Vom iPod zum HomePod – Apples Musikstrategie im Wandel der Zeit
Die USA werden zur iPod-NationDie wachsende Popularität von Gadgets zur Jahrtausendwende führte bei Apple zu der Frage, warum es der Konzern nicht auch mal mit einem selbstentwickelten iDevice probieren soll. Dadurch könne ein neuer Markt erschlossen und das Apple-Ökosystem ausgeweitet werden, so die Überlegung.
Ein mobiler Musikplayer war naheliegend, da dessen Marktchance für Steve Jobs praktisch grenzenlos erschien. „Musik spielt im Leben jedes Menschen eine Rolle. Darum ist die weltweite Zielgruppe riesengroß“, so der damalige Apple-CEO. Zudem fiel Apple-Programmierern bei ihrer Arbeit an der ersten iTunes-Version auf, wie umständlich die damaligen MP3-Player zu bedienen waren. Genau wie später beim iPhone erkannte Apple das gigantische Potenzial eines Marktes, den die Konkurrenz bislang nur mit halbgaren Produkten belieferte.
Zusätzlich antizipierte Jobs eine vielversprechende Wechselwirkung mit anderen Apple-Produkten. Wer sich einen Mac kaufe, werde auch auf den perfekt damit zusammenarbeitenden iPod aufmerksam, so Apples Hoffnung. Und der erste iPod setzte ohnehin einen Mac voraus, da es noch keine iTunes-Version für Windows gab.
1.000 Songs in der HosentascheSteve Jobs beauftragte den damaligen Hardware-Chef Jon Rubinstein mit der iPod-Konzeption. Apple wagte sich damit erstmals seit Mitte der 1990er-Jahre wieder auf neues Gadget-Terrain. Doch die Ernüchterung folgte schnell, da Rubinstein ein Dilemma aufgrund der seinerzeit verfügbaren Technologie ausmachte. Entweder das Gerät wurde zu groß und sperrig oder die Akkulaufzeit und der Speicherplatz reichten nicht, um konkurrenzfähig zu sein.
Ein Besuch bei Toshiba brachte schließlich den Durchbruch. Der Speicherhersteller hatte eine 1,8-Zoll-Festplatte entwickelt, die wie für den iPod gemacht war. Die HDD ermöglichte eine Bauweise, die kompakt genug für die Hosentasche war und trotzdem vergleichsweise viel Platz für Lieder bot. Rubinstein beauftragte Tony Fadell mit der Fertigung des ersten iPods, den Steve Jobs im Oktober 2001 präsentierte. Der Apple-Chef nannte vier entscheidende Vorteile gegenüber Konkurrenzprodukten:
- Die kompakte Größe eines Kartenspiels in Kombination mit Speicherplatz für laut Apple 1.000 MP3s (5 Gigabyte)
- Firewire für schnelle Dateikopien vom Mac auf den iPod
- Automatische Synchronisation mit iTunes
- Die Apple-typisch intuitive Bedienung
Der Bedienkomfort war der kritischste Punkt. Andere MP3-Hardware oder tragbare CD-Player versprachen zwar auch mobilen Musikgenuss. Doch deren Bedienung und der Songabgleich mit dem Rechner waren oft umständlich und langsam. Die Funktionsweise des iPods verstand dagegen jedes Kind.
StartproblemeDer iPod war kein sofortiger Hit. Marktkenner und Kunden reagierten zunächst verhalten. Der vergleichsweise hohe Preis von 399 US-Dollar schreckte diverse Interessenten ab. Im Internet kursierten schnell spöttische Ausdrücke wie
idiots Price our devices, für die die Abkürzung „iPod“ stehen könnte. Auch die Beschränkung auf den Mac schloss viele potenzielle Kunden aus.
Der Siegeszug des iPodsMehrere Faktoren bedingten in den Folgejahren den Siegeszug des iPods. Apple optimierte beispielsweise die Bedienung und den Formfaktor des MP3-Players. Doch am wichtigsten für die explodierenden Umsatzzahlen waren der Schnittstellenwechsel auf USB, die iTunes-Version für Windows, preisgünstigere Modelle wie der iPod nano und der iTunes Music Store. Auch Werbekampagnen wie die Silhouetten-Clips mit den weißen iPod-Kopfhörern befeuerten die Verkäufe und festigten den Coolness-Status des Geräts. 2006 war der iPod erstmals das umsatzstärkste Apple-Produkt, noch vor dem Mac.
Sogar Präsidenten zeigen ihr iDeviceApples Musik-Gadget entwickelte sich zu einem Massenphänomen. 2004 erklärt
Newsweek die USA zur „iPod-Nation“. Unzählige Prominente – wie etwa Bono von U2 – und sogar US-Präsident George W. Bush zeigten öffentlichkeitswirksam ihren iPod. Auch Bush-Nachfolger Barack Obama nutzte den iPod als PR-Instrument. Kurzum: Wie der Walkman in den 1980er-Jahren wurde der iPod im neuen Jahrtausend zum Synonym für mobiles Musikhören.
Marktexperten wunderten sich, dass der erste erfolgreiche MP3-Player nicht von einem Musikgiganten wie Sony kam, sondern von einem Computerhersteller. Es war erst der Anfang von Apples Vorstoß in den Musikmarkt.