Vor 10 Jahren: Apples teuerster Unternehmenskauf – 3 Milliarden für Beats, nur ein Aprilscherz?
Es ist eher selten, dass Apple tief in die Tasche greift und bekannte Anbieter kauft. Beispiele dafür sind NeXT (1997, 404 Millionen Dollar), Intels Modem-Sparte (2019, ca. eine Milliarde Dollar) oder Shazam (2017, rund 400 Millionen Dollar) – allem voran aber der bislang teuerste Kauf, nämlich Beats Electronics für 3,2 Milliarden Dollar. Apple stand spätestens seit 2012 vor dem Dilemma, dass sich Kaufmusik im Internet auf dem eindeutig absteigenden Ast befand, der betagte iTunes Music Store musste einen Nachfolger erhalten. Was jedem in der Branche weitgehend klar war, ließ sich jedoch nicht so einfach beheben.
Financial Times sorgt für ErstaunenVor genau zehn Jahren wartete die Financial Times mit der spektakulären Ankündigung auf, Apple habe einen Ausweg aus der Problematik gefunden, derzeit nicht im Streaming-Markt mitspielen zu können. So sei die Übernahme von Beats praktisch in trockenen Tüchern und für die Beats-Gründer Dr. Dre und Jimmy Iovine habe man wichtige Positionen bei Apple geschaffen. Die Meldung erschütterte durchaus die Branche und kam völlig überraschend – in den
Kommentaren zum damaligen Artikel war manch einem gar völlig klar, dass es sich um einen Aprilscherz handeln musste, auf den nun jeder hereinfalle.
Kurz darauf bestätigte Apple, was Dr. Dre leakteDie Bestätigung erfolgte indes noch im selben Monat. Zunächst hatte Dr. Dre nächtens ein Party-Video veröffentlicht, indem er sich als erster Rapper-Milliardär rühmte. Apple verschickte die offizielle Pressemitteilung dann am 28. Mai 2014. Diese machte recht unverblümt deutlich, dass Apple weniger an den Beats-Kopfhörern als am Musik-Sachverstand sowie den Verbindungen zu wichtigen Vertretern der Musikindustrie interessiert war. Der Preis für Dr. Dres Video lag übrigens bei 200 Millionen Dollar – so viel musste Beats vom Kaufpreis erlassen, damit Apple den Deal nicht
platzen ließ.
Das Thema "Jimmy Iovine"Marktbeobachtern zufolge sollte Jimmy Iovine als Türöffner zu den Studios fungieren, wenngleich sich bald
zeigte, dass Iovine nicht wirklich ins Unternehmen zu integrieren war. Nicht wenige lasteten ihm sogar den
verpatzten Start von Apple Music an, weswegen er nach nicht allzu langer Zeit nur noch als "Berater" fungierte – also nichts mehr zu bestimmen hatte.
Trotz aller Startschwierigkeiten versetzte die Beats-Übernahme Apple in die Lage, innerhalb kürzester Zeit einen Streaming-Dienst auf die Beine zu stellen, denn Apple Music basiert grundsätzlich auf Beats-Technologie.
Beats-Kopfhörer: Marke wird fortgeführtDie etwas schrille Marke Beats schien so gar nicht zu Apples Portfolio und Anspruch zu passen, denn die sehr basslastigen und für eine jugendliche Zielgruppe positionierten Produkte waren nicht gerade als heißer Tipp unter Audiophilen bekannt. Dazu kam die erwähnten Andeutungen Apples, sicherlich nicht vorrangig an der Kopfhörer-Sparte interessiert zu sein. Anders als allgemein angenommen, führte Apple Beats bis zum heutigen Tag fort und ist mit der Doppel-Strategie durchaus erfolgreich. AirPods und Beats-Kopfhörer teilen sich Technologie, sprechen aber unterschiedliche Zielgruppen an. Somit hatte der vor zehn Jahren erfolgte Kauf noch mehr Auswirkungen, als man damals dachte.