Steve Jobs bezeichnete die Blu-ray einst als Sack voller Probleme und setzte mit Apple TV und iTunes Store schon vor Jahren voll auf das Online-Angebot von Filmen, Serien und Musik. Da das Internet immer schneller und günstiger wird, bevorzugen inzwischen viele Kunden Online-Dienste wie Netflix, iTunes oder Amazon Prime gegenüber DVDs oder Blu-rays.
Der bisherige Misserfolg der Blu-ray ist aber nur Symptom eines sich wandelnden Marktes, auf dem lokale Speichermedien immer mehr an Bedeutung verlieren und Cloud-Speicher immer wichtiger wird. Anlässlich des stetig kleiner werdenden Marktes optischer Medien werfen wir einen Blick zurück auf Apples Firmengeschichte und zeigen, welche Generationen von Speichermedien Apple schon verwendete und welche diesbezüglichen Zäsuren den gesamten Computer-Markt beeinflussten.
Am Anfang war die Kassette
Die beiden ersten Apple-Rechner I und II setzten ursprünglich auf ein Speichermedium, das man heute – wenn man denn alt genug ist, es überhaupt noch zu kennen – eher mit Musik in Verbindung bringt: Die Audio-Kassette. Die im damals noch jungen Nischenmarkt der Personal Computer (PC) häufig eingesetzte Speichermöglichkeit auf Magnetband wurde über ein externes Interface mit dem Rechner verbunden.
Da Apples erster Computer von Haus aus lediglich die Schnittstelle zwischen Prozessor, RAM, Monitorausgabe und Tastatureingabe mitbrachte, war ein externer Kassettenspieler für die Installation eines Betriebsystems wie BASIC und dessen Speicherplatzbedarf essentiell. Die für den Anschluss benötigte Cassette-Interface-Karte bot Apple für 72 US-Dollar an.
Auf eine 30-Minuten-Kassette passten etwa 100 Kilobyte an Daten. Die Lese- / Schreibraten lagen bei ungefähr 300 Bit/s bis 5 kBit/s – bei einer angenommenen Geschwindigkeit von 1 kBit/s ist ein heutiges 24fach-DVD-Laufwerk ungefähr 267.000mal schneller.
Neben dem geringen Tempo war Apple auch das umständliche Handling ein Dorn im Auge. Da die Kassette im Gegensatz zu Diskette und Festplatte ein lineares Medium ist, müssen Daten auf dem Band über langwieriges Spulen gesucht werden – ein Geduldsspiel, das spätestens seit dem Apple II weder professionell wirkte noch zu Apples Out-of-the-Box-Credo passte. Es musste also etwas neues her.
Die Ära der Floppy Disk
Der damalige Apple-Präsident Mike Markkula war genervt. Das Scheckheftprogramm, das er auf seinem Apple II nutzte, brauchte von einer Kassette über vier Minuten, bis es einsatzfähig war. Also setzte Markkula Ende 1977 auf einem Treffen des Apple-Vorstands ein Produkt ganz oben auf die Liste der Firmenziele: ein Floppy-Disk-Laufwerk.
Mit Disk II präsentierte Apple 1978 schließlich ein selbst entwickeltes Diskettenlaufwerk (5,25 Zoll), das nicht nur schneller und praktischer war als Datenspeicherung auf Audio-Kassetten, sondern den Apple II gegenüber preisgünstigeren Mitbewerbern wie Radio Shack TRS-80 und Commodore PET technisch aufwertete und somit noch attraktiver für Kunden machte.
Apple-Mitbegründer Steve Wozniak persönlich entwickelte das Speicherlaufwerk und bezeichnete die Arbeit daran später als seine großartigste Erfahrung bei Apple. Disk II und die erste PC-Tabellenkalkulation VisiCalc seien essentiell für den Erfolg des Apple II gewesen. Zwar war Wozniak zunächst nicht sehr bewandert im Bereich Speichermedien, eignete sich aber binnen kurzer Zeit genug Fachwissen an, um die damalige Technik der Laufwerk-Controller zu verbessern.
Eine der größten Herausforderungen war die exakte Synchronisierung von Lese- und Schreibvorgängen. IBM etwa nutzte dafür bei den eigenen Laufwerken komplexe (und teure) Schaltkreise. Wozniak fand aber heraus, wie man es einfacher und kostengünstiger per Software lösen kann.
Während Wozniak Tag und Nacht am Prototyp der Disk II tüftelte, sorgte Steve Jobs dafür, dass Apple von Hardware-Lieferant Shugart ein möglichst kostengünstiges (100 US-Dollar Einkaufspreis) und nur mit den allernötigsten Komponenten ausgestattetes Floppy-Laufwerk erhielt (SA390), das später als Apple-eignes Disk II vertrieben wurde.
Wozniak reduzierte nicht nur die erforderlichen Hardware-Komponenten und Chips des Speichercontrollers, sondern erhöhte obendrein die Effizienz der Datenaufzeichnung im Vergleich zu Konkurrenzmodellen.
Die 5,25-Zoll-Diskette hatte eine Kapazität von 113 KB (bis Apple DOS 3.2.1) bzw. 140 KB (ab Apple DOS 3.3). Der Speicherplatz war aber nicht auf diese Werte beschränkt; mit einem einfachen Handgriff konnte er verdoppelt werden. Dafür musste der User die Diskette bloß wenden und mit einer zweiten Schreibkerbe versehen – sehr praktisch in einer Zeit, die von extremer Speicherknappheit geprägt war. Woz sagte später über sein ‚Werk‘: „Computer-Entwickler bezeichneten das endgültige Hardware-Design als brillant. Das war ein Layout mit künstlerischem Wert.“
Disk II kam Mitte 1978 auf den Markt. Vorbesteller mussten 495 US-Dollar für das Paket aus Laufwerk und Disk-Controller zahlen. Sobald Apple das Floppy-Laufwerk vorrätig hatte wurde der Preis um 100 US-Dollar erhöht. Trotzdem war Disk II damit immer noch günstiger als alle Diskettenlaufwerke der Konkurrenz. Spätere Inkarnationen wie Disk III, DuoDisk und UniDisk 5.25 unterscheiden sich vor allem optisch von der ursprünglichen Disk II; technisch veränderte sich kaum etwas.
Disk II war für Apple in mehrerlei Hinsicht extrem profitabel. Zum einen konnten sich Jobs und Co. wegen der Materialkosten von zunächst etwa 140 US-Dollar und später nur noch 80 US-Dollar über eine hohe Marge freuen. Zum anderen beförderte das Diskettenlaufwerk den Apple II von einem Gadget für Hobby-Programmierer zu einem Objekt der Begierde für Unternehmen und Anwender aller Couleur. Fach-Autor Frank Rose (West of Eden) geht sogar so weit zu sagen, dass Disk II für Apple genauso wichtig war wie die Computer selbst.
Der erste Macintosh (128k) revolutionierte mit seiner grafischen Benutzeroberfläche im Jahr 1984 nicht nur den Heimcomputermarkt, sondern bot zudem erstmals serienmäßig ein Diskettenlaufwerk für 3,5-Zoll-Medien in Apple-Rechnern. Das drei Jahre zuvor von Sony vorgestellte Speichermedium hatte es jedoch zunächst schwer auf dem Markt.
Der vergleichsweise hohe Anschaffungspreis und eine Fülle an Konkurrenten, die alle um den Format-Standard in den USA kämpften, verhinderten einen schnellen Erfolg. Zudem konnten Kunden und PC-Hersteller nur langsam von den Vorteilen – kompakter, robuster, mehr Speicher – der neuen Disketten überzeugt werden.
Als ein Konsortium aus 23 Speichermedien-Unternehmen das originale Sony-Diskettendesign schließlich – mit kleineren Abänderungen – zum Marktstandard erklärte und Apple das Laufwerk obendrein noch serienmäßig im legendären Ur-Macintosh verbaute, stand dem Siegeszug von Sonys Diskette nichts mehr im Weg.
Schon auf den ersten 3,5-Zoll-Medien war deutlich mehr Platz als auf den althergebrachten 5,25-Zoll-Disketten. Die Speicherkapazität von ursprünglich 400 KB vergrößerte sich in den Nachfolgevarianten nach und nach auf insgesamt 1,44 MB.
ProFile (externe Festplatte)
Disketten waren zwar ein vergleichsweise günstiges und verbreitetes Speichermedium, sie hatten aber einen entscheidenden Nachteil: Es passten kaum Daten drauf. Zudem wollte Apple für den 1980 eingeführten Rechner Apple III ein ähnlich attraktives Zugpferd, wie es Disk II für Apple II gewesen war.
Im Herbst 1981 präsentierte Apple schließlich seine neue Speicherlösung: ProFile, eine externe Festplatte mit zunächst 5 Megabyte Platz – also etwa das 36-fache dessen, was auf eine 5,25-Zoll-Diskette passte. Das Ganze hatte aber auch seinen Preis: 3499 US-Dollar. Die Speichergröße wurde später auf 10 MB verdoppelt.
ProFile war die erste von Apple selbst entwickelte Festplatte; nur das Hardware-Grundgerüst, welches unter anderem aus Schrittmotor und -mechanismus besteht, wurde von Seagate geliefert. Da weder Apple III noch der 1983 veröffentlichte High-End-Rechner Lisa den erhofften Erfolg brachten, machte Apple die externe Festplatte schließlich mit Apple II, dem immer noch mit Abstand populärsten hauseigenen Rechner, kompatibel.
Die erste speziell für den Macintosh entwickelte externe Festplatte erschien 1985 unter dem Namen Hard Disk 20 mit ebenso viel MB Speicher. Der Nachfolger Hard Disk 20SC mit SCSI-Interface bot ein Jahr später erstmals plattformübergreifende Kompatibilität mit sämtlichen Apple-Computern (Macintosh, Lisa, Apple II) und Dritthersteller-PCs.
Der Abschied von optisch-magnetischen und optischen Speichermedien
Experten wie Anwender rieben sich 1998 gleichermaßen verwundert die Augen: Hat Apple DEN Speicherstandard der letzten 10 Jahre im neuen Prestige-Rechner iMac wirklich nicht verbaut? Ein fast undenkbarer Schritt in einer Zeit, wo Floppy-Drives zu einem Mac oder PC gehörten wie ein Strom-Netzteil. Wo Apple mit dem ersten Macintosh noch den Siegeszug der 3,5-Zoll-Diskette eingeleitet hatte, trugen sie 1998 das bereits hoffnungslos veraltete Format endgültig zu Grabe.
Apples Kommentar fiel gewohnt lapidar aus: „Die Floppy Disk ist eine sterbende Art.“ Stattdessen gab es zwar ein (damals) modernes CD-Laufwerk – dieses konnte Medien aber nur lesen, jedoch nicht beschreiben. Unter dem neuen CEO Steve Jobs zog Apple die Linie gnadenlos durch, sich so schnell wie möglich von als veraltet empfundener Technik zu trennen, um keine Unternehmens-Ressourcen in Altlasten zu verschwenden.
Im Rückblick wirkt Apples Verzicht weniger radikal und mehr als konsequentes Abschneiden alter Zöpfe. CD-ROMs boten fast 500mal mehr Platz und lieferten eine wesentlich schnellere Datenübertragung (max. 3600 kByte/s bei 24-facher CD-Geschwindigkeit).
Der erste iMac machte aber nicht nur durch Hardware-Verzicht auf sich aufmerksam, sondern verhalf gleichzeitig der USB-Schnittstelle dabei, schnell zum plattformübergreifenden Standard zu werden. Damit wurden auch USB-Sticks immer populärer, die nach und nach die Floppy-Position des praktischen und mobilen Datenspeichers einnahmen und die Verwendungsmöglichkeiten sogar noch erweiterten – oder kann sich jemand eine Floppy-Disk am Schlüsselbund vorstellen?
10 Jahre nach dem kontroversen Verzicht auf Floppy-Disks wagte sich Apple an die Abschaffung des nächsten omnipräsenten Mediums: CD bzw. DVD. Das mit „es liegt was in der Luft“ vorgestellte Macbook Air konnte nur so dünn gebaut werden, weil Apple auf das sonst bei Desktops und Laptops übliche DVD-Laufwerk verzichtete und ganz auf Flash-Speicher setzte.
Der Aufschrei hielt sich im Vergleich zu 1998 aber in Grenzen, auch weil Apple – bis heute – gegen Aufpreis ein externes DVD-Laufwerk anbietet und das Macbook Air über die Funktion Remote Disc sogar Laufwerke von anderen Rechnern via Wifi nutzen kann.
Das Macbook Air war aber nur der Anfang. Die Retina-Varianten des Macbook Pro müssen inzwischen von Haus aus auch ohne optische Medien auskommen. Grund für diese Entwicklung ist das immer schnellere Internet und damit die Möglichkeit, auch größere Datenmengen online zu übertragen oder in einer Cloud zu speichern.
Für Apple hat dies den angenehmen Nebeneffekt, dass Kunden auch für den Medienkonsum immer mehr das Internet nutzen und Filme wie Serien zum Beispiel aus dem iTunes Store beziehen, statt sich in der Videothek nebenan DVDs auszuleihen. Auch Software wird meist nur noch als Download angeboten.
Zwar gehörte Apple ab 2005 zum Unternehmens-Konsortium der Blu-ray Disc Association (BDA) und zeigte damit Flagge für den DVD-Nachfolger, verbaute entsprechende Laufwerke aber nie. Inzwischen hat das Unternehmen aus Cupertino das Konsortium wieder verlassen. Die von Sony beklagten geringen Blu-ray-Verkäufe und die damit zusammenhängende Entwicklung zum Online-Medienkonsum hat Apple also schon vor Jahren antizipiert.
Das Unternehmen um CEO Tim Cook ist also bestens vorbereitet auf eine Zeit, in der Inhalte überwiegend online verteilt bzw. auf USB-Sticks gespeichert transportiert werden und optische Medien daher irgendwann praktisch obsolet sind.