyle bewege und den professionellen Nutzern keine Beachtung mehr schenke.
Der Mac Pro von 2012 war Wasser auf die Mühlen der Kritiker – zu gering erschienen vielen Nutzern die Verbesserungen (etwas gehobener Prozessortakt) gegenüber dem Fehlen von USB 3 und Thunderbolt sowie der Verwendung einer drei Jahre alten Grafikkarte (Radeon HD 5770). Sogar der ehemalige Apple-Entwickler Andy Hertzfeld äußerte Bedenken wegen des „lahmen Updates“. Auf Facebook wurde gar die Protest-Gruppe ‚We Want a New Macpro‘ gegründet und bekam binnen kurzer Zeit über 18.000 ‚Likes‘. Mit dem halbherzigen Update und dem größere Neuerungen suggerierenden Schriftzug „neu“ schoss sich das Unternehmen aus Cupertino ein klassisches PR-Eigentor.
Mac Pro (2013)
Auf der WWDC 2013 leitete Phil Schiller die Präsentation des neuen Mac Pro ein mit dem etwas trotzigen „Wir sind also nicht mehr innovativ? Von wegen…“ (Can’t innovate anymore, my ass!“). Ihm merkte man den Ärger über die vielen negativen User- und Pressekommentare der letzten Jahre an. Mit dem neuen Mac Pro will Apple auch im professionellen Sektor (wieder) das Non-Plus-Ultra bei Design und Leistung sein.
Der Mac Pro kostet im Basismodell 2.999 EUR und kommt mit Intel Xeon E5 Quad-Core (3,7 GHz), 12 GB DDR3 ECC RAM (1866 MHz) und zwei AMD FirePro D300 Grafikkarten (jeweils 2 GB GDDR5 VRAM) – zudem gibt es 256 GB PCIe basierten Flash-Speicher. Phil Schiller betonte die vielfältigen Möglichkeiten für externe Erweiterungen. 6 Thunderbolt 2 Anschlüsse bieten unter anderem die Möglichkeit, bis zu drei 4K-Displays gleichzeitig zu betreiben.